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Marie-Louise Eta bei Union: Trainer-Pionierin der Bundesliga

Michael da Silva
26. November 2023

Mit Marie-Louise Eta saß an diesem Wochenende erstmals eine Co-Trainerin in der Fußball-Bundesliga der Männer auf der Bank. Trainerin Imke Wübbenhorst weiß, worauf es ankommt, wenn eine Frau ein Männerteam trainiert.

Marie-Louise Eta, Co-Trainerin von Union Berlin
Die Bundesliga-Premiere von Marie-Louise Eta endet mit einem Punktgewinn für Union BerlinBild: Andreas Gora/dpa/picture alliance

Am Ende gab es doch noch Grund zum Jubeln: Mit einem 1:1 gegen den FC Augsburg durch ein spätes Tor von Kevin Volland holte Union Berlin immerhin einen Punkt. Ein Punkt nach zuvor neun verlorenen Bundesliga-Spielen in Folge. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, garniert mit dem Zusatzeffekt, dass man nun nicht mehr Tabellenletzter ist, sondern sich wieder vor den 1. FC Köln geschoben hat. 

Abgesehen vom Ergebnis hat der 1. FC Union Berlin nach der Trennung von Urs Fischer ein kleines Stück Bundesliga-Geschichte geschrieben, denn mit Marie-Louise Eta saß erstmals eine Frau im Trainerstab eines Männer-Bundesligisten mit auf der Bank. Die 32-Jährige ist die Assistentin von Interimscoach Marco Grote, beide hatten zuletzt die U19-Mannschaft des Vereins trainiert.

Frühes Karriereende, Ziel Trainerin

Die ehemalige Bundesligaspielerin Eta hängte mit 26 Jahren ihre Fußballschuhe an den Nagel und entschied sich für eine Karriere als Trainerin. Nach ihrem Einstieg bei Werder Bremen, ihrem letzten Verein als Aktive, ging sie 2019 zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) und betreute dort mehrere Juniorinnen-Auswahlteams. Im vergangenen Sommer wechselte sie in die Männer-Abteilung von Union. Nun wird sie, zumindest vorübergehend, als Co-Trainerin der Berliner im Bundesliga-Rampenlicht stehen.

Ihre Berufung habe nichts damit zu tun, dass sie eine Frau ist, sagte Vereinspräsident Dirk Zingler. "Diese Entscheidung war keine für eine Frau, sondern für eine Fußballlehrerin."

Wübbenhorst: "Passt perfekt zu Eta"

Neben Eta gibt es nicht viele Frauen, die von sich behaupten können, sowohl Männer als auch Frauen professionell trainiert zu haben. Eine der wenigen ist Imke Wübbenhorst, derzeit Cheftrainerin der Frauenmannschaft des Vereins Young Boys in der Schweizer Hauptstadt Bern. Ende 2018 hatte sie Schlagzeilen gemacht, als sie die Männermannschaft des niedersächsischen Oberligisten BV Cloppenburg als Cheftrainerin übernommen hatte. Als Spielerinnen hatten Wübbenhorst und Eta zwei Jahre lang gemeinsam für Cloppenburg gespielt: erst in der zweiten und dann nach dem Aufstieg auch in der ersten Bundesliga.

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"Wir waren uns sehr ähnlich", sagt Wübbenhorst der DW. Sie und Eta hätten schon damals beide Trainerinnen werden wollen. "Wir konnten auf einer höheren Ebene über Spielsysteme sprechen, etwa über Pressing. Manchmal standen wir auf dem Platz und diskutierten: 'Okay, wie können wir jetzt dieses oder jenes Problem lösen?' Und dann haben wir es auf dem Platz umgesetzt."

Die neue Rolle als Assistenztrainerin beim Männer-Bundesligisten Union Berlin passe perfekt zu Eta, findet Wübbenhorst: "Marie-Louise ist ein sehr ruhiger Mensch. Sie kann mit verschiedenen Typen von Spielern umgehen. Und ich glaube, sie arbeitet gerne im Hintergrund."

