1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikGlobal

G7-Staaten fordern "Deeskalation" im Israel-Iran-Konflikt

17. Juni 2025

Beim G7-Gipfel in Kanada haben sich die Staats- und Regierungschefs überraschend auf eine gemeinsame Erklärung zum Iran-Israel-Konflikt verständigt. Kurz zuvor kündigte US-Präsident Trump seine vorzeitige Abreise an.

Die Staats- und Regierungschefs der G7 sitzen bei dem Gipfel in Kanada um einen runden Tisch herum
Die Staats- und Regierungschefs berieten am ersten Tag ihres Gipfels in Kananaskis hauptsächlich über die Eskalation zwischen Iran und IsraelBild: Mark Schiefelbein/AP Photo/picture alliance

Beim Gipfel der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) in Kanada haben sich die Teilnehmerstaaten auf eine gemeinsame Erklärung zum Konflikt zwischen Iran und Israel geeinigt. In dem vom Gastgeber Kanada veröffentlichten Text wird der Iran als "die Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors" bezeichnet. Gleichzeitig wird Israels Recht auf Selbstverteidigung ausdrücklich betont.

Die Staats- und Regierungschefs der G7-Länder - USA, Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada, Japan und Deutschland - bekräftigen in der Erklärung zudem, dass der Iran niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen dürfe.

Gruppenbild der Staats- und Regierungschefs sowie der EU-Vertreter beim G7-Gipfel in Kanada Bild: Mark Schiefelbein/AP Photo/picture alliance

Gleichzeitig wird die Bedeutung des Schutzes der Zivilbevölkerung in dem Konflikt hervorgehoben. Es wird zudem gefordert, dass die Lösung der Iran-Krise zu einer umfassenderen Deeskalation der Feindseligkeiten im Nahen Osten führen sollte - einschließlich eines Waffenstillstands im Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen.

Sorge über steigende Ölpreise

Angesichts der stark gestiegenen Ölpreise seit Beginn der Angriffe auf den Iran kündigen die G7-Staaten an, die Entwicklung auf den Energiemärkten genau zu beobachten. Man stehe bereit, gemeinsam mit gleichgesinnten Partnern koordinierte Maßnahmen zu ergreifen, um die Stabilität der Märkte zu sichern.

Israel hatte in der Nacht zum Freitag einen Großangriff auf Ziele im Iran gestartet, unter anderem Atomanlagen und militärische Einrichtungen des Landes bombardiert und zahlreiche ranghohe Militärs getötet. Der Iran reagierte mit Vergeltungsangriffen und attackiert Israel seitdem mit Raketen und Drohnen. Es handelt sich um den bislang schwersten militärischen Konflikt zwischen beiden Ländern seit Jahren.

Trump reist vorzeitig ab

Die Einigung der G7-Gruppe auf die Erklärung am Montagabend (Ortszeit) trug US-Präsident Donald Trump noch mit. Dann kehrte er nach Angaben des Weißen Hauses wegen der Nahost-Krise vorzeitig nach Washington zurück und verzichtete auf den zweiten Gipfeltag. Zuvor hatte Trump angedeutet, dass der Iran zu Verhandlungen bereit sei und er sich darum kümmern werde, sobald er vom Treffen in Kanada heimkehre.

US-Präsident Donald Trump bei dem G7-Gipfeltreffen in KananaskisBild: Adrian Wyld/The Canadian Press/AP/picture alliance

Der US-Präsident rief zudem die Einwohner der iranischen Hauptstadt Teheran zur Flucht auf. "Jeder sollte Teheran sofort verlassen", schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social und schürte damit Ängste. 

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge verstärken die USA ihre Militärpräsenz in der Region. Demnach schickt das US-Militär einen zweiten Flugzeugträger in den Nahen Osten. Zudem sollen die USA am Wochenende Dutzende Tankflugzeuge nach Europa verlegt haben, um sie im Bedarfsfall schnell im Nahen Osten einsetzen zu können. Der Schutz der eigenen Truppen in der Region Nahost habe Vorrang, heißt es.

Telefonat mit Irans Außenminister 

In einem gemeinsamen Telefonat mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi haben die Außenminister dreier europäischer Länder ihre große Besorgnis über die "anhaltende Eskalation von Spannungen im Nahen Osten" zum Ausdruck gebracht.

Irans Außenminister Abbas Araghtschi (Archivbild)Bild: Vahid Salemi/AP/dpa

Laut französischen Diplomatenkreisen forderten Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot, sein britischer Amtskollege David Lamy, der deutsche Außenminister Johann Wadephul und die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas den Iran eindringlich auf, "so bald wie möglich und ohne Vorbedingungen" an den Verhandlungstisch über sein Atomprogramm zurückzukehren.

Sie riefen den Iran auf, überstürzte Aktionen gegen westliche Interessen sowie eine "regionale Ausweitung" und "nukleare Eskalation", zum Beispiel durch die mangelnde Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), zu unterlassen. 

Rauchwolke über Teheran nach israelischen Luftangriffen auf die Zentrale des Staatsfernsehens (16. Juni)Bild: IMAGO/Kyodo News

Lage in Teheran weiter angespannt

Aus Irans Hauptstadt fliehen Berichten zufolge viele der 15 Millionen Einwohner aus Sorge vor einer noch größeren Eskalation. Nach iranischen Berichten gab es in der Nacht zum Dienstag im Raum der Hauptstadt wieder schwere Explosionen und Abwehrfeuer. Zuvor hatte Israel zur Evakuierung eines Stadtteils aufgerufen. Kurz darauf wurde dort das Hauptgebäude eines staatlichen Senders getroffen. Dem Sender zufolge gab es Tote und Verletzte.

An diesem Dienstag teilte das israelische Militär zudem mit, es habe den ranghöchsten Kommandeur des iranischen Militärs getötet. Ali Schadmani sei durch einen Luftangriff auf ein Kommandozentrum im Zentrum Teherans "eliminiert" worden, erklärte die Armee. Er sei zugleich Befehlshaber der  Revolutionsgarden und der Streitkräfte und der engste Berater von Irans geistlichem Oberhaupt Ali Chamenei gewesen. Aus dem Iran gab es zunächst keine Bestätigung dafür.

ch/se (afp, dpa, KNA, rtr)

Redaktionsschluss 17.30 Uhr (MESZ). Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen