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Politik

G7: Demonstranten spielen mit Macrons Kopf

25. August 2019

Mit einem Marsch der gestohlenen Porträts protestieren vor allem Franzosen in Bayonne gegen ihren Präsidenten. Die Demonstrationen gegen den G7-Gipfel rücken näher an Biarritz heran, bleiben aber weitgehend friedlich.

Bayonne Proteste G7
Bild: DW/B. Riegert

Auf Anraten der Polizei haben die Ladenbesitzer und Kneipenwirte in der mittelalterlichen Innenstadt von Bayonne ihre Schaufenster und Türen mit Holzbrettern verrammelt. Sie befürchten gewalttätige Zusammenstöße zwischen militanten Demonstranten und der Polizei, die den Auftrag hat, unangemeldete Aufmärsche sofort aufzulösen. Am Vormittag wagen sich dann aber einige hundert Protestierer in die Altstadt im Schatten der gotischen Kathedrale. Sie tragen offizielle Porträts des französischen Präsidenten und G7-Gastgebers Emmanuel Macron vor sich her, den Kopf Macrons nach unten. "Macron kündigt als Präsident der Reichen viel an, aber er macht kaum wirkliche Umweltpolitik. Wir wollen den Unterschied zeigen zwischen seinen Reden und seinem Handeln", sagt Cecile Marchon, die für eine Klimaschutz-Organisation den Marsch der Porträts mitorganisiert hat. "Er sollte uns nicht weiter anlügen."

Genug blah blah von Macron: Demonstranten fordern Handeln oder seinen AbgangBild: DW/B. Riegert

127 Porträts aus Amtszimmern "eingesammelt"

In den Monaten vor dem G7-Gipfel, der zur gleichen Zeit in Biarritz, etwa sechs Kilometer entfernt stattfindet, haben Aktivisten 127 Porträts aus Amtsstuben in ganz Frankreich abgehängt und mitgehen lassen. Auf diesen Diebstahl stehen theoretisch bis zu fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe von bis zu 75.000 Euro. "Bisher wurde aber noch niemand angeklagt", sagt Cecile Marchon. Die Polizei hält sich in Bayonne zurück und beobachtet den Protestzug, den Marsch der Porträts nur von Weitem. Ab und zu jagt eine martialisch aussehende Motorradstaffel mit Polizisten in schwerer schwarzer Ausrüstung durch die Straßen. In der Nacht zuvor setzte die Polizei Tränengas und Wasserwerfer ein, um eine nicht angemeldete Demonstration von gewaltbereiten Protestlern aufzulösen, die Steine geworfen hatten. 68 Personen wurden festgenommen.

Die Läden zu, die Straßen leer: Polizei auf Streife in BayonneBild: DW/B. Riegert

Eskalation möglich

Nach Angaben französischer Medien sitzen im Moment 98 Personen nach den Protesten der letzten Tage rund um Biarritz in Untersuchungshaft. Ihnen wird hauptsächlich vorgeworfen, sich vermummt zu haben oder Gegenstände mit sich geführt zu haben, die zur Ausrüstung des "Schwarzen Blocks" gerechnet werden, also Holzschläger, Gasmasken, Schleudern und Ähnliches. Die Justiz in Bayonne hatte sich auf mehr Verfahren eingerichtet. Provisorische Zellen für 300 Häftlinge wurden am Bezirksgericht errichtet, 17 zusätzliche Staatsanwälte abgestellt. Es gibt Spekulationen, dass einige militante G7-Gegner versuchen könnten, am Sonntag auf die rote Sicherheitszone im völlig abgeriegelten Biarritz zu marschieren. Die Organisatoren der bislang friedlichen offiziellen Demonstrationen hatten vorsorglich sechs kleinere Proteste in Dörfern rund um Biarritz abgesagt, um eine Eskalation zu vermeiden.

Spaß machen gegen Macron: Demonstrantin mit PappnaseBild: DW/B. Riegert

Mit Humor gegen Macron

Mit gelbem T-Shirt, der Protestfarbe gegen Präsident Macron, ist eine Demonstrantin aus Biarritz nach Bayonne gekommen. Sie nennt sich Marianne. "Wie die Heldin der französischen Revolution", sagt die Frau verschmitzt. Sie hat sich eine selbstgestrickte rote Jakobiner-Mütze aufgesetzt und eine rote Pappnase angeklebt. "Man muss mit Humor gegen den G7-Quatsch vorgehen", sagt Marianne. Emmanuel Macron, den Präsidenten, hält sie für faul. Der sitze lieber am Strand als zu arbeiten. Beim Marsch der gestohlenen Porträts wollte sie unbedingt dabei sein. "Ich hoffe nur, dass alles friedlich bleibt", sagt sie. "Viele junge Leute sind sehr wütend."

Bernd Riegert Korrespondent in Brüssel mit Blick auf Menschen, Geschichten und Politik in der Europäischen Union
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