Göttinger Forscher entdecken neue Affen-Art
21. September 2010Die Wissenschaftler vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) waren den Gibbons durch deren charakteristischen Gesang auf die Spur gekommen. In einer Mitteilung vom Dienstag (21.09.2010) heißt es, die Analyse von Tonfrequenz und -geschwindigkeit sowie Untersuchungen des Erbmaterials hätten gezeigt, dass es sich bei den Tieren tatsächlich um eine neue Art handelt - den Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbons (Nomascus annamensis).
Sensationelle Entdeckung
Die kleinen Pelztiere, bei denen die Männchen eine markante "Punkfrisur" tragen, sind eine von vier Gattungen von Gibbons. Dass diese sehr seltene Gibbon-Art der Wissenschaft bisher unbekannt geblieben war, erklärt Professor Lutz Walter vom DPZ mit der nur sehr schwer zugänglich Bergregion, in der die Tiere leben. Zudem hielten sich die Affen nahezu ausschließlich in den Wipfeln hoher Bäume auf. „Die Entdeckung ist eine kleine Sensation“, so der Forscher.
Gibbons gehören ebenso wie Orang-Utan, Gorilla, Schimpanse und Bonobo zu den Menschenaffen. Aufgrund ihrer geringeren Größe nennt man sie auch die Kleinen Menschenaffen. Kennzeichen der Gibbons sind ihre langen Arme und die Fähigkeit, sich mit weiten Schwüngen präzise durch höchste Baumwipfel zu hangeln.
Stark bedrohte Schopfgibbon-Arten
Bislang ging man von sechs verschiedenen Schopfgibbon-Arten aus, deren Verbreitungsgebiete durch Flüsse getrennt werden. Dem internationalen Wissenschaftlerteam ist es nun gelungen, eine siebente Art zu beschreiben, über die sie im „Vietnamese Journal of Primatologiy“ 2010 berichten.
Die Schopfgibbons gehören zu den am stärksten bedrohten Affenarten der Welt. Die Anzahl der Individuen des Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbons schätzt der Primatenforscher Christian Roos auf noch etwa 100.
Alle Schopfgibbon-Arten sind bedroht oder sogar stark bedroht. Ein Grund sei die illegale Jagd. Gibbons werden nämlich als Haustiere gehalten, gegessen und zu traditioneller Medizin verarbeitet. Eine große Bedrohung ist zudem der zunehmende Verlust ihres Lebensraumes durch Rodungen für Plantagen oder den Abbau von Bodenschätzen. Laut Roos sind die Kenntnisse über die Verwandtschaftsbeziehungen ganz wesentlich, um die Tiere effektiv zu schützen. Dadurch könnten ungewollte Kreuzungen vermieden und entsprechende Schutzgebiete ausgewiesen werden.
Als seltenste und am stärksten vom Aussterben bedrohte Affenart weltweit gilt der in China lebende Hainan-Schopfgibbon, von dem es nur noch etwa 20 Individuen gibt.
Autorin: Shenjun Liu (dpa,afp)
Redaktion: Eleonore Uhlich