Eines der Trendthemen der diesjährigen Spielemesse Gamescom ist das sogenannte Cloud Gaming. Der Google-Dienst Stadia könnte dem Ganzen zum Durchbruch verhelfen. Wir erklären, was sich dahinter verbirgt.
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Gamescom: Spielebranche vor Veränderungen
Köln erwartet zur weltgrößten Computerspielmesse einen Besucheransturm. Politiker setzen auf das Innovationspotenzial der Entwickler. Und es zeichnen sich Trends ab, die die Branche grundlegend verändern könnten.
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Warten auf die neuesten Spiele
1150 Aussteller aus über 50 Ländern, die neuesten Spiele, schräge Kostüme - das zieht in diesem Jahr wieder Hunderttausende Gamer nach Köln. Die Veranstalter der 11. Gamescom rechnen mit einem Besucherrekord. Im letzten Jahr kamen rund 370.000 Menschen. Obwohl die Messe für Besucher offiziell erst am Mittwoch öffnet, standen viele schon am Dienstag Schlange, um die neuesten Spiele zu testen.
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Zocken ist längst Breitensport
Jeder zweite Deutsche spielt - am Handy, mit Konsole oder am PC. So jedenfalls hat es der Verband der deutschen Gaming-Branche "Games" errechnet. Das Wachstum der Branche ist beachtlich. Im ersten Halbjahr 2019 stieg der Umsatz in Deutschland um elf Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Der Haken: Nur 4,3 Prozent davon kamen aus Entwicklungen, die hierzulande produziert wurden.
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Gaming als Innovationstreiber
Die Politik verspricht Hilfe. Auf der Gamescom seien "die Innovationen von Morgen" zu sehen, sagte der Deutsche Verkehrs- und Digitalminister Andreas Scheuer (CSU) bei seinem Besuch auf der Messe am Dienstag. 50 Millionen Euro Förderung bekamen Spiele-Entwickler in diesem Jahr vom Staat. Scheuer will sich dafür einsetzen, dass die finanzielle Unterstützung weiterläuft.
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Trailer-Spektakel zum Auftakt
Auf diesen Open-World-Weltraumshooter müssen die Fans noch ein bisschen warten. "Everspace 2" kommt frühestens nächstes Jahr auf den Markt. Bei der Liveshow zum Auftakt der Gamescom gab es aber schonmal einen Vorgeschmack, genauso wie auf den interaktiven Thriller "Erica" von Sony und die anstehenden Neuerscheinungen "Gears 5" und "Borderlands 3".
Topthema in diesem Jahr: Das Cloud-Gaming. Microsoft präsentiert auf der Gamescom sein "Project xCloud". Und auch Anbieter wie Google wollen Spiele künftig über das Internet streamen. Selbst für aufwendig designte Games brauchen Nutzer dann keine teure Hardware mehr. Knackpunkt beim Cloud-Gaming könnte in Deutschland aber die schlechte Abdeckung mit schnellem Internet sein.
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Ist die Zeit der Konsole vorbei?
Die Wii von Nintendo war ab 2006 eine Revolution unter den Konsolen. In diesem Jahr fällt die Enthüllung einer neuen Generation von Spielekonsolen auf der Gamescom aus. Zwar arbeiten Sony und Co. an neuen Modellen, die werden aber nicht vor 2020 auf den Markt kommen. Womöglich, so vermuten Branchenbeobachter, neigt sich das Konsolenzeitalter ohnehin dem Ende zu.
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Hardware zum Eintauchen
Trotz Vormarsch der Smartphones: Der Markt für Computer und Monitore wächst. Laut dem Marktforschungsinstitut Gfk stieg der Umsatz mit Gaming-Hardware im ersten Halbjahr 2019 weltweit um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum - Nordamerika nicht eingerechnet. Besonders beliebt sind Curved-Monitore, gebogene Bildschirme also, mit denen Nutzer völlig in das Spiel eintauchen können.
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Digitaler Wettkampf
Über Wachstum kann sich auch der E-Sport freuen. Und das, obwohl der Deutsche Olympische Sportbund den Digital-Wettkampf nicht als Sportart anerkennt. In Deutschland stieg der Umsatz laut Unternehmensberatung PwC im letzten Jahr um 22 Prozent auf 62,5 Millionen Euro. Wichtigste Erlösquelle sei das Sponsoring. Weltweit liegt der deutsche Markt damit auf Platz 4 hinter den USA, Südkorea und China.
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Die Cosplayer sind los
Ein ganz analoges Hobby und trotzdem unverzichtbar auf jeder Gamescom: Cosplay. Auch in diesem Jahr werden auf der Messe wieder Wettbewerbe über die besten Kostüme veranstaltet. Bei dem aus Japan stammenden Trend wird versucht, eine Figur aus Manga, Film oder Videospiel so originalgetreu wie möglich nachzuahmen.
