Während der G20-Gipfel noch nicht mal begonnen hat, sind die Proteste gegen das Treffen schon in vollem Gange. Hamburg erlebt gerade kollektiven Protestgeist mit 20-jähriger Tradition. Ein Kernthema: der Umweltschutz.
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Wie Zombies zogen die lehmverkrusteten Gestalten durch Hamburgs Innenstadt. Die Botschaft? Wir sollen nicht blind durch die Gegend schlurfen, sondern mehr Solidarität und Partizipation zeigen. Die Performance am Mittwoch (05.07.2017) war eine Idee des Kunstkollektivs "1000 Gestalten".
Am Ende der Aktion befreit sich ein Aktivist nach dem anderen von der grauen, verkrusteten Schicht, bunte Kleidung kommt zum Vorschein. Die Zombies erwachen zum Leben, tanzen und umarmen sich.
"Lieber tanz ich als G20"
Die Botschaften der diesjährigen Protestwelle sind zweifellos stark - so auch bei einer Demonstration von rund 11.000 Aktivisten an den Hamburger Landungsbrücken, die ebenfalls am Mittwoch stattfand. "Lieber tanz ich als G20" hieß es.
"Ich glaube, das ist der größte Rave, den Hamburg je hatte", kommentierte ein Teilnehmer bei Twitter. Der Zug erinnerte mit geschmückten Motiv- und Musikwagen eher an bunten Karneval als an einen wütenden Mob - und verlief genauso friedlich. Rauch gab es nur aus Nebelmaschinen, dazu Seifenblasen.
Groß, größer, Greenpeace
Auch die Umweltaktivisten von Greenpeace haben sich nicht lumpen lassen. Ob Heißluftballon oder Lichtinstallation an der Elbphilharmonie - die Organisation setzt ein unübersehbares Zeichen für den Klimaschutz.
Greenpeace fordert von den Regierungschefs der G20, dass sie ein klares Signal für eine schnelle Umsetzung des Pariser Klimaabkommens geben. Auch wenn US-Präsident Donald Trump vermutlich anderer Meinung sein wird, heißt es in einer Mitteilung von Greenpeace.
Zeitgleich veröffentlichen sie eine Studie, in Auftrag gegeben bei der finnischen Lappeenranta University of Technology. Sie vergleicht Stromerzeugungskosten für Erneuerbare Energien mit denen konventioneller Energien in den G20-Staaten. "Klimaschutz wird in den G20 immer wirtschaftlicher", sagt Tobias Austrup, Energie- und Verkehrsreferent bei Greenpeace. "Wer heute noch Geld in Kohlemeiler und Atomkraftwerke steckt, investiert in Technik, die morgen nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Vom G20-Gipfel muss ein klares Signal zum raschen Ausbau der Erneuerbaren ausgehen."
Klare Botschaft
Auch der World Wide Fund For Nature (WWF) macht seine Position unübersehbar. An der Fassade des Energieversorgungsunternehmen Lichtblick in Hamburg steht derzeit in überdimensionalen Buchstaben "The climate crisis hurts us all. Act on Paris now." WWF und Lichtblick fordern damit die führenden Industrie- und Schwellenländer auf, an den Zielen des Pariser Klimaabkommens festzuhalten und schneller zu handeln.
"Wir kämpfen weltweit an mehreren Fronten, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen", sagt Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland. "Die G20-Mitglieder sind nicht nur die führenden Wirtschaftsmächte, sondern auch die größten Umweltsünder. Mit ihrem Gewicht können und müssen sie die Waagschale zu unser aller Gunsten verschieben und uns so ein friedliches und gerechtes Miteinander auf einem gesunden Planeten ermöglichen."
Und klar ist schon jetzt: Nach dem G20-Gipfel ist vor der nächsten Klimakonferenz.
G20-Gipfel: Gegner gehören dazu
Sobald irgendwo Staats- und Regierungschefs zusammenkommen, sind Proteste nicht weit. Die Globalisierungskritiker machen ihrem Ärger seit jeher Luft - auch im Namen der Natur. Ein Rückblick.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Sabrowsky
Der Anfang: Battle of Seattle
Fast 20 Jahre ist die "Schlacht von Seattle" (1999) her. Sie gilt als inoffizieller Beginn einer neuen Welle der globalisierungskritischen Bewegung in den USA. Die Konferenz der Wirtschafts- und Handelsminister der Welthandelsorganisation (WTO) konnte damals nicht wie geplant stattfinden: Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen tausenden Globalisierungskritikern und der Polizei.
