Gasstreit auch zwischen Russland und der Republik Moldau
5. Januar 2006"Wenn dies der Preis ist, den die Moldauer zu bezahlen haben, gehen wir bis ans Ende." Dieser Meinung sind viele Bewohner der Republik Moldau in diesen Tagen. Eltern haben damit begonnen, in den Schulklassen ihrer Kinder Ziegelöfen zu bauen und die Räume mit Holz zu beheizen. In ihren Ranzen bringen die Kinder täglich – neben Schulbüchern und Pausenbrot – auch einen Holzscheit mit.
Chisinau wirft Moskau Erpressung vor
Obwohl die Heizkörper in der Hauptstadt noch nicht völlig ausgekühlt sind, haben viele Bewohner Eisenöfen in ihren Wohnungen aufgestellt, deren Schornsteine aus den Fensterlöchern ragen. Das Geschäft mit Eisenöfen boomt. Und die Prognosen der Behörden sind alles andere als optimistisch. In einer Erklärung wirft die moldauische Regierung der russischen Administration mangelnde Verhandlungsbