FC Bayern: Kein Vertrag für Thomas Müller - Ende einer Ära
7. April 2025
Warum bekommt Thomas Müller bei Bayern München keinen Vertrag mehr?
Nach Angaben des Vereins lag es nicht am Finanziellen und hatte auch keine rein sportlichen Gründe, so Bayerns Sportvorstand Max Eberl. Stattdessen gehe es um die Ausrichtung des Kaders und der Teamstruktur unter Trainer Vincent Kompany.
Gleichwohl darf man davon ausgehen, dass Müllers hohes Gehalt verbunden mit der Tatsache, dass der Trainer künftig noch weniger auf ihn setzen möchte als bisher schon, den Ausschlag gegeben haben. Mit bis zu 17 Millionen Euro Jahresgehalt ist Müller einer der Topverdiener beim FC Bayern- viel Geld für einen Profi, der so gut wie nie spielt.
Nachdem die Verträge mit Jamal Musiala, Joshua Kimmich, Manuel Neuer und Alphonso Davies verlängert wurden, will und muss die Führungsriege des deutschen Rekordmeisters um Sportvorstand Max Eberl Geld einsparen. Laut dem Fußballmagazin 'kicker' bewahren die Einnahmen aus der Klub-WM in diesem Sommer die Bayern davor, in der Saison 2024/25 einen hohen Verlust zu machen. Der 35-jährige Müller ist daher einer der Leidtragenden der Sparmaßnahmen.
Warum man ihm nicht einen deutlich niedriger dotierten Vertrag, sondern gar keine Verlängerung mehr angeboten hat, bleibt fraglich und ein wenig steht Aussage gegen Aussage. Während Eberl betonte, Müller selbst habe "keinen Folklorevertrag" gewollt, schrieb der Spieler selbst in einem auf Instagram veröffentlichten Brief an die Fans des FC Bayern München, dass er sich seine Rolle als Bankspieler auch in der nächsten Saison gut habe vorstellen können. "Auch nach all den Jahren habe ich, ungeachtet meiner Spielminuten, immer noch sehr viel Spaß, mit den Jungs zusammen auf dem Platz zu stehen und gemeinsam für unsere Farben um Titel zu kämpfen."
Der Verein habe sich jedoch bewusst dafür entschieden, "mit mir keinen neuen Vertrag für die nächste Saison zu verhandeln. Auch wenn dies nicht meinen persönlichen Wünschen entsprach, ist es wichtig, dass der Verein seinen Überzeugungen folgt", so Müller.
Der Offensivspieler spielt bei den Bayern spätestens seit Anfang des Jahres kaum noch eine Rolle. In der Fußball-Bundesliga und der Champions League ist der Angreifer in diesem Kalenderjahr immer nur eingewechselt worden - meist nur für wenige Minuten.
Allerdings könnte er im Champions-League-Viertelfinale gegen Inter Mailand und den restlichen Spielen der Fußball-Bundesliga noch wichtig werden. Da Jamal Musiala sich schwerer verletzt hat, muss Kompany eine Alternative finden.
Was bedeutet Müllers Abschied für Bayern München?
Die Entscheidung ist einschneidend. Müller ist im Verein, seitdem er zehn Jahre alt ist. Er hat 24 Spielzeiten dort absolviert, davon 17 als Profi. In 497 Bundesliga-Spielen hat er 150 Tore erzielt (Stand 7.04.2025). Der Offensivspieler steht an vierter Stelle was Champions-League-Einsätze angeht und ist der einzige Spieler unter den ersten vier dieser Rangliste, der nur für einen Verein gespielt hat.
Er würde den FC Bayern als der Spieler verlassen, der in der 125-jährigen Geschichte des Klubs die meisten Einsätze absolviert und in dieser Zeit bemerkenswerte 33 Titel gewonnen hat - unter Umständen werden es am Ende sogar noch mehr. Müller ist damit jetzt schon der erfolgreichste Fußballer in der Geschichte des FC Bayern und mit 743 Einsätzen Rekordspieler der Münchener. Sein Ausscheiden wäre nicht nur das Ende einer Ära, sondern auch der Abschied einer der letzten "One-Club-Legenden" im deutschen Fußball.
