Beim FC Bayern verabschiedet sich Kultfigur Thomas Müller, in Leverkusen Meistercoach Xabi Alonso und Urgestein Jonathan Tah. Bochum und Kiel müssen als Absteiger in die 2. Liga. Der Rückblick auf den 33. Spieltag.
Bayern-Legende Thomas Müller beendet seine 17 Profijahre in München mit der 13. deutschen MeisterschaftBild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance
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"Es ist ein unglaubliches Gefühl nach so viel harter Arbeit. Ich genieße es sehr und hoffe, dass es nur ein Anfang war", freute sich Bayern Münchens Torjäger Harry Kane nachdem er zum ersten Mal die traditionelle Bierdusche genießen durfte, die es München immer dann gibt, wenn der FC Bayern etwas gewonnen hat.
Für Kane ist die deutsche Meisterschaft, die seit vergangenem Wochenende feststeht, der erste Titel seiner Karriere. Nach dem 2:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach gab es nun auch die Ehrung und die Übergabe der Meisterschale.
Bedeutender als die Meisterfeier auf dem Rasen war aber der Abschied von Bayern-Klublegende Thomas Müller von den eigenen Fans. Nach 25 Jahren im Verein, 17 davon als Profi, erhält er keinen Vertrag mehr.
"Ich habe es geliebt, der moderne Gladiator zu sein", sagte er nach seinem letzten Heimspiel in seiner Abschiedsrede. "Aber ich bin nicht traurig, ich freue mich auf das, was kommt - auch wenn es nicht halb so schön sein wird. Ich liebe euch alle! Macht's gut, Servus!"
BVB crasht Abschiedsparty in Leverkusen
Ein doppeltes "Servus!", beziehungsweise ein rheinisches "Tschöö!" und spanisches "Adios!", gab es beim entthronten Meister Bayer Leverkusen vor und nach dem Spiel gegen Borussia Dortmund. Neben Meistertrainer Xabi Alonso verlässt Verteidiger Jonathan Tah den Verein nach zehn Jahren.
Beide wurden vor dem Spiel geehrt und nach der Partie von den Fans gefeiert, in der sich Dortmund als Partycrasher betätigte und mit 4:2 gewann. Der BVB bewahrte sich damit die Chance auf die Teilnahme an der Champions League.
Trotz der Heimpleite gegen den BVB wird gefeiert: Xabi Alonso und Jonathan Tah klettern zu den Fans auf den ZaunBild: SVEN SIMON/picture alliance
"Nach dem Spiel war es ein verdienter Moment für alle - für die Fans, für die Spieler", sagte Alonso. "Das Stadion war für mich ein besonderes, so viel habe ich hier in den letzten drei Jahren gelernt. Ich werde das nie vergessen. Ich muss dankbar sein."
"Es kommen alle Bilder in den Kopf, die Höhen und Tiefen, die man erlebt hat, alles, was man durchgemacht hat und deswegen ist es definitiv sehr, sehr emotional", sagte Tah, der einige Tränen vergoß. "Die Verbindung zu den Jungs, zu den Fans ist unglaublich gut und deswegen fühlt es sich gerade so an, aber es ist auch gut, dass es sich so anfühlt."
Bochum und Kiel steigen ab
Tränen gab es auch bei den Spielern und Fans des VfL Bochum und von Holstein Kiel. Die Bochumer verloren ihr Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 mit 1:4 und stehen als Absteiger fest.
Trotz des bitteren Ausgangs der Saison wurde das Team schon während des Spiels von den Fans getröstet und gefeiert. "Der VfL steigt wieder auf", schallte es von den Rängen.
"Wir werden alles tun, um das zu reparieren", versprach auch Bochums Trainer Dieter Hecking mit feuchten Augen per Stadionmikrofon nach dem Spiel. Für den VfL Bochum ist es der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte.
Bitterer Ausgang einer schwachen Saison: der VfL Bochum muss nach vier Jahren wieder in die 2. BundesligaBild: Anke Waelischmiller/dpa/picture alliance
Die Kieler verloren ihr Heimspiel gegen den SC Freiburg mit 1:2 und müssen nach nur einer Saison wieder den Gang in die 2. Liga antreten. Als Aufsteiger mit kleinem Stadion und geringem Etat waren sie ohnehin als krasser Außenseiter an den Start gegangen.
"Wir können stolz darauf sein, was wir geleistet haben", sagte Trainer Marcel Rapp und haderte dennoch mit dem Ausgang. "Ich glaube, wir haben nicht die perfekte Saison gespielt, die wir für den Klassenerhalt gebraucht hätten."