Eta hat inzwischen auch gelernt, mit Widerständen im Bereich des Männer-Fußballs umzugehen. "Klar habe ich auch gemerkt, dass der eine oder andere mir anders begegnet. Das ist natürlich nicht so schön", sagte Eta gegenüber uefa.com. "Aber ich habe versucht, mich davon freizumachen und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es geht es für mich gar nicht um Frau oder Mann, sondern immer um Vielfalt."

Überzeugungsarbeit mit Fingerspitzengefühl

Auch Wübbenhorst hat diese Erfahrung im Männerfußball gemacht. "Du musst sie [die Spieler - Anm. d. Red.] mit guten Übungen und guten Analysen überzeugen und sie weiterentwickeln", sagt die 34-Jährige. "Wenn du eine ehemalige Spielerin bist, die jetzt als Trainerin arbeitet, sind sie nicht gleich von deiner Karriere beeindruckt. Da hat es jemand wie Miroslav Klose leichter."

Als Spielerin wurde Eta - hier im Trikot von Werder Bremen - 2010 Champions-League-Siegerin mit Turbine PotsdamBild: Rauch/nordphoto/picture alliance

Wübbenhorst machte in der Saison 2019/20 auch ein Praktikum beim Bundesligisten RB Leipzig, der zu dieser Zeit vom heutigen Bundestrainer Julian Nagelsmann trainiert wurde. Man brauche Fingerspitzengefühl, wenn man es mit Profis auf höchstem Niveau zu tun habe, sagt die Trainerin. "Es gibt so viele ausländische Spieler bei Spitzenvereinen, die eine andere Sicht auf die Welt haben", sagt Wübbenhorst. "Sie sind sensibler, weil sie es gewohnt sind, im Rampenlicht zu stehen und viel Geld zu verdienen. Und wenn man sie kritisiert, muss man sehr, sehr vorsichtig sein."

Lackierte Fingernägel sind kein Kriterium

Wübbenhorst glaubt, dass Etas Engagement als Co-Trainerin von Union Berlin ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität ist. Es werde jedoch wohl noch einige Jahre Zeit, bis Assistenztrainerinnen von Männer-Sportteams in Europa so etabliert seien wie etwa in den USA: "In Europa - England, Spanien, Deutschland - ist Fußball immer noch in erster Linie ein Männerspiel. Wenn sich die Rolle der Frau ändert, und zwar in der gesamten Gesellschaft, wird es einfacher. Im Augenblick sind es noch ältere Männer mit Geld, die entscheiden, wer Trainer wird. Das muss sich ändern."

Es sei ein Fehler, wenn Frauen dächten, sie müssten ihre Weiblichkeit verbergen, um in der Männerwelt des Fußballs zu bestehen, sagt Wübbenhorst: "Ich bin eine starke Persönlichkeit, es hängt nicht von meinem Geschlecht ab, ob ich stark bin oder nicht." Sie habe sich früher einmal gefragt, ob sie wirklich mit lackierten Fingernägeln an der Seitenlinie stehen könne. "Heute bin älter und erfahrener, und ich denke: Warum nicht? Das macht mich weder zu einer guten noch zu einer schlechten Trainerin."

Premiere auch in der Champions League

Das erste Spiel als Co-Trainerin in der Bundesliga endete für Eta positiv. Und ihre Arbeit mit dem Bundesliga-Team wird noch einige Zeit weitergehen und ihr auch einen internationale Einsätze in der Königsklasse bescheren. Union verpflichtete am Sonntag mit dem Kroaten Nenad Bjelica einen Nachfolger für Urs Fischer.

Marie-Louise Eta (l.) bleibt beim Bundesliga-Team, ihr "Chef" Marco Grote (r.) geht nach der Bjelica-Verpflichtung zurück zur U19Bild: Andreas Gora/dpa/picture alliance

Er am Mittwoch in der Champions League bei Sporting Braga in Portugal erstmals auf der Bank sitzen. Zwar bringt Bjelica einen Co-Trainer mit, jedoch wird auch Eta als Assistentin im Team bleiben, so lange Sebastian Bönig, der eigentliche Co-Trainer des Bundesligateams und ehemaliger Assistent Fischers, noch pausiert. Bönig hatte aus persönlichen Gründen um eine Auszeit gebeten.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert und am 25. und 26. November aktualisiert.

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