Günter Grass mit Ausstellung geehrt
14. Oktober 2012Am 16. Oktober wird der Schriftsteller, Nobelpreisträger, Bildhauer, Grafiker und notorische Querdenker 85 Jahre alt. Aus diesem Anlass ist im neugestalteten Günter-Grass-Haus in Lübeck eine Ausstellung eröffnet worden. Unter dem Namen "Das Ungenaue treffen" soll sie Besucher über das Leben und das Schaffen des Autors informieren. Im Mittelpunkt stehen unter anderem bildende Kunst, der Nationalsozialismus, Frauen und politisches Engagement. Es seien die Themen, die Grass in seinem Leben begleiten hätten, sagte Museumsleiter Jörg-Philipp Thomsa.
Interaktive Schau
Die Besucher können in der interaktiven Ausstellung selbst entscheiden, wie intensiv sie sich einzelnen Themen widmen wollen. "Wir zeigen auf, dass es nur durch eine Auswahl möglich ist, ein solch komplexes Oeuvre aus sechs Jahrzehnten in einer Ausstellung darzustellen", sagte Thomsa. Die Besucher werden zu Beginn des Rundgangs eingeladen, sich an einem symbolischen Schreibtisch in die Rolle des Kurators zu versetzen und sich dort einen ersten Überblick zu verschaffen.
Das Lübecker Grass-Haus beherbergt mehr als 1200 Grafiken sowie Manuskripte Grass' aus den Jahren 1996 bis 2002. Stärker als bisher nimmt das Haus das politische Wirken des Schriftstellers in den Blick und geht dabei auch auf seine Werke in der Bildenden Kunst ein.
Grass liest aus "Eintagsfliegen" vor
Mit mehr als 70 Titeln in rund 40 Sprachen ist Grass zu einem der wichtigsten deutschen Schriftsteller geworden. Grass' größter Erfolg bleibt bis heute der 1959 erschienene Roman „Die Blechtrommel“, der das Leben im Danzig der Nazi-Zeit und der Nachkriegsjahre schildert.
Drei Tage nach seinem Geburtstag wird Grass im Deutschen Theater in Göttingen erstmals öffentlich aus seinem neuen Gedichtband "Eintagsfliegen" lesen. Das Buch, das 87 Gedichte enthält, hat wegen eines Israel-kritischen Textes bereits für Aufsehen gesorgt. Bereits im April hatte Grass das Gedicht "Was gesagt werden muss" veröffentlicht, in dem er behauptete, Israel bedrohe den Weltfrieden. Außerdem warnte er darin vor einem Angriff Israels auf den Iran. Nicht der Iran, sondern Israel mit seinen Atomwaffen gefährde den brüchigen Weltfrieden.
"Persona non grata" in Israel
Das umstrittene Gedicht löste eine heftige Debatte aus und brachte Grass national und international große Schelte ein. Die israelische Regierung erteilte ihm zudem Einreiseverbot und erklärte den Literaten zur Persona non grata.
Nach der kontroversen Diskussion im Frühjahr 2012 gibt Grass seinen Kritikern allerdings in einem Punkt recht: Er hätte seinerzeit deutlicher machen müssen, dass sich seine Kritik gegen die Regierung Netanjahu richte - nicht gegen den Staat Israel. "Das war eine Unachtsamkeit", sagte der Schriftsteller auf NDR Kultur.
GD/kle (dpa/epd/ndr)