Dem FC Bayern München gehen die Abwehrspieler aus. Auf Klublegende Thomas Müller wollen sie künftig freiwillig verzichten. RB Leipzig trennt sich von Trainer Rose. Rückblick auf den 27. Spieltag der Fußball-Bundesliga.
Mit Hiroki Ito (sitzend) verletzt sich innerhalb kurzer Zeit der dritte Abwehrspieler des FC Bayern schwerBild: Frank Hoermann/Sven Simon/picture alliance
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Thomas Müller, Klublegende des FC Bayern München, und Marco Rose, bislang Trainer von RB Leipzig, haben nach dem 27. Spieltag der Fußball-Bundesliga etwas gemeinsam: Sie müssen sich einen neuen Arbeitgeber suchen - allerdings unterschiedlich schnell.
Rose wurde nach der 0:1-Niederlage seiner Mannschaft bei Borussia Mönchengladbach als RB-Coach entlassen. "Wir haben sehr lange an die Konstellation mit Marco und seinem Team geglaubt und bis zuletzt alles versucht, gemeinsam die Trendwende zu schaffen", sagte Leipzigs Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer: "Angesichts der Entwicklung und der ausbleibenden Ergebnisse sind wir allerdings fest davon überzeugt, dass wir für die verbleibenden Spiele einen neuen Impuls benötigen, um unsere Saisonziele zu erreichen."
Diesen neuen Impuls soll Zsolt Löw bringen. Der Ungar, langjähriger Assistent von Thomas Tuchel und von 2015 bis 2018 schon einmal Co-Trainer in Leipzig, soll das Team, das nun hinter den Gladbachern nur noch Rang sechs der Tabelle belegt, bis zum Saisonende noch in die Champions League und ins DFB-Pokalfinale führen.
Ende der Ära Thomas Müller beim FC Bayern?
Von Müller erfuhr man dagegen aus Medienberichten, dass er am Ende der Spielzeit, seiner 17. als Profi bei den Bayern, keinen neuen Vertrag mehr erhalten soll. Der 35-Jährige sitzt meist nur auf der Bank, ist in München mit einem zweistelligen Millionengehalt aber einer der Top-Verdiener.
Zwar hat er in dieser Saison 23 Mal in der Bundesliga gespielt, muss sich aber oft mit nur wenigen Minuten am Schluss begnügen. Müller, der kurz davor ist, sein 500. Bundesliga-Spiel zu absolvieren, hat in der Spielzeit 2024/2025 ein Tor erzielt und fünf vorbereitet. Eine Bestätigung des Klubs, dass Müller tatsächlich keinen Vertrag mehr erhalten soll, steht allerdings noch aus.
In seiner 17. Saison als Bayern-Profi sitzt Thomas Müller meistens nur auf der BankBild: Frank Hoermann/Sven Simon/picture alliance
Der Rekordmeister gewann gegen den FC St. Pauli mit 3:2. Trainer Vincent Kompany musste dabei mit den langzeitverletzten Alphonso Davies (Kreuzbandriss) und Dayot Upamecano (Knorpelschaden im Knie) auf zwei Verteidiger verzichten. Während des Spiels verletzte sich mit Hiroki Ito ein weiterer Abwehrspieler. Der Japaner brach sich einen Mittelfußknochen und fällt ebenfalls für den Rest der Saison aus. Das verschärft die Personalsituation der Bayern in der Defensive im Saisonendspurt.
"Das Gefühl, Hiroki zu verlieren, hinterlässt etwas", sagte Kompany in der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Aber es darf keine Entschuldigung für die Zukunft sein. Wir müssen weitermachen. Wir sind ein Spiel näher dran und müssen noch sieben gewinnen."
Bayer Leverkusen redet noch von Meisterschaft
Verfolger Bayer Leverkusen hatte zuvor am Freitagabend mit 3:1 gegen den VfL Bochum gewonnen und den Rückstand auf die Münchener zwischenzeitlich auf nur drei Punkte verkürzt.
