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Politik

Gabriel wirbt für UN-Aktion gegen Hungersnot

12. März 2017

Einigen afrikanischen Staaten und dem Jemen droht eine Hungerkatastrophe. Bis zu 20 Millionen Menschen sind betroffen. Bundesaußenminister Gabriel will die Initiative ergreifen und internationale Hilfe organisieren.

Hungersnot in Jemen
Bild: picture alliance/dpa/Unicef/NOTIMEX

"Wenn jetzt nicht bald umfassende internationale Hilfe einsetzt, droht Millionen von Menschen in den betroffenen Regionen der Hungertod", erklärte der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel. Die Lage in den Hungerregionen am Horn von Afrika, in der Tschadsee-Region sowie im Südsudan sei zum Verzweifeln, so Gabriel weiter: "Kinder sterben unter den Augen der Weltöffentlichkeit".

Fordert mehr Solidarität mit Hungernden: Sigmar GabrielBild: Picture-Alliance/dpa/B. Pedersen

Deutschland sei bereit, hier voranzugehen. Daher habe er UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien zugesagt, die humanitäre Hilfe am Horn von Afrika zu verdoppeln und zusätzlich 15 Millionen Euro Hilfsgelder bereitzustellen. "Es braucht jetzt rasch eine konzertierte Aktion der internationalen Gebergemeinschaft", forderte der Minister: "Ohne das massive und nachhaltige Engagement der internationalen Gemeinschaft wird es nicht gelingen, noch rechtzeitig mit Hilfe vor Ort zu sein."

"Sofortige Hilfe"

Zuvor hatte O'Brien vor einer Hungerkatastrophe mit Millionen Toten in vier derzeitigen Krisenländern gewarnt. In Kenia, Südsudan, Somalia sowie im Jemen auf der Arabischen Halbinsel drohe 20 Millionen Menschen der Hungertod, wenn nicht sofort Hilfe komme, sagte der UN-Koordinator in einem Appell an den Weltsicherheitsrat in New York. Es handle sich um die größte humanitäre Krise seit Gründung der Vereinten Nationen: "Warten wir nicht erst auf die Bilder abgemagerter, sterbender Kinder."

Befürchtet Millionen Tote: Stephen O'BrienBild: picture alliance/AP Photo/M. Elias/The United Nations

Für den Nothilfekoordinator ist ein "kritischer Punkt in der Geschichte der Vereinten Nationen" erreicht, wie aus einer UN-Mitteilung hervorgeht. "Die Lage für die Menschen in diesen Ländern ist schrecklich und ohne eine große internationale Reaktion wird sie noch schlimmer", sagte der Brite. "Alle vier Länder haben eine Sache gemeinsam - den Konflikt. Das bedeutet, dass wir, die UN, die Möglichkeit haben, weiteres Elend und Leiden zu verhindern." Rasche Hilfe und auch finanzielle Hilfe seien nötig, da noch die Gelegenheit bestehe, das Schlimmste zu verhindern.

Gabriel setzt darauf, dass auch andere Geber die dringend notwendige Hilfe für die von Hunger betroffenen Regionen ausweiten. Er werde dazu in Kürze Gespräche mit Vertretern der großen internationalen Hilfsorganisationen und von Geberstaaten führen, kündigte Gabriel an. Anfang der Woche hatte UN-Generalsekretär António Guterres bei einem Besuch in Somalia Hilfsgelder in Höhe von 825 Millionen Dollar erbeten.

Cholera in Somalia

Allein in Somalia sind nach UN-Angaben mehr als sechs Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Bevölkerung - in Folge einer schweren Dürre auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mangels sauberen Trinkwassers ist die Cholera ausgebrochen, mehr als 7700 Fälle wurden nach Informationen der UN in den vergangenen zwei Monaten dokumentiert. In dem Land am Horn von Afrika versucht zudem die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab einen sogenannten Gottesstaat zu errichten. Die sunnitischen Extremisten kontrollieren Teile des Landes und verüben immer wieder blutige Angriffe - auch in Nachbarstaaten.

Im Jemen sind nach UN-Angaben rund sieben Millionen Menschen akut unterernährt oder wissen nicht, wie sie an ihre nächste Mahlzeit kommen sollen. In dem Bürgerkriegsland kämpfen schiitische Huthi-Rebellen gegen die sunnitische Regierung unter Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Die humanitäre Lage ist katastrophal, Millionen Menschen hungern und sind von der medizinischen Versorgung abgeschnitten.

Kritische Arbeitsvisa

Im Südsudan ist die Lage nach einem Bericht des UN-Büros für Humanitäre Hilfe (UNOCHA) ebenfalls prekär. Mindestens eine Million Menschen stünden an der Schwelle zur Hungersnot, mindestens 5,5 Millionen Menschen sind laut UN auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Helfer benötigten 1,6 Milliarden US-Dollar für die Versorgung der Menschen. Bislang seien erst knapp zehn Prozent davon finanziert. Im Auswärtigen Amt hieß es, Deutschland habe vor kurzem bereits 120 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und die Stabilisierung der Tschadsee-Region bereitgestellt. Die Hilfe für den Südsudan sei vor wenigen Tagen um zusätzlich 40 Millionen Euro ausgeweitet worden.

Hilfsorganisationen im Südsudan warnten vor einer weiteren Verschlechterung der Lage für die notleidende Bevölkerung, da die Regierung die Kosten für Arbeitsvisa bis zu 10.000 Dollar in die Höhe getrieben habe. Bislang lagen die Kosten bei 100 bis 300 Dollar pro Visum.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der Regierung und der Armee des Landes vor, die Verantwortung für die humanitäre Krise im Land zu tragen. "Und jetzt wollen sie aus der von ihnen erzeugten Krise Profit schlagen", kritisierte Amnesty. Der Dachverband InterAction, der zahlreiche Nichtregierungsorganisationen vereint, warnte, dass die Helfer solche Visakosten unmöglich aufbringen könnten.

cgn/wa (afp, dpa, kna)

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