DFB-Team löst mit Tor-Gala gegen Slowakei WM-Ticket für 2026
Veröffentlicht 17. November 2025Zuletzt aktualisiert 18. November 2025
"Heute gibt es nichts zu meckern. Ich bin schon stolz, wie die Mannschaft gegen Widrigkeiten gekämpft hat", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann und Erleichterung und Freude waren ihm deutlich anzumerken.
Pünktlich zum entscheidenden Spiel der WM-Qualifikation gegen die Slowakei hatte sein Team eine Glanzleistung gezeigt und für einen versöhnlichen Abschluss gesorgt. "Wir hatten einen holprigen Start in die Quali, heute war Druck auf dem Kessel. Jeder hat ein extrem gutes Spiel gemacht und gearbeitet wie das rosafarbene Tier."
Das DFB-Team dominierte und ließ dem Gegner von Beginn keine Chance. Nick Woltemade (18. Minute), Serge Gnabry (29.) und Leroy Sané mit einem Doppelschlag (36./41.) sorgten bereits vor dem Seitenwechsel für klare Verhältnisse. Nach weiteren Toren von Ridle Baku (67.) und Debütant Assan Ouedraogo (79.) hieß es am Ende 6:0 (4:0). Deutschland ist damit bei der Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko 2026dabei.
Nagelsmann: "Ein Bruch in der Wahrnehmung"
Doch trotz der Gala-Vorstellung vor 40.100 begeisterten Zuschauern in Leipzig, dürften die Verantwortlichen nicht nur mit positiven Gefühlen in die Zukunft schauen. Einige Probleme bleiben, die in den vergangenen Monaten offensichtlichen geworden waren.
Nach wie vor hat die DFB-Elf mit starken Leistungsschwankungen zu kämpfen - und bis zur WM bleiben nicht mehr viele Testspiele, um die nötige Konstanz zu erlangen. Fest vereinbart sind bislang zwei Heimspiele gegen die Elfenbeinküste (30. März in Stuttgart) und gegen Finnland (31. Mai in Mainz). Vorgesehen ist zudem ein Test gegen die Schweiz in Basel und ein weiterer Test gegen einen noch nicht genannten Gegner. Die WM-Generalprobe soll eine Partie gegen den WM-Gastgeber USA werden.
Bis zur Kadernominierung, die zwischen dem 25. und dem 31. Mai erfolgen soll, sind es also nur noch zwei Partien, nach denen Nagelsmann entscheiden muss, wer mit zur WM soll.
Den enttäuschenden Auftritten beim Final Four in diesem Sommer als das DFB-Team gegen Frankreich und Portugal verloren hatte, folgte ein ebenso schlechtes Hinspiel gegen die Slowakei in der WM-Qualifikation. Vor allem beim Final Four sei ein "Bruch entstanden", analysierte der Bundestrainer. "Davor wurden wir deutlich positiver wahrgenommen und haben das, glaube ich, auch selber positiver wahrgenommen."
Kleine Schritte in die richtige Richtung
Im Fernsehinterview nach dem Spiel ergänzte Nagelsmann mit Blick auf die steigende Kritik an den Leistungen seines Teams zuletzt: "Wir wünschen uns, dass die Fragen weniger kritisch sind, wenn wir gute Leistungen bringen. Solange wir aber Auftritte haben, die immer wieder Grund zur Kritik bieten, wird Kritik vorkommen."
Die Entwicklungsschritte gehen weiter in die richtige Richtung stellte Nagelsmann fest, gestand aber auch ein, dass zuletzt keine "Quantensprünge gemacht" wurden, sondern "immer kleine Steps in die richtige Richtung."
Erklärungen für die zuletzt eher weniger begeisternden Auftritte liegen teilweise auf der Hand. In nahezu allen Mannschaftsteilen musste Nagelsmann in den vergangenen Monaten auf wichtige Stammspieler verzichten.
Die Offensivkräfte Jamal Musiala und Kai Havertz fehlen mit schweren Verletzungen, in der Defensive stehen Torwart Marc-André ter Stegen sowie Antonio Rüdiger derzeit nicht zur Verfügung. Nico Schlotterbeck ist nach einer langen Verletzung gerade erst zurück ins Team gekehrt - und hat bei seinem Comeback gegen Slowakei mit einer guten Leistung gezeigt, wie wichtig er für die DFB-Elf sein kann.
Viele Baustellen für den Bundestrainer, der zudem bei seinen Normierungen immer wieder für Verwunderung sorgte. Zuletzt berief der 38-Jährige die Shootingstars Said El Mala vom 1. FC Köln und den Leipziger Ouedraogo. Beide Spieler zeigten in ihren Klubs in den vergangenen Wochen zwar gute Leistungen, haben jedoch noch nicht bewiesen das auch konstant über mehrere Monate tun zu können.
Im Gegensatz dazu mussten die Stuttgarter Nationalspieler Angelo Stiller und Maximilian Mittelstädt - beide präsentieren sich derzeit in guter Form - zu Hause bleiben.
Suche nach Konstanz
Hinzu kommen Positionswechsel, wie die von Kimmich. Der DFB-Kapitän wurde nach dem Final Four der Nations League im Sommer zum Start der WM-Qualifikation erstmals seit November 2023 wieder im zentralen Mittelfeld aufgeboten. Nach nur zwei Spielen schob ihn Nagelsmann zurück nach hinten rechts, weil es dort keinen adäquaten Ersatz gab.
"An sich ist es eine sehr, sehr lange Diskussion. Der Trainer weiß, dass ich auf beiden Positionen spielen kann, und dementsprechend kann man das nutzen", erklärte Kimmich im Oktober.
Und obwohl Nagelsmann immer wieder auf die verletzten Spielerausfälle reagieren muss, trägt er mit seinen Experimenten auch dazu bei, dass es der DFB-Elf aktuell an Konstanz, oft auch der nötigen Überzeugung sowie einem stabilen Gerüst fehlt - auch rund zwei Jahre nach seinem Dienstantritt.
WM-Titel mehr Traum als Realität
Andere Länder haben nach wie vor einen deutlichen Vorsprung gegenüber den DFB-Elf. Frankreich oder auch Portugal haben beim Final Four gezeigt, wie wichtig ein breiter Kader ist. Beide Teams konnten mit Einwechslungen aus der zweiten Reihe immer wieder positiv auf das Spiel einwirken - genau das fehlt dem DFB-Team aktuell.
Die Lücke zur Weltspitze ist nach wie vor sehr groß. Und wenn die Nationalelf im kommenden Sommer um den Titel mitspielen möchte, so wie es Nagelsmann nach dem EM-Aus angekündigt hatte, muss der Bundestrainer schnellstmöglich ein starkes Gerüst bilden.
Zudem muss er hoffen, dass Leistungsträger wie Rüdiger, Musiala und Havertz wieder fit werden und Spieler wie Sané oder Wirtz im nächsten Sommer eine ähnliche Top-Leistung abrufen, wie gegen die Slowakei. Geschieht das nicht, dürfte Deutschland auch bei dieser WM keine große Rolle spielen.
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Deutschland - Slowakei 6:0 (4:0)
Tore: 1:0 Woltemade (18.), 2:0 Gnabry (29.), 3:0 Sané (36.), 4:0 Sané (41.), 5:0 Baku (67.), 6:0 Ouedraogo (79.)
Zuschauer in Leipzig: 40.100