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G7-Staaten vereinbaren Kohleausstieg bis 2035

30. April 2024

Sie stehen für ein Fünftel der globalen CO2-Emissionen - wenn die G7-Staaten sich auf einen Dekarbonisierungs-Fahrplan einigen, hat dies erhebliche ökologische Folgen. Ein kleines Schlupfloch bleibt aber offen.

Turin G7 Treffen Energieminister | Kohleausstieg
Zeitfenster für die Abkehr von der Kohle: Die G7-Vertreter bei ihrem Treffen in Turin, darunter Bundesumweltministerin Steffi Lemke (5. v. rechts)Bild: Alessandro Di Marco/ANSA/Zuma/picture alliance

Die sieben führenden Industriestaaten des Westens (G7) wollen bis zum Jahr 2035 die Kohleverstromung weitgehend beenden. Die Minister für Klima, Energie und Umwelt aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und den USA beschlossen bei einem Treffen im italienischen Turin den Fahrplan für eine Dekarbonisierung ihrer Volkswirtschaften.

In der gemeinsamen Abschlusserklärung wird als Ziel benannt, die "bestehende Kohleverstromung ohne CO2-Abscheidung in unseren Energiesystemen in der ersten Hälfte der 2030er Jahre oder innerhalb eines Zeitrahmens, der mit der Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius vereinbar ist, im Einklang mit den Netto-Null-Pfaden der Länder auslaufen zu lassen". Länder mit strengen Klimaschutzzielen und einem Plan für Klimaneutralität könnten ihre Anlagen somit länger laufen lassen - diese Hintertür stünde auch Deutschland gegebenenfalls offen.

"Historische Übereinkunft"

Der britische Energiestaatssekretär Andrew Bowie sprach im italienischen Fernsehsender Class CNBC von einer "historischen Übereinkunft", die im vergangenen Jahr auf der UN-Klimakonferenz COP 28 in Dubai noch nicht gelungen sei. Damals hatten die Teilnehmer dazu aufgerufen, fossile Brennstoffe auslaufen zu lassen, ohne ein konkretes Datum zu nennen.

Das Bundesumweltministerium erklärte, der Beschluss sei ein "Meilenstein". Deutschland habe sich maßgeblich für ein klares Enddatum aller G7-Staaten eingesetzt.

Treibhausgase durch Verbrennung fossiler Energieträger: Dampfwolken über dem Kohlekraftwerk Niederaußem in Nordrhein-Westfalen (Archivbild)Bild: Christoph Hardt/Panama Pictures/picture alliance

Innerhalb der G7 hat die Kohle unterschiedliche Bedeutung für die Energieversorgung. Italien, das der G7 derzeit vorsitzt, produzierte 2022 weniger als fünf Prozent seines Stroms in Kohlekraftwerken. Die Regierung in Rom plant, die Anlagen bis 2025 abzuschalten; auf Sardinien läuft die Frist bis 2028.

Dagegen lag der Kohlestrom-Anteil in Deutschland 2022 bei 33 Prozent, 2023 war es immerhin noch ein Viertel. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts war Kohle damit - nach Windkraft - der zweitwichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland.

Strukturschwache Regionen zögern

Die regierende Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen hatte im Koalitionsvertrag 2021 vereinbart, den von der Vorgängerregierung gesetzlich festgeschriebenen Kohleausstieg bis 2038 "idealerweise" auf 2030 vorzuziehen. Für das Kohlerevier in Nordrhein-Westfalen steht dies bereits fest. Im strukturschwachen Osten, wo Braunkohle in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt gefördert und verstromt wird, gibt es aber starke Vorbehalte gegen einen Ausstieg vor 2038.

Braunkohleabbau mit Schaufelradbagger: Welzow-Süd in der Niederlausitz ist der letzte noch verbliebene Tagebau in Brandenburg (Archivbild)Bild: Norbert Neetz/imageBROKER/picture alliance

Unter den G7-Staaten spricht sich Frankreich für einen Abschied von der Kohle bis 2030 aus, während Japan, das seinen Strombedarf zu einem Drittel mit diesem fossilen Energieträger deckt, ein festes Ausstiegsdatum bislang abgelehnt hatte. UN-Klimasekretär Simon Stiell forderte die führenden Industrieländer des Westens erneut auf, ihr politisches und wirtschaftliches Gewicht und ihre technischen Möglichkeiten für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen in die Waagschale zu werfen.

Die G7-Staaten stehen für fast 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Nach Zahlen aus dem Jahr 2021 sind sie für 21 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Kohlendioxid (CO2) ist ein sogenanntes Treibhausgas, das unter anderem bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdgas oder Erdöl entsteht.

Bezogen auf den Energiegehalt wird bei der Verbrennung von Kohle wesentlich mehr CO2 freigesetzt als bei Erdgas. Treibhausgase absorbieren in der Atmosphäre einen Teil der Wärme, die sonst ins Weltall abgegeben würde, und tragen damit zur Erderwärmung bei.

jj/kle (dpa, afp, rtr)