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Wie Game of Thrones Spaniens Tourismus ankurbelt

Lauren Frayer / ad17. August 2015

Fantasy oder Realität? Seit die US-Serie Game of Thrones in Sevilla und anderen südspanischen Orten gedreht wurde, strömen die Fans nach Andalusien. Manch einer findet auch Parallelen zur spanischen Politik.

Emmy Nominierungen 2014 Game of Thrones
Bild: picture alliance / AP Photo

Touristen im "Game of Thrones"-Fieber

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In diesem Herbst kommt der Winter nach Spanien. Für alle Nicht-Fans der Sieben Königslande: Die Rede ist von der HBO-Fernsehserie Game of Thrones, deren fünfte Staffel in Sevilla gedreht wurde. Sie basiert auf der US-amerikanischen Fantasyromanreihe "Das Lied von Eis und Feuer" von George R.R. Martin. Dorne ist das südlichste der sieben Königreiche. Es befindet sich in der südöstlichen Ecke von Westeros, jenem fiktiven Kontinent, auf dem Game of Thrones spielt. Aber in Wirklichkeit gäbe es Dorne nicht ohne Sevilla.

Die geschichtsträchtige Stadt im Südwesten von Spanien bietet ein ideales Setting für Dorne. In dem alten maurischen Palast der Stadt, dem Alcazar, wurden Teile der fünften Staffel gedreht. Die Dreharbeiten lockten viele Fans an: Sevillas Übernachtungszahlen stiegen um 25 Prozent. "Alles - vor allem die Architektur erscheint einem so vertraut", sagte Sam Dawson, der extra aus den Vereinigten Staaten angereist ist und zuvor auch schon einige andere Drehorte der Serie besichtigt hat.

Fans der Serie auf ihrem Weg zur Arbeit als StatistenBild: DW/E. Grenier

Dreharbeiten in der maurischen Festung Alcazar

Erstmals hat der US-amerikanische Kabelsender HBO Zugang zum Palast von Sevilla bekommen. Einen Monat wurde dort gedreht. Der Palast bot die perfekte Kulisse für die so malerisch beschriebenen Wassergärten, in denen Prinz Doran Martell residiert - und um seinen Bruder trauert, der in der vierten Folge der Serie sterben musste.

Pablo Iglesias von der Podemos-Partei ignorierte die Etikette, indem er dem Spanischen König ein Paket mit DVDs der Serie schenkte.Bild: P. Blazquez Dominguez/Getty Images

Pepe Pallares zeigt den Touristen die Wasserbrunnen auf seiner Game of Thrones-Tour durch den Palast und die Gärten. Dabei erklärt der Reiseführer den Besuchern, wo welche Szenen der Episoden gedreht wurden.

Pallares ist einer von 85.000 Einheimischen, die sich als Statisten für den Dreh von Game of Thrones beworben haben. Nur 5000 wurden gecastet, allerdings tauchen nur wenige von ihnen tatsächlich in der Serie auf. Pepe Pallares hat trotzdem eine ganz spezielle Beziehung zu dieser fiktiven Welt, und es macht ihm viel Spaß, die Besucher durch den Palast zu führen. "Wenn wir zu den Gärten gehen, rufen sie: 'Ah, da sind ja die Wassergärten!'", erzählt er.

Games of Thrones bietet Parallelen zur spanischen Politik

Dass Game of Thrones mehr als ein Fernseh-Hype ist, zeige sich darin, dass viele Fans in der fiktiven Handlung Parallelen zur spanischen Politik entdeckten, sagt Pallares. "Wenn man will, kann man durchaus eine Parallele zur Rivalität zwischen den einzelnen Königsfamilien wiederfinden", sagt Pallares. In Spanien kämpften auch Menschen in der Regierung oder im Rathaus um ihre Arbeitsplätze. "Das ist doch genau das gleiche!", sagt er.

Immer mehr Spanier scheinen das genauso wie Pallares zu sehen. Auf einer politischen Kundgebung in Madrid traten einige der Aktivisten kostümiert als Rivalen von "Game of Thrones" auf. Als Pablo Iglesias Turrion, der Vorsitzende der linksgerichteten Partei Podemos, im April Spaniens König Felipe VI. traf, setzte er sich über das königliche Protokoll hinweg, indem er ihm eine DVD-Box von Game of Thrones schenkte.

In den Augen vieler Spanier spiegeln Triumph und Niederlage bei Game of Thrones die Politik ihres Landes wider.Bild: picture-alliance/AP

"Ich riet ihm, die Serie anzusehen, falls er die politische Krise in Spanien verstehen wolle," sagte Iglesias damals augenzwinkernd zu Journalisten.
Iglesias würde am liebsten die Monarchie in Spanien abschaffen. Sein Kampf-Slogan gegen das Königshaus lautet: "Der Winter kommt". Er ist auch Herausgeber des Buchs "Siege oder sterbe: Politische Lehren von Game of Thrones".

Spaniens Partei Podemos als Mutter der Drachen Khaleesi

Dani Iraberri Perez ist Co-Autor des Buches. In seinem Beitrag vergleicht er die Partei Podemos mit der Figur Khaleesi, der Mutter der Drachen, in der Serie Game of Thrones. "Sie befreit nicht einfach die Sklaven, sondern gibt ihnen die Kraft, sich selbst zu befreien", sagt Perez. Genau dasselbe passiere bei Podemos: "Es handelt sich um eine politische Bewegung, die versucht, Menschen zu unterstützen, sich gegen ihre Unterdrücker, die herrschende Klasse, aufzulehnen."

Aber auch Spaniens Rechtsextreme machen sich Game of Thrones zunutze. Für Kommentator Ruben Herrero ist der Vergleich von Spaniens Konservativen mit der Serien-Dynastie, dem Haus Lennister, ein Beweis dafür, dass diese von Realpolitik mehr verstünden, als alle anderen.

Games of Thrones ist derzeit bei Sky Atlantic zu sehen.Bild: [2015] Home Box Office, Inc. All rights reserved

Die Konservativen, die Herrero unterstützt, könnten bei den Wahlen in diesem Herbst an Stimmen verlieren. Aber im September beginnen in Spanien auch die Dreharbeiten zur sechsten Staffel von Game of Thrones. Die Serie greift schon jetzt in die Wirklichkeit ein: Sie kurbelt die Wirtschaft in der Region an und sie trägt zur Bekanntheit nicht nur von Sevilla, sondern von ganz Spanien bei.

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