"So einen wie ihn wird es nie wieder geben", sagte der ehemalige Münchener Cheftrainer Hansi Flick über Müller. Und auch Trainer-Legende Jupp Heynckes war voll des Lobes über den Angreifer. "Müller ist neben dem großen Gerd Müller der außergewöhnlichste Spieler der deutschen Fußballgeschichte", so Heynckes im Jahr 2020.
Welche Qualitäten hat Thomas Müller?
Seine Rekorde sind eine Sache, aber auch Müllers Art wird dem Fußball fehlen. Zwar ist weder der Schnellste noch der Stärkste, aber meistens zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wegen seiner Fähigkeit, den Raum auf dem Spielfeld perfekt zu nutzen, wird er respektvoll auch "Raumdeuter" genannt.
Sein Einfluss wird definitiv auch in der Umkleidekabine des FC Bayern zu spüren sein. Sein Spitzname ist "Radio Müller", weil er auf und neben dem Spielfeld unentwegt redet, seine Mitspieler anleitet und motiviert und dabei immer für einen Spaß zu haben ist. In Kombination mit der Tatsache, dass ein weiterer Veteran, Manuel Neuer (39 Jahre), ebenfalls am Ende seiner Karriere angelangt ist, steht Bayern München in den kommenden Jahren ein echter Wechsel in der Spielerführung bevor.
Welche Auswirkungen hat sein Abgang auf die Bundesliga?
Müller ist eines der internationalen Gesichter von Bayern München. Insbesondere durch den Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 hat er weltweit für Aufsehen gesorgt. Während des Turniers in Brasilien meldete Hauptsponsor 'Adidas' einen bemerkenswerten Anstieg der Nachfrage nach Trikots der Nummer 13 und Müllers Namen. Auch mehr als ein Jahrzehnt später ist seine große Popularität ungebrochen.
Seine enorme Medienpräsenz wird auch ein Verlust für die Liga sein. Müller hat fast 15 Millionen Instagram-Follower, und seine sympathische und bodenständige Art hat ihn in vielen Ländern der Welt beliebt gemacht. Seine Anwesenheit bei er Saisonvorbereitungsreisen der Bayern in Japan, Singapur und in die USA hat sowohl dem Verein als auch der Liga geholfen zu wachsen.
Wie geht es für Müller weiter?
Müller, der mit seiner Frau, der Dressurreiterin Lisa Müller in der Nähe von München ein Gestüt hat und dort Pferde züchtet, wird höchstwahrscheinlich nicht für einen anderen Bundesligisten spielen, aber Medienberichten zufolge ist ein Wechsel zu einem Team in der Major League Soccer (MLS) in den USA durchaus denkbar. Er würde damit in die Fußstapfen seines ehemaligen DFB-Teamkollegen Marco Reus treten, der in der letzten Saison zu LA Galaxy wechselte, nachdem er Borussia Dortmund nach zwölf Jahren verlassen hatte.
Danach - oder, wenn er seine Karriere nicht fortsetzen sollte, auch früher - soll er beim FC Bayern eine Funktion übernehmen und in den Klub eingebunden werden. Möglich wäre für Müller eine Rolle als Vereinsbotschafter, aber auch als eine Art Teammanager, der die Profimannschaft begleitet und unterstützt, auf jeden Fall als perfekter Repräsentant des FC Bayern - vielleicht irgendwann sogar als Nachfolger von Ehrenpräsident Uli Hoeneß.
Die Bayern dürften es auf keinen Fall verpassen, die "Beziehung mit Thomas so zu pflegen, dass er später bereit ist, einen wichtigen Posten im Verein zu übernehmen", sagte Hoeneß selbst zur Causa Müller.
Der Artikel wurde aus dem englischen Original "Thomas Müller and Bayern Munich: The end of an era?" adaptiert und am 7. April 2025 aktualisiert.