Heidenheim: Relegation oder Rettung?
Wer in der Abschlusstabelle 16. wird und damit in die Relegation muss, entscheidet sich erst am letzten Spieltag. Derzeit ist der 1. FC Heidenheim Drittletzter. Der FCH gewann mit 3:0 bei Union Berlin und geht mit 29 Punkten und einem Torverhältnis von -24 in die letzte Partie am kommenden Wochenende zu Hause gegen Werder Bremen, das Heidenheim gewinnen muss, um sich zu retten.
Theoretisch in Reichweite liegen noch die TSG Hoffenheim (32 Punkte, -18) und der FC St. Pauli (32, -11). Die Hoffenheimer treten gegen den FC Bayern an, St. Pauli spielt zu Hause gegen Bochum.
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Ergebnisse und Torschützen des 33. Bundesliga-Spieltags:
Bayern München - Bor. Mönchengladbach 2:0 (1:0)
Tore: 1:0 Kane (31.), 2:0 Olise (90.)
1. FC Union Berlin - 1. FC Heidenheim 0:3 (0:1)
Tore: 0:1 Beck (12.), 0:2 Schöppner (56.), 0:3 Beck (73.)
HSV in der Bundesliga: Der Dinosaurier kehrt zurück
Der Hamburger SV steigt wieder ins deutsche Fußball-Oberhaus auf. Sechsmal war das Bundesliga-Gründungsmitglied nahe daran, in die höchste Spielklasse zurückzukehren. Erst der siebte Anlauf glückt.
Bild: Marcus Hirnschal/osnapix/picture alliance
Aufstieg geschafft!
Das war ein hartes Stück Arbeit. Ausgerechnet im "verflixten siebten Jahr" gelingt endlich die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga. Nicht weil die Hamburger überragen. Vielmehr leisten sich die Konkurrenten im "Schnecken-Rennen" um den Aufstieg einfach mehr Ausrutscher. Schon am vorletzten Spieltag bucht der HSV das Ticket für Liga eins. Immerhin mit einem Torfestival: einem 6:1 gegen den SSV Ulm.
Bild: Marcus Hirnschal/osnapix/picture alliance
Platzsturm mit Folgen
Nach dem Abpfiff stürmen die Fans den Platz, feiern ihre Mannschaft und nehmen als Aufstiegssouvenir alles mit, was sich tragen lässt. Auch die Tore müssen daran glauben und der Rasen sieht anschließend aus wie ein Schweizer Käse. Bitter: 44 Anhänger verletzen sich, teilweise schwer - die meisten, weil sie beim Sprung von der Tribüne in den Innenraum die Höhe unterschätzen.
Bild: Marcus Brandt/dpa/picture alliance
Nah dran ist auch vorbei
Allerdings haben die Fans auch lange auf den Aufstieg warten müssen. In den ersten sechs Zweitliga-Saisons wird der HSV viermal Vierter und zweimal Dritter. Ein Muster dabei: starke Hinrunde, schwache Rückrunde. 2022 ist der HSV dem Aufstieg sehr nahe. Das Relegations-Hinspiel in Berlin gegen Hertha gewinnen die Hamburger mit 1:0. Doch im eigenen Stadion verlieren sie 0:2. Aus der Traum.
Bild: Matthias Koch/IMAGO
Wieder nichts
2023 kommt es fast noch schlimmer. Am letzten Spieltag wähnen sich die Hamburger bereits als Aufsteiger, doch mit einem Last-Minute-Sieg schiebt sich der 1. FC Heidenheim noch am HSV vorbei auf Platz zwei. Die Hamburger müssen in die Relegation und sind dort gegen den VfB Stuttgart chancenlos. Nach zwei Niederlagen steht fest: Der HSV bleibt zweitklassig.
Bild: Claus Bergmann/Imago Images
Schwarzer Samstag
Der Gang in die 2. Liga im Mai 2018 ist bitter: Der HSV ist nach knapp 55 Jahren das letzte Gründungsmitglied der Bundesliga, das zuvor noch nie abgestiegen ist. Zwar gewinnt Hamburg das letzte Heimspiel gegen Gladbach, aber da Konkurrent Wolfsburg ebenfalls siegt, steht der Abstieg fest. Chaoten sorgen mit Knallkörpern und Pyrotechnik für ein unrühmliches Ende in Deutschlands Fußball-Oberhaus.
