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Gürtelrose kann ohne Behandlung lebensgefährlich werden

Gudrun Heise
1. Oktober 2021

Gürtelrose beginnt meist mit Bläschen auf der Haut, und sie kann starke Nervenschmerzen hervorrufen. Eine schnelle Diagnose und umgehende Behandlung sind nötig, um langfristige Schäden zu vermeiden.

Gürtelrose-Pusteln auf menschlicher Haut
Gürtelrose betrifft meist ältere oder immungeschwächte Menschen. Bild: Gerhard Leber/imago images

Gürtelrose ist sehr schmerzhaft, denn sie befällt die Nerven. Viele Patienten ordnen ihre Schmerzen auf einer Skala von eins bis zehn zwischen sieben und zehn ein. Eine wichtige erste Maßnahme ist die Schmerzbehandlung. "Es ist ein bohrender Schmerz, es kann ein schneidender Schmerz sein. Das ist dann schon mal die Ankündigung, dass das Virus unterwegs ist", sagt Günther Schönrich, kommissarischer Direktor am Institut für Virologie an der Berliner Charité.

"Die Pusteln und die Bläschen, die dann auftauchen, sind auf ein bestimmtes Hautareal begrenzt." Von einer Gürtelrose ist nur eine Hälfte des Körpers betroffen. Meist ist das der obere Bauchbereich. 

Von Windpocken zur Gürtelrose

Die Gürtelrose, oder auch Herpes Zoster, gehört zur Familie der Herpes-Viren, hat aber nichts mit Lippenherpes zu tun, unter dem einige immer wieder leiden. Gürtelrose ist eine Viruserkrankung mit einer Vorgeschichte. Es fängt mit den Windpocken an, einer Kinderkrankheit, die von den Varizella Zosterviren ausgelöst wird.

Dabei entstehen kleine, juckende Bläschen. Vor allem kleine Kinder, die am häufigsten von der Erkrankung betroffen sind, versuchen den Juckreiz durch Kratzen loszuwerden. Die Bläschen platzen, und es entstehen Narben. Salben können diesen Juckreiz zumindest abmildern.

Herpes Zoster: Ein unberechenbares Virus 

Herpes Zoster ist heimtückisch. Selbst wenn die Windpocken bereits abgeheilt sind, kann das Virus Jahre oder sogar Jahrzehnte später in Form einer Gürtelrose wieder aktiv werden. In der Zwischenzeit zieht sich das Virus in das Rückenmark des Patienten zurück, nistet sich in den Hirnnerven und in den Nervenwurzeln des Rückenmarks ein. Dort schlummert es unbemerkt vor sich hin und wartet auf eine Gelegenheit, um den Körper erneut eine Infektion auszulösen.

Das Herpesvirus nistet sich in den Nervenwurzeln des Rückenmarks einBild: imago/Science Photo Library

Das Virus vermehrt sich, wandert über die Nervenbahnen in die Haut und verursacht dort die für eine Gürtelrose typischen starken Schmerzen. In den meisten Fällen tritt Gürtelrose einseitig am Bauch auf, kann aber auch Teile des Gesichts, die Augen oder die Ohren befallen. Dann kann es zu einer halbseitigen Gesichtslähmung kommen. Das ist vor allem bei älteren Menschen der Fall.

Gürtelrose trifft meistens ältere Menschen

Von Gürtelrose sind meistens ältere Menschen betroffen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. 50 Prozent aller Patienten mit Herpes Zoster sind älter als 60, denn mit den Jahren wird unser Immunsystem schwächer. Kinder kommen mit dem ursprünglichen Windpocken-Virus noch gut klar. Trifft die Kinderkrankheit ältere, kann das zu einer Erkrankung mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen führen.

"Bei älteren Patientinnen und Patienten kann es dazu kommen, dass der Schmerz bleibt, selbst wenn die Hauterscheinungen verschwunden sind. Das nennt man eine postherpetische Neuralgie", erklärt Schönrich. "Diese Neuralgie kann ältere Menschen sehr stark beeinträchtigen, und sie ist in der Tat eine ernsthafte Erkrankung." Aber auch jüngere sind nicht vor Gürtelrose gefeit. 

Gürtelrose entsteht vor allem bei einem geschwächten Immunsystem

"Wenn das Immunsystem nicht mehr mitspielt, zum Beispiel nach Organtransplantationen oder nach anderen Ereignissen, die das Immunsystem beeinträchtigen, kann das Virus auch bei jüngeren hervorkriechen und die Gürtelrose verursachen", sagt Schönrich. 

Chronische Schmerzen 

Auch bei jüngeren Menschen kann es zu den für die Gürtelrose typischen, schlimmen Nervenschmerzen kommen, aber diese werden nur äußerst selten chronisch. Es ist unumgänglich, dass der Arzt sobald wie möglich Schmerzmedikamente gibt.

Dabei kann die Medikation in schlimmen Fällen bis hin zu Morphiumderivaten gehen. Die Schmerzmittel verhindern, dass sich der Schmerz manifestiert, dass sich der Körper an den Schmerz erinnert und dieser immer wieder aufflackert. 

Dauerhafte Schäden

Eine Gürtelrose kann zu dauerhaften Schäden führen. Das reicht vom Absterben betroffener Hautareale bis hin zu Phantomschmerzen. Diese sind bei Patienten bekannt, die eine Amputation durchgemacht haben und nach wie vor Schmerzen in Gliedmaßen spüren, die gar nicht mehr vorhanden sind. 

Gürtelrose taucht vor allem im oberen Bauchbereich und unter der Brust aufBild: Shotshop/imago images

Aber dieses Phänomen gibt es auch bei Gürtelrose. Da spürt der Patient dann Schmerzen am Bauch oder am Kopf, dort eben, wo die Gürtelrose ausgebrochen war.

Wichtig bei der Therapie ist, dass sich die Viren nicht weiter ungehindert ausbreiten. Damit das nicht passiert, verschreiben Ärzte anti-virale Mittel. Sie dämmen die Viren ein. 

Gürtelrose - das Expertengespräch

06:36

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Herzinfarkt und Schlaganfall

Auch wenn es nicht auf der Hand liegt: Auch andere schwerwiegende Erkrankungen können auf eine Infektion mit dem Virus Herpes Zoster zurückzuführen sein, Schlaganfall etwa oder Herzinfarkt. "Man weiß, dass sich das Virus in den Gefäßwänden vermehren und Gefäße schädigen kann. Dadurch kann es zu Entzündungen in den Gefäßen kommen und auch zu Einengungen", erklärt Schönrich. "Dadurch kommt es zu einer Minderversorgung von Hirnarealen oder den Muskelarealen im Herzen." 

Die Schädigungen, die dadurch entstehen, können dann letztendlich zum Schlaganfall oder zum Herzinfarkt führen. Auch vor anderen Organen macht das Herpes-Virus nicht Halt. "Die Leber kann betroffen sein, das Gehirn und die Lunge. Die Erkrankung kann sich generalisiert auf der Haut ausbreiten. Das kann lebensbedrohlich sein, und man muss hier auch schnell entsprechend handeln", rät Schönrich. 

Eine Gürtelrose entwickelt sich meist einmal. Nur bei etwa fünf Prozent der Patienten flackert sie ein zweites Mal auf. Damit sie gar nicht erst entsteht, gibt es Impfungen gegen die schmerzhafte Nervenerkrankung. Diese können Ärzte älteren Menschen verabreichen oder aber bereits Kinder gegen Windpocken impfen.

 

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