Gamescom lockt die Massen
16. August 2012 "Die Planung für die nächste Gamescom beginnt immer einen Tag nach der letzten Gamescom", sagt Tim Endres, Projektmanager der weltweit größten Messe für interaktive Spiele und Unterhaltung in Köln. Insgesamt 600 Aussteller bringt die Messe dieses Jahr auf eine Zocker-Fläche von rund 14 Fußballfeldern. Trotz der Absagen namhafter Aussteller wie Microsoft und Nintendo sind es mehr als im Vorjahr. Besucher aus insgesamt 70 und Aussteller aus 40 Ländern werden von Mittwoch (15.08.2012) bis Sonntag vor flimmernden Monitoren die Neuheiten der Spiele-Industrie austesten.
Mehr spielen, aber weniger zahlen
Mittlerweile spielt ein Drittel der Deutschen regelmäßig ein "game", so der Branchenverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BUI). Eine Überraschung dabei: Die Spiele erreichen neue Zielgruppen - laut BUI liegen männliche und weibliche Spieler beinahe gleich auf. "Die Zeiten, in denen nur junge Männer gespielt haben, sind endgültig vorbei", sagt auch Ralph Haupter vom Hightech-Verband Bitkom. Und mit den Zockern stieg auch die Zahl der verkauften Spiele im ersten Halbjahr 2012 stark an. Insgesamt kauften sich die Deutschen 35 Millionen Spiele im Geschäft oder im Internet. Allerdings: Der Gewinn kann bei den Verkaufszahlen nicht mithalten. So wird die deutsche Spieleindustrie in diesem Jahr wohl, wenn überhaupt, maximal ein Prozent mehr als im Vorjahr verdienen. Im Vergleich zu den führenden Märkten in den USA, Japan und Großbritannien schlägt die Krise aber nicht so stark durch und Deutschland stehe recht gut da, sagt Schenk. "Deutschland hat sich gut auf den Wandel eingestellt." Andere Märkte würden momentan stark verlieren, während "der deutsche Games-Markt trotzdem stark bleibt", erklärt Schenk.
Fluch und Segen: Das Internet
Mit Wandel meint Maximilian Schenk vor allem die Tendenz, dass sogenannten Online- und Browser-Spiele und vor allem Mobile-Games immer mehr zu Konkurrenten der klassischen Konsolen oder PC-Spiele werden. So fiel der Umsatz von Konsolenspielen in Deutschland laut Bitkom um sieben Prozent. Dafür spielen 16,5 Millionen Deutsche mit der direkten Verbindung zur Welt der Daten - entweder in sehr kurzweiligen Spielen innerhalb ihres Internet-Browsers oder auf dem Rechner mit der direkten Verbindung zu virtuellen Freunden.
Und auch die Zockerei auf mobilen Endgeräten boomt - insgesamt wurden 40 Prozent mehr Spiele für Tablet-Computer und Smartphones verkauft. Mit steigender Tendenz: Denn noch besitzt nicht jeder ein solches Gerät. Für die Hersteller sind diese Spiele aber nicht immer profitabel, denn oft sind sie umsonst, oder werden zu Schleuderpreisen auf den Markt geworfen. Doch auch hier hat die Branche einen Weg gefunden, das Geschäft in eine profitable Richtung zu lenken: "Item-Selling" heißt diese neue Quelle der Rendite: Dabei kann sich der Spieler beispielsweise für 79 Cent sein Rennauto in Rot bemalen, oder für etwas mehr einen Avatar kaufen, der stärker, hübscher oder schneller ist. 4,6 Millionen Deutsche haben sich im vergangenen Jahr zumindest eine virtuelle Schönheitsoperation gegönnt - ein Zuwachs von 63 Prozent.
Die Tüftler suchen Nachwuchs
Entwickeln, Programmieren, Spielgeschichten erfinden - insgesamt 300 Unternehmen bieten in Deutschland rund 10.000 Menschen Arbeit und erwirtschafteten im ersten Halbjahr 2012 so rund 845 Millionen Euro. "Deutschland ist auf dem Weg, Großbritannien als größten Games-Markt in Europa zu überholen", sagt Schwenk. Auch dafür brauche es mehr geschultes Personal, "wir sind uns sicher, dass es in der Branche einen gewissen Fachkräftemangel gibt." Der Verband arbeitet momentan an einer genauen Analyse.
Veranstaltungen wie die Gamescom sollen das Interesse an der Branche weiter erhöhen - als Partnerland haben sich die Veranstalter deshalb Korea eingeladen, ein traditionelles "Gamer-Land". Neben den 330 Neuheiten werden auf der diesjährigen Gamescom aber vor allem Fortführungen von bewährten Spielen im Rampenlicht stehen. Beispielsweise des Absatzschlagers "World of Warcraft". Besonders blutrünstig wird es wohl bei der Fortsetzung des Ego-Shoter-Spiels "Call of Duty" zugehen.
Vorwürfe, die Gewalt-Spiele würden Jugendliche negativ beeinflussen, wollen sich die Veranstalter nicht anhören. "Deshalb bekommen die Besucher schon je nach Alter ein farbiges Armband", erklärt Franko Fischer aus der Presseabteilung der Gamescom. Junge Besucher sollen so erst gar nicht in bestimmte Hallen gelangen. Die Veranstalter erwarten einen neuen Besucherrekord. Im letzen Jahr brachten rund 275.000 "Gamer", die Hallen zum Bersten - zeitweise musste die Messe sogar die Tore schließen.