Bild: Axel Heimken/dpa/picture alliance
Remis zum Bundesliga-Auftakt
Zuvor ist Hamburg eine feste Adresse in Liga eins, auch wenn der Start etwas holprig gerät. Der HSV gilt am ersten Spieltag der neuen Bundesliga am 24. August 1963 bei Preußen Münster als klarer Favorit. Doch Münster geht vor 38.000 Zuschauern durch einen Elfmeter in Führung. HSV-Stürmer "Charly" Dörfel gelingt mit einem Kopfballtor noch der Ausgleich zum 1:1-Endstand.
Bild: dpa/picture alliance
Uns Uwe
Uwe Seeler prägt mit seinen Toren das erste Bundesliga-Jahrzehnt der Hamburger. In der ersten Saison wird "Uns Uwe" mit 30 Treffern der erste Torschützenkönig der Liga. Die Vormachtstellung im Norden verliert der HSV zunächst an Werder Bremen, das sich 1965 den Meistertitel holt. Chancen auf die Meisterschale haben die Hamburger erstmals 1975, am Ende werden sie Zweiter hinter Mönchengladbach.
Bild: Heidtmann/dpa/picture-alliance
Bierkrug zur Meisterschaft
Den ersten von insgesamt drei deutschen Meistertiteln in der Bundesliga feiert der HSV erst 1979. Überragender Spieler und Publikumsliebling ist damals der englische Nationalstürmer Kevin Keegan (Mitte l.). Paul Breitner vom FC Bayern München (Mitte r.) gratuliert Keegan mit einem bayrischen Bierkrug zur Meisterschaft.
Bild: sportfotodienst/Imago Images
Der nächste Meistertitel
Drei Jahre später reckt Manfred Kaltz (4.v.r.), berühmt für seine "Bananenflanken" in den Strafraum, die Meisterschale erneut nach oben. Die Hamburger sind zum zweiten Mal deutscher Meister und drauf und dran, die beste Adresse im deutschen Fußball zu werden. Der spätere Frauen-Bundestrainer Horst Hrubesch (l.) wird mit 27 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga.
Bild: Sven Simon/Imago Images
Gleich zwei Trophäen
Das folgende Jahr ist für den HSV das erfolgreichste der Vereinsgeschichte. Die Mannschaft um Torjäger Hrubesch (Mitte) verteidigt 1983 nicht nur den deutschen Meistertitel, sondern gewinnt auch den Europapokal der Landesmeister, das Pendant zur heutigen Champions League. Der HSV ist an der Spitze des europäischen Fußballs angekommen.
Bild: Sven Simon/Imago Images
Ende der goldenen Ära (38962034)
Das höchste Niveau kann der HSV in den folgenden Jahren aber nicht halten. Immerhin folgen noch zwei Vizemeisterschaften (1984, 1986) und der vorläufig letzte Titel der Hamburger: 1987 gewinnen "Manni" Kaltz (l.) und Co. durch einen 3:1-Sieg gegen die Stuttgarter Kickers den DFB-Pokal.
Bild: picture-alliance/S. Simon
Europapokal als Ausnahme
Doch die glorreichen Zeiten verblassen in den Folgejahren. In der Bundesliga landet der Klub häufig im Mittelfeld. Ausnahme 2000: Der HSV qualifiziert sich als Dritter für die Champions League - und erlebt beim 4:4 gegen Juventus Turin ein "Jahrhundertspiel" (Foto). In den 31 Jahren zwischen 1987 und dem Abstieg 2018 spielt der HSV aber nur neunmal europäisch - zweimal in der Champions League.
Bild: Getty Images/Bongarts/H. Schneider
Stetiger Niedergang
Die letzten Jahre in der Bundesliga werden zur "bleiernen Zeit" für den HSV. Der einstige Topklub ist Dauergast in der unteren Tabellenhälfte und im Abstiegskampf. Mehrfach schrammt der Klub nur knapp am Abstieg vorbei. 2014 und 2015 retten sich die Hamburger erst in der Relegation. Im Mai 2018 ist dann aber nach 1866 Bundesliga-Spielen Schluss.
Bild: Getty Images/Bongarts/D. Grombkowski
Zeitenwende?
Wie die Uhr im Hamburger Stadion genau dokumentiert, endet die Bundesliga-Zugehörigkeit exakt nach 54 Jahren, 261 Tagen, null Stunden, 36 Minuten und zwei Sekunden. Mittlerweile ist die Uhr angepasst worden und zählt nun die Zeit seit der Vereinsgründung am 29. September 1887. Ob sie demnächst wieder umgestellt wird?