Fußball-WM 2026: Spielergewerkschaft FIFPRO schlägt Alarm
30. September 2025
"Es ist die perfekte Kombination, wie man Menschen nicht behandeln sollte", sagte Darren Burgess, Berater der internationalen Spielergewerkschaft FIFPRO. "Die Spieler bestreiten in der Saison eine große Anzahl von Spielen. Es folgte eine kürzere Pause als empfohlen. Und dann geht es mit einer großen Anzahl von Spielen weiter."
Dieser Zyklus wiederhole sich immer wieder, so der Australier. "Das führt im besten Fall zu einer verminderten Leistungsfähigkeit. Und im schlimmsten Fall zu Verletzungen."
Seit fünf Jahren analysiert die FIFPRO mit regelmäßigen Berichten die Belastung der Spieler im Männerfußball. Jetzt wurde der Bericht für die Saison 2024/25 präsentiert.
Ein Jahr durchgespielt
Die auf 32 Teams aufgeblähte FIFA-Klub-WM, die im Sommer in den USA stattfand, habe die ohnehin schon prekäre gesundheitliche Situation der Spieler zusätzlich verschärft, heißt. Die europäischen Topklubs Paris Saint-Germain, FC Chelsea, Real Madrid, Manchester City und FC Bayern München hätten aufgrund des neuen Wettbewerbsformats ihre Pause zwischen den Spielzeiten und die Vorbereitungsphase für die aktuelle Saison stark verkürzen müssen.
Ohne mehr gesundheitlichen Schutz und ein besseres Belastungsmanagement sei die Teilnahme vieler Spieler an der Weltmeisterschaft 2026 im nächsten Juni aber gefährdet, so der FIFPRO-Bericht.
Als abschreckendes Beispiel nennt die Gewerkschaft den marokkanischen Star Achraf Hakimi, der in der vergangenen Saison mit seinem Verein Paris St. German das Triple aus Champions League sowie Meisterschaft und Pokal in Frankreich gewonnen hatte.
Hakimi habe fast ein Jahr lang komplett durchgespielt: Die Saison begann für den früheren Spieler des Bundesligisten Borussia Dortmund bereits mit den Olympischen Spielen in Paris Mitte Juli 2024 und endete erst Mitte Juli 2025 mit dem Finale der Klub-WM.
Hakimi habe in dieser Zeit 69 Spiele für seinen Verein sowie die marokkanische Nationalmannschaft absolviert. Auf ebenso viele Einsätze kam auch Joshua Kimmich, Kapitän des deutschen Meisters FC Bayern München und des DFB-Teams. Die FIFPRO empfiehlt ein Limit von maximal 55 Spielen pro Saison.
Spiele hätten abgesagt werden müssen
Erstmals hob die Gewerkschaft in ihrem Jahresbericht über die Belastung der Profis auch den Faktor Hitze hervor. "Angesichts der Auswirkungen auf die Klub-Weltmeisterschaft und der bevorstehenden Weltmeisterschaft 2026 in den USA erschien es uns notwendig, dieses Thema in den diesjährigen Bericht aufzunehmen", sagte Alexander Bielefeld, Direktor für Politik und strategische Beziehungen bei der FIFPRO. "Das Risiko für die Gesundheit der Spieler steigt eindeutig."
Laut dem Bericht der Spielergewerkschaft hätten bei der Klub-WM vier Spiele wegen Hitze abgesagt oder zumindest verschoben werden müssen. So wurde bei der Vorrundenpartie der Bayern gegen Benfica Lissabon am 24. Juni eine Temperatur von 37 Grad Celsius gemessen.
Die so genannte "Wet-Bulb Globe Temperature" (WBGT), bei der auch Temperatureffekte durch Strahlung und Luftfeuchtigkeit eingerechnet werden, lag bei diesem Spiel bei 29,3 Grad Celsius. Nach den Empfehlungen der FIFPRO sollten Fußballspiele ab einer WBGT von 28 Grad wegen Hitze abgesagt werden.
Weitere 17 Spiele der Klub-WM, mehr als jede vierte Partie, seien mit einer WBGT zwischen 26 und 28 Grad nahe der Absagegrenze gewesen, heißt es in dem Bericht. Borussia Dortmund ließ bei einem Spiel die Ersatzspieler in der Kabine sitzen, weil die Temperaturen draußen zu hoch waren.
FIFPRO: "Fehler liegt im System"
Die Fußball-Wettbewerbe müssten an die Klimaerwärmung angepasst werden, fordert die FIPRO. "Die Klub-Weltmeisterschaft war in dieser Hinsicht ein Weckruf und ein Beispiel dafür, wie man mit solchen Umständen nicht umgehen sollte", sagte Bielefeld.
"Je intensiver und länger Athleten spielen, desto mehr sind sie der Hitze ausgesetzt", schreibt Manal Azzi, Expertin für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz bei der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, in dem FIFPRO-Bericht. "Dadurch steigt das Risiko von Ermüdung und Schwindel bis hin zu Hitzschlag und langfristigen Erkrankungen."
An sechs der 16 Austragungsorte der Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko bestehe ein "extremes Risiko" für hitzebedingte Erkrankungen, so die Spielergewerkschaft. Nicht nur die Aktiven, auch die Fans seien gefährdet. Die FIFPRO hat bereits 2024 bei der Europäischen Union eine Beschwerde gegen den überfüllten Spielkalender der FIFA angestoßen, das juristische Verfahren läuft.
"Wir werden weiter für das bestmögliche Ergebnis in dieser und vielen anderen Fragen kämpfen" sagte der Brite Alexander Phillips, Generalsekretär der FIFPRO. "Aber letztendlich läuft alles auf dasselbe Problem hinaus: Das System funktioniert nicht."
Dieser Artikel wurde aus dem englischen Original"FIFPRO: 'Risk to player health rising' ahead of 2026 World Cup" adaptiert.