"Wir sind glücklich, dass wir die drei Punkte geholt haben. Es war ein Zeichen dafür, dass wir in den verbleibenden sieben Spielen Vollgas geben", sagte Bayer-Verteidiger Jonathan Tah und gab zu, dass man in Leverkusen trotz des Rückstands auf die Bayern über die Meisterschaft rede. "Wir wollen alles geben - bis zum Ende. Natürlich sind wir davon abhängig, wie die anderen spielen", so Tah.
Die Bochumer fielen durch die Niederlage von Relegationsplatz 16 zurück auf einen Abstiegsrang, weil der 1. FC Heidenheim beim VfL Wolfsburg einen 1:0-Erfolg schaffte und in der Tabelle an den Bochumern vorbeizog. Trainer Frank Schmidt erlebte dabei sein 700. Spiel als Chefcoach auf der Heidenheimer Bank erlebte. Er ist seit fast 18 Jahren im Amt.
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Borussia Dortmund schöpft wieder Hoffnung
Da neben den Wolfsburgern mit Leipzig, Mainz und Freiburg gleich vier Anwärter auf Europapokalplätze ihre Spiele an diesem Bundesliga-Wochenende verloren, macht sich Dortmund wieder leichte Hoffnungen, am Ende vielleicht doch noch die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb zu schaffen.
Nachdem es zuletzt in der Bundesliga zwei Niederlagen gab, gewinnt der BVB gegen Champions-League-Anwärter MainzBild: Bernd Thissen/dpa/picture alliance
Der BVB (38 Punkte) besiegte die Mainzer mit 3:1 und befindet sich in der Tabelle als Zehnter noch in Lauerstellung. Auf Mainz (45), das Platz vier belegt, fehlen sieben Punkte, auf den Fünften Gladbach (43) sind es fünf Zähler. Dahinter geht es mit Leipzig (42), Freiburg (42), Augsburg (39) und Wolfsburg (38) sieben Spieltage vor Schluss recht eng zu.
Dortmunds Trainer Niko Kovac warnte jedoch davor, sich zu sehr damit zu beschäftigen. Man solle sich stattdessen auf sich selbst konzentrieren. "Ich schaue so selten wie möglich auf die Tabelle", sagte er. "Wichtig ist, dass wir unsere Hausarbeiten machen."
Ergebnisse und Torschützen des 27. Bundesliga-Spieltags:
FC Bayern München - FC St. Pauli 3:2 (1:1)
Tore: 1:0 Kane (17.), 1:1 Saad (27.), 2:1 Sané (53.), 3:1 Sané (71.), 3:2 Ritzka (90.+3)
Seit Bundesliga-Gründung 1963 haben Tausende Spieler in Deutschlands bester Fußball-Liga gespielt, einige mehr als zehn oder 15 Jahre. Diese Profis haben die meisten Einsätzen im deutschen Fußball-Oberhaus gesammelt.
Bild: Peter Schatz/dpa/picture alliance
Ditmar Jakobs - 493 Spiele
Der Verteidiger spielt für Oberhausen, TB Berlin, Duisburg und Hamburg in der Bundesliga. Jakobs wird mit dem HSV zweimal Meister (1982, 1983) und gewinnt 1983 den Landesmeister-Pokal. 1989 rutscht er bei einer Abwehraktion ins Tornetz und verfängt sich in einem Karabiner. Jakobs wird mit einem Skalpell befreit und erleidet Nervenschäden in der Nähe der Wirbelsäule. Seine Karriere ist beendet.
Bild: Herbert Rudel/picture alliance
Bernard Dietz - 495 Spiele
Dietz läuft von 1970 bis 1982 für den MSV Duisburg und anschließend fünf Jahre lang für Schalke 04 als Abwehrspieler und Defensivstratege auf. Mit 77 Bundesliga-Toren ist er der torgefährlichste Verteidiger der Liga-Historie. Einen Titel auf Vereinsebene gewinnt "Enatz", wie Dietz liebevoll genannt wird, nie. Aber er ist Teil des DFB-Teams, das 1980 in Rom gegen Belgien den EM-Titel holt.