Bild: Getty Images/K.Stallknecht
Endlich vereint
Bei den Seattle-Protesten taten sich erstmals Arbeiterbewegung und Naturschützer zusammen. Ein Novum! Hand in Hand demonstrierten die beiden Parteien gegen die Welthandelsorganisation und gegen die negativen Auswirkungen der Globalisierung. Es gab zahlreiche Festnahmen - die Teamsters und Turtles hielten trotzdem zusammen.
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London: Carnival Against Capitalism
Einer der ersten international organisierten Anti-Globalisierungs-Proteste war der "Carnival against Capitalism" (J18) am 18. Juni 1999. Er fand zeitgleich zum G8-Gipfel in Köln statt. Vor allem in London und Eugene, im US-Bundestaat Oregon, ging die Post ab - mit demonstrativem Feiern.
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Genua: Eskalation und Wendepunkt
2001 demonstrierten tausende Menschen unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich" im italienischen Genua während des G8-Gipfels gegen Ressourcenverschwendung, Mangelernährung, die Schere zwischen Arm und Reich. Leider ganz und gar nicht friedlich. Die Proteste waren der Beginn einer neuen Protest-Ära - mit Tränengas, brennenden Autos und Molotowcocktails.
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Von nun an wird's ernst
20.000 Polizisten versuchten die Demonstranten unter Kontrolle zu halten. Vergeblich. Die traurige Bilanz: unzählige Verletzte, ein Toter. Der Italiener Carlo Giuliani wurde bei einer Straßenschlacht erschossen. Seitdem gilt der Grundsatz, für G8/G20-Gipfel einen Ort zu wählen, der möglichst abgelegen ist und sich gut absichern lässt.
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Garmisch-Partenkirchen: ruhig und abgelegen
2015 fand der G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern statt. Vor und während des Gipfeltreffens gab es massive Sicherheitsvorkehrungen: Gullideckel wurden zugeschweißt, Briefkästen abmontiert. Der Veranstaltungsort lag auf tausend Metern geographisch unzugänglich. Die befürchteten gewalttätigen Proteste? Es gab sie nicht. Das luxuriöse Umfeld sorgte trotzdem für herbe Kritik.
Bild: imago
Heimlicher Klimagipfel
Die Regierungschefs der G7-Staaten nahmen sich in Elmau überraschend vielen Umweltthemen an, etwa dem Meeresschutz. Sie vereinbarten, "noch wirksamer und intensiver an der Bekämpfung der Meeresvermüllung" zu arbeiten und beschlossen einen Aktionsplan. Umweltverbände vermissten jedoch eine strengere Verpflichtung zur Müllvermeidung.
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Hamburg: eine gewaltige Mischung?
Dass der G20-Gipfel 2017 wieder inmitten einer Stadt, in Hamburgs Schanzenviertel, stattfindet, ist mutig. 20.000 Beamte sollen dabei für Sicherheit sorgen. Der Veranstaltungsort sei gewählt worden, um an Hamburgs Rolle als "Tor zur Welt" zu erinnern. Ob die Aktivisten da auch ihre Zelte aufschlagen dürfen? Sie tun es einfach.
Bild: picture-alliance/Zumapress/J. Widener
Der Alternativgipfel
"Die G20 verteidigt ein System, das die soziale Ungleichheit auf die Spitze treibt," so die Macher des "Gipfels der globalen Solidarität". Er findet kurz vor dem G20-Treffen in Hamburg statt. Hier suchen Kapitalismuskritiker und Umweltaktivisten nach Alternativen zur G20-Politik. Denn die kann aus ihrer Sicht die großen Probleme der Welt wie Klimawandel, Kriege und Hunger nicht lösen.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Sabrowsky
Taten folgen lassen
In Hamburg ist die Protestwelle indes schon losgerollt. Der chinesische Kohlefrachter "Golden Opportunity" bekam sie noch vor dem Anlegen im Hafen zu spüren. Greenpeace-Aktivisten jagten mit dem Schlauchboot neben dem Frachter her und hielten Banner hoch. Auf die Bordwand sprühten sie "End Coal", bevor die Wasserschutzpolizei die Schlauchboote beschlagnahmte.