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Cloud Gaming lässt sich eigentlich ganz einfach erklären. Statt auf einer Disk oder einer Festplatte liegen die Spiele in einem Rechenzentrum, der sogenannten Cloud, und können via Internet an jedem beliebigen Ort und auf jedes beliebige Endgerät gestreamt werden. Der Spieler braucht keinen hochgerüsteten PC mehr, sondern nur eine stabile Internetverbindung.
Cloud Gaming existiert seit zehn Jahren, doch richtig durchgesetzt hat es sich bislang nicht. Das könnte sich in diesem Jahr ändern, dank neuer Dienste wie Google Stadia. Stadia verspricht seinen Nutzern, die bereitgestellten Spiele auf jedem Bildschirm spielen zu können - also auf Smartphones, Computern, Fernsehern, Tablets. Alles, was der User braucht, sei Googles Browser Chrome und eine Internetverbindung. Den passenden Controller liefert Google gleich mit. Im November soll das Angebot in den USA, Kanada und mehreren europäischen Ländern verfügbar sein.
Leichterer Zugang zu digitalen Spielen
Der Vorteil eines solchen "Netflix für Spiele" ist, dass es Nutzergruppen erreicht, die sich bislang vielleicht für digitale Spiele interessiert haben, aber ohne Konsole oder High-End-PC keinen Zugang zu aktuellen Produktionen hatten. Das lohnt sich einerseits wirtschaftlich, weshalb auch Branchenriesen wie Sony und Microsoft eigene Cloud-Gaming-Dienste im Portfolio haben. Das könnte darüber hinaus aber auch für ein besseres Image von Videospielen und Gamern sorgen. Während Binge-Watching von Serien heute in allen sozialen Schichten gesellschaftlich anerkannt ist, werden Erwachsene, die viel Zeit mit Videospielen verbringen - zumindest in Deutschland - noch immer schräg angeguckt.
Kein Internet? Pech gehabt!
Ein großer Nachteil des Cloud Gamings ist allerdings, dass es nur mit einer stabilen Internetverbindung funktioniert. Verzögerungen in der Übertragung bedeuten bei digitalen Spielen schnell den Bildschirmtod. Anders als beim Filmstreaming, bei dem Teile des Films schon vorab geladen werden können, sind Videospiele ein interaktives Medium, das es nicht zulässt, Szenen vorab zu laden. Schließlich entscheidet der Spieler, was als nächstes passiert. Damit ein Spiel auch bei einer schwachen Internetverbindung flüssig weiterlaufen kann, ist Kreativität gefragt. Bei PlayGiga, einem spanischen Cloud-Gaming-Anbieter, wird in solchen Fällen etwa die Grafik heruntergefahren.
Gelegenheits- und Familienspiele für den Massenmarkt
Dennoch: Cloud Gaming ist der nächste große Umbruch in der Spielebranche und wird einen bedeutenden Einfluss auf digitale Spiele haben. Schon jetzt sind Casual Games auf dem Vormarsch. Das sind Gelegenheitsspiele wie "Candy Crush Saga", die einfach zu erlernen sind und längst die Smartphones erobert haben. Auch Familienspiele wie etwa die "Lego"-Games, die sich hervorragend auch zu zweit auf der Couch spielen lassen, kämen bei den Nutzern gut an, verrät Juan Carrillo, Product-Director von PlayGiga, im Interview.
Herausforderungen für Entwickler
Für Entwickler wird es immer wichtiger werden, ihre Spiele für die unterschiedlichen Plattformen anzupassen, da Cloud Gaming nahtloses Wechseln vom Fernseher, zum Tablet, zum Smartphone und zum PC möglich macht. Auch auf eine kürzere Verweildauer der Nutzer werden die Entwickler eingehen müssen. Eine große Spielebibliothek verleitet schließlich dazu, in viele Spiele hineinzuschnuppern, anstatt Hunderte von Stunden bei einem Titel zu bleiben.
Eigenproduktionen wahrscheinlich
Langfristig könnten die Cloud-Gaming-Anbieter gleichzeitig als Spieleentwickler auftreten. Denn die Streamingdienste wissen anhand der Nutzungszahlen genau, was ihre Abonnenten wollen. Netflix macht es mit seinen Eigenproduktionen im Film- und Serienbereich vor.
Bei so vielen Anbietern, die sich derzeit auf dem Markt tummeln, muss der Nutzer einen Mehrwert haben, um sich für einen bestimmten Anbieter zu entscheiden. Denn es ist unwahrscheinlich, dass ein Spieler mehrere Cloud-Gaming-Abos abschließt. Schließlich haben viele Menschen schon jetzt mehrere Streamingdienste abonniert - für Filme, Serien, Musik oder die Sportberichterstattung.