Bild: Werner Otto/United Archives/picture alliance
Thomas Müller - 498 Spiele*
Der Offensivspieler kommt mit zehn Jahren zum FC Bayern und wird dort im Sommer 2008 zum Bundesliga-Spieler. Der Weltmeister von 2014 gewinnt mit den Bayern alles, was es zu gewinnen gibt - und das sogar mehrfach: zwölf Meistertitel, sechs DFB-Pokalsiege dazu je zweimal die Champions League und die Klub-WM. Seit Mai 2024 ist Müller Bundesliga-Rekordspieler der Bayern. (*Stand 14. April 2025)
Bild: Thomas Hiermayer/DeFodi Images/picture alliance
Stefan Reuter - 502 Spiele
Der Abwehrspieler hat mit dem 1. FC Nürnberg (1984-1988), dem FC Bayern (1988-1991) und Borussia Dortmund (1992-2004) drei Stationen in der Bundesliga. Nach seiner Zeit in München spielt Reuter eine Saison für Juventus Turin. Er wird insgesamt fünfmal deutscher Meister und gewinnt 1997 mit dem BVB die Champions League. Mit der Nationalmannschaft wird er Welt- und Europameister (1990 und 1996).
Bild: Bjoern Hake/ULMER/picture-alliance
Uli Stein - 512 Spiele
Der Torhüter ist ein Enfant terrible. Stein eckt mehr als einmal an: Bei der WM 1986 fliegt er nach einem Disput mit Teamchef Beckenbauer aus der DFB-Elf. In der Liga wird er wegen eines Faustschlags ins Gesicht von Bayern-Stürmer Jürgen Wegmann gesperrt. Wegen Schiedsrichterbeleidigungen sieht er mehrfach die rote Karte. Er spielt für den HSV, Frankfurt und Bielefeld in der Bundesliga.
Bild: Imago Images
Michael Lameck - 518 Spiele
Michael Lameck ist eine treue Seele. Der Verteidiger bestreitet all seine Bundesliga-Spiele im Trikot des VfL Bochum. Bei dessen Fans genießt "Ata" auch heute noch Kult-Status. Seinen Spitznamen trägt Lameck übrigens, weil er als Kind auf schwarzen Aschenplätzen kickt und seine Mutter ihn anschließend stets mit dem gleichnamigen Putzmittel wieder sauber schrubben muss.
Bild: Imago Images
Willi Neuberger - 520 Spiele
Es gibt kaum eine Position, auf der Willi Neuberger in seinen 17 Profijahren bei Borussia Dortmund, Werder Bremen, dem Wuppertaler SV und Eintracht Frankfurt nicht spielt. Seine Vielseitigkeit ist in der Bundesliga sein Trumpf, in der Nationalelf kommt er aber nur zu zwei Einsätzen. Neuberger ist zwei Jahre lang Rekordspieler der Bundesliga, ehe er 1985 von Klaus Fichtel überholt wird.
Bild: Imago Images
Manuel Neuer - 521 Spiele*
Sein Bundesliga-Debüt gibt Neuer mit 20 Jahren im August 2006 als Ersatz des verletzten Schalker Stammtorhüters Frank Rost. Wenig später wird er selbst die Nummer eins. Nach 156 Bundesliga-Partien für S04 wechselt Neuer 2011 zum FC Bayern. Dort lehnen ihn die Ultras zunächst ab, später lieben sie ihn. Neuer sammelt etliche Titel und ist ab 2017 sogar Kapitän. (*Stand: 7. April 2025)
Bild: Wolfgang Schneble/SvenSimon/picture alliance
Eike Immel - 534 Spiele
Schon mit 17 Jahren steht Immel bei Borussia Dortmund im Bundesliga-Tor. Er bestreitet 247 Spiele für den BVB und wechselt dann zum VfB Stuttgart, mit dem er 1992 deutscher Meister wird. Immel ist auf dem besten Weg, Karl-Heinz Körbel als Rekordspieler einzuholen, wird 1995 aber vom neuen VfB-Trainer Rolf Fringer als Torwart Nummer zwei auf die Bank gesetzt und wechselt zu Manchester City.
