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Politik

"Europäer sind unsere wichtigsten Partner"

Omar Wally rk
3. Februar 2018

Seit einem Jahr ist Gambias Präsident Adama Barrow im Amt. Im DW-Exklusiv-Interview betont er die Fortschritte seines Landes - und plädiert für eine gemeinsame Lösung bei der weltweiten Migration.

Gambia Präsident Adama Barrow
Bild: DW

Deutsche Welle: Präsident Barrow, was tun Sie, um die Korruption im Land zu bekämpfen?

Präsident Adama Barrow: Es wird von jetzt an jedes Vierteljahr eine Überprüfung geben. Das heißt, dass jeder für jedes Quartal Rechenschaft ablegen muss, und wir fangen im April 2018 damit an.

Sie haben Ihr Amt vor genau einem Jahr angetreten und versprochen, die Wirtschaft zu stärken. Aber die Gambier sehen sich immer noch mit Arbeitslosigkeit konfrontiert, und die Menschen sind unglücklich. Was ist schief gelaufen?

Nichts ist schief gelaufen. Ich denke, wir haben unser Versprechen erfüllt. Wir haben einen bankrotten Staat übernommen mit einer Importdeckung (Devisenreserven in Relation zum Importvolumen, Anm. d. R.) von weniger als einem Monat. Durch harte Arbeit konnten wir sie auf vier Monate oder mehr erhöhen. Die Bankzinsen, die Kreditzinsen und auch die kurzfristigen Staatsanleihen sind gesunken.

Was wird Ihre Regierung also tun, um die Wirtschaftslage zu verbessern?

Wir müssen Institutionen aufbauen, und ich denke, dass die Zentralbanken und der Finanzsektor das auch so sehen. Heute ist der Gouverneur der Zentralbank Afrikas Gouverneur des Jahres - wegen der harten Arbeit, die er dort geleistet hat. Wir werden diese Politik fortsetzen, um die Wirtschaft weiter zu stabilisieren.

Wir ermutigen Investoren, nach Gambia zu kommen, aber es muss Respekt gegenüber der Rechtsstaatlichkeit und der Unabhängigkeit der Justiz dieses Landes geben. Das stärkt das Vertrauen der Investoren. Und ich glaube, dass das gerade passiert. Wenn Sie sich den Verkehr an den Häfen heute ansehen: Unsere Einnahmen dort sind innerhalb kurzer Zeit um 25 Prozent gestiegen. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg.

Was erwarten Sie von der internationalen Gemeinschaft?

Die Geberkonferenz steht vor der Tür, und es gibt eine Menge Unterstützung.

Sie haben eine Wahrheits- und Versöhnungskommission eingesetzt, aber Menschenrechtsaktivisten sagen, dass der Prozess nur langsam vorangeht. Woran liegt das?

Es gibt einen Prozess, der bei der Einsetzung einer Untersuchungskommission stattfinden muss. Aber im Februar geht es los.

Migration ist nach wie vor ein wichtiges Thema in Europa und Deutschland trägt die Hauptlast. Was unternimmt ihre Regierung, um den Strom einzudämmen?

Das ist eine sehr wichtige Frage. Ich glaube, es gibt Gerüchte, dass wir mit den Deutschen (ein Abkommen) über die Rückführung gambischer Migranten aus Deutschland unterzeichnet haben. Das stimmt nicht. Wir hatten ein sehr ehrliches Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, als er (im Dezember 2017, Anm. d. R.) hier war.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte im Dezember Ghana und GambiaBild: picture alliance/dpa/B. v. Jutrczenka

Unsere Botschaft war sehr klar, nämlich dass es sich nicht um ein gambisches Problem handelt. Das ist ein Problem, das in einem größeren Zusammenhang betrachtet werden muss. Deutschland und andere Länder müssen daran beteiligt sein. Es geht alle etwas an.

Also haben Sie mit dem deutschen Bundespräsidenten keinen Ausweisungsbefehl unterzeichnet?

Wir haben gar nichts unterzeichnet.

Im März findet in Lissabon ein Gipfeltreffen der Europäischen Union statt. Welche Pläne haben Sie dafür?

Die Europäer sind unsere wichtigsten Partner und unsere größten Geldgeber. Wir befinden uns auf derselben Wellenlänge, und ich glaube, sie schätzen Gambia sehr, vor allem für unserer Leistungen in dieser kurzen Zeit. Die EU ist wichtig für uns im Zusammenhang mit der Geberkonferenz.

Viele Gambier sagen, dass die Sicherheit gefährdet ist. 

Ich würde nicht sagen, dass die Sicherheit in Gefahr ist. Aber wir akzeptieren, dass wir in den letzten Tagen, was die Sicherheit angeht, versagt haben. Als Nation lernen wir immer von unseren Fehlern. Wir unternehmen Schritte, um zu verhindern, dass solche Dinge in unserem Land passieren. Aber ich denke, es wurde auch übertrieben.

Aber Sie wurden beschuldigt, nichts gesagt zu haben. Warum schweigt Präsident Barrow?

(Lacht) Es geht nicht nur um das Reden, das Handeln ist wichtig. Wir haben Maßnahmen auf dem Flughafen ergriffen, mit allen leitenden Sicherheitskräften: der Polizei, der Einwanderungsbehörde usw. Sie wurden alle suspendiert. Manche von ihnen waren bei der Polizei. Die Frage ist: Wie war das möglich? (Die Rede ist von zwei ehemaligen Generälen, die unter Ex-Diktator Yahya Jammeh dienten, über den Flughafen von Banjul unbemerkt ins Land zurück. Dies wurde als schwerwiegender Sicherheitsverstoß der Sicherheitskräfte gewertet. Die beiden Generäle werden derzeit in der Militärkaserne von Yundum festgehalten.)

Adama Barrow ist seit Januar 2017 Präsident von Gambia.

Das Interview führte Omar Wally.

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