Einigung beim Klima
8. Juli 2008Die acht wichtigsten Industriestaaten haben sich bei ihrem Gipfel im japanischen Toyako darauf geeinigt, die Treibhausgasemissionen bis 2050 zu halbieren. Das teilte der japanische Ministerpräsident Yasuo Fukuda am Dienstag (08.07.2008) nach Beratungen mit. Mit diesem Ziel wollen die G8 offenbar in die Verhandlungen über ein neues weltweites Klimaabkommen gehen, die Ende 2009 in Kopenhagen stattfinden sollen.
Die USA lenken ein
Die G8 gehen damit über das hinaus, was sie auf ihrem letzten Gipfel in Heiligendamm beschlossen hatten. Dort war lediglich festgelegt worden, die Halbierung "ernsthaft zu prüfen". Mit der Einigung würden sich auch die USA erstmals auf eine Art Verpflichtung einlassen, ihre Treibhausgas-Emissionen mittelfristig zu reduzieren, anstatt den Ausstoß nur auf gleichem Niveau zu belassen. Die USA hatten solche Vereinbarungen innerhalb der G8-Staaten bisher blockiert und argumentiert, dass auch Schwellenländer wie China oder Indien eingebunden werden müssten. Auch das Kyoto-Protokoll über verpflichtende Klimaziele bis 2012 hatten die Vereinigten Staaten abgelehnt. Über ein Nachfolgeabkommen wird nun verhandelt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi zeigten sich zufrieden mit der Einigung. Der Beschluss der Staats- und Regierungschefs sei ein klarer Auftrag, bei der UN-Klimakonferenz Ende 2009 in Kopenhagen zu einem Abschluss zu kommen, sagte Merkel. Dabei müssten die reichen Industriestaaten größere Verantwortung übernehmen. "Ich verschweige nicht, dass wir bis Kopenhagen noch viele harte Verhandlungen haben werden", sagte Kanzlerin.
In der Gipfelerklärung zum Klimaschutz heißt es nun: "Wir wollen mit allen Parteien in der UNFCC (UN-Klimarahmenkonvention) die Vision teilen, (...), das Ziel einer Reduzierung der CO2-Emissionen um mindestens 50 Prozent bis 2050 zu erreichen." Zwischenziele wurden allerdings nicht festgelegt, wie es die EU gefordert hatte. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso zeigte sich dennoch zufrieden. Außerdem wollen die G8 den Druck auf die großen Schwellenländer erhöhen, sich dem Halbierungsziel anschließen. "Wir können dieses langfristige Ziel nicht ohne Beiträge anderer großer Emittenten erreichen", sagte der japanische Ministerpräsident.
Tempo zu langsam
Umweltgruppen geht die Einigung der G8-Staaten nicht weit genug. "Bei diesem Tempo ist die Welt bis 2050 weichgekocht und die G8-Führer sind lange vergessen" sagte Antonio Hill von Oxfam in Toyako. "Die G8 kriechen bei den Einschnitten der Treibhausgase vorwärts, während große Sprünge erforderlich wären", sagte Peter Grand von der Hilfs- und Entwicklungsorganisation Tearfund. Ähnlich äußerte sich die Umweltschutzorganisation WWF.
Nach Einschätzung von Oxfam müssen die Treibhausgase bis 2020 um mindestens 25 bis 40 Prozent unter das Niveau von 1990 fallen, um eine Klimakatastrophe zu verhindern. Bis 2050 sei eine Reduzierung um mindestens 80 Prozent nötig. Die G8 hätten nicht einmal ein Ausgangsjahr für die Halbierung der Treibhausgase festgelegt, kritisierte Oxfam. Außerdem müssten auch mittelfristigen Ziel für die Verringerung der Emissionen definiert werden. (det)