Bild: Imago Images
Klaus Fischer - 535 Spiele
Egal ob für 1860 München, Köln, Schalke oder Bochum - Klaus Fischer trifft immer. Mit 268 Bundesliga-Toren ist Fischer hinter Gerd Müller (365) und Robert Lewandowski (312) drittbester Torjäger der Liga-Historie. Fischers Spezialität ist der Fallrückzieher. Seine beste Zeit erlebt der gebürtige Bayer beim FC Schalke, ist dort 1972 allerdings auch in den Bundesliga-Skandal verstrickt.
Bild: Imago Images
Mirko Votava - 546 Spiele
Als Kind kommt der gebürtige Tscheche 1968, kurz vor dem Prager Frühling, mit seiner Familie nach Deutschland. Hier lernt er das Fußballspielen und spielt in der Jugend von Borussia Dortmund. Beim BVB wird Votava 1976 auch zum Profi. Nach drei Jahren bei Atletico Madrid, wechselt er 1985 zurück in die Bundesliga, zu Werder Bremen, wo er zweimal deutscher Meister (1988, 1993) wird.
Bild: Imago Images
Klaus Fichtel - 552 Spiele
Klaus Fichtel, der wegen seines Nachnamens den Spitznamen "Tanne" trägt, ist vor allem eines: verlässlich. Beim FC Schalke 04 und Werder Bremen organisiert er die Abwehr und ist in seiner Zeit einer der besten Defensivspieler der Bundesliga. Mit 43 Jahren, sechs Monaten und drei Tagen ist Fichtel bei seinem Abschied 1988 der älteste Spieler, der je in der Bundesliga auf dem Platz steht.
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Oliver Kahn - 557 Spiele
Kein Torwart steht in der Bundesliga so oft zwischen den Pfosten wie der "Titan". Nur Manuel Neuer sammelt als Torwart mehr Titel als er. Kahn, der seine Bundesliga-Karriere 1987 beim Karlsruher SC beginnt, wird mit dem FC Bayern achtmal deutscher Meister, sechsmal Pokalsieger, gewinnt die Champions League, den UEFA-Pokal und den Weltpokal. 2008 beendet er seine Karriere.
Bild: picture-alliance/dpa
Manfred Kaltz - 581 Spiele
Sein Markenzeichen ist die "Bananenflanke", eine im Bogen vor das Tor gezogene, hohe Hereingabe. Da beim HSV meist "Kopfballungeheuer" Horst Hrubesch der Abnehmer ist, bereitet "Manni" Kaltz zahlreiche Tore vor. Dank guter Freistoß- und Elfmeter-Künste ist er aber auch 76-mal selbst erfolgreich. Sechsmal trifft er auch ins eigene Netz. Mit dem HSV wird Kaltz dreimal Meister (1979, 1982, 1983).
Bild: Imago Images
Karl-Heinz Körbel - 602 Spiele
Der Verteidiger kommt 1972 als 17-Jähriger zu Eintracht Frankfurt und spielt seine gesamte Profi-Karriere hindurch für keinen anderen Verein. Er trägt das Frankfurter Trikot bis 1991 und erzielt 45 Bundesliga-Tore. "Charly" Körbel wird zwar nie deutscher Meister, gewinnt mit der Eintracht aber viermal den DFB-Pokal (1974, 1975, 1981, 1988) und einmal den UEFA-Cup (1980).