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Politik

Gabriel: EU und Briten brauchen sich

4. April 2017

Bei seinem Besuch in London hat Außenminister Sigmar Gabriel den Briten zu Besonnenheit bei den bevorstehenden EU-Austrittsverhandlungen geraten. Das Scheitern eines Deals würde vor allem Großbritannien schaden.

England Treffen Außenminister Gabriel mit Boris Johnson
Der britische Außenminister Boris Johnson (links) gibt sich zuversichtlich, dass der Brexit den Briten nicht schaden wirdBild: picture-alliance/dpa/S. Rousseau

Das Risiko, dass ein entsprechendes Abkommen bei den Brexit-Gesprächen scheitern könnte, sieht Gabriel vor allem bei den Briten. Nun komme es darauf an, "cool zu bleiben", sagte der SPD-Politiker in Anspielung auf die komplizierten Austrittsverhandlungen. Beide Seiten bräuchten sich.

Großbritannien müsse sich vor den Gesprächen verpflichten, die Rechnung für den Austritt aus der Europäischen Union zu begleichen, hatte Gabriel kurz vor dem Treffen in einem Interview mit der britischen Zeitung "The Independent" gesagt. Sollte Großbritannien nach zwei Jahren ohne Einigung ausscheiden, wäre dies "nicht das Beste für Großbritannien und die EU", so Gabriel.

Seiner Meinung nach würde ein Scheitern der Gespräche allerdings vor allem die Briten treffen. Der britische Außenminister Boris Johnson zeigte sich gelassen: "Falls wir keinen Deal hinbekommen, dann wird Großbritannien trotzdem überleben." Gabriel erklärte, das Ergebnis der Verhandlungen müsse für beide Seiten fair sein. "Niemand sollte den Eindruck bekommen, man könne von den Vorteilen der Europäischen Union profitieren, wenn man nicht Mitglied der Europäischen Union ist", so der SPD-Politiker.

"Wie bei jeder Scheidung"

Ferner betonte der Außenminister, Deutschland wolle auch nach dem EU-Austritt Großbritanniens ein gutes Verhältnis zu London pflegen. Der Brexit sei wie jede Scheidung - "es wird erst richtig schwer werden und dann wieder leichter". Langfristig sei eine "möglichst enge Zusammenarbeit nötig", schrieb Gabriel auf Twitter.

Damit zeigte er sich etwas milder als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der kurz zuvor vor dem Europaparlament in Straßburg den EU-Austritt Großbritanniens scharf kritisiert hatte. "Es ist unverantwortlich zu sagen, in dieser Welt könne ein europäisches Land allein und ohne die EU seine Stimme hörbar machen oder seine wirtschaftlichen Interessen durchsetzen", sagte Steinmeier in seiner ersten größeren Rede im Ausland als Bundespräsident.

Geht es nach Premierministerin Theresa May, sollen die Verhandlungen zum Austritt der Briten und die Gespräche über künftige Handelsbeziehungen parallel verlaufen. Der gesamte Austrittsprozess soll innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein.

hk/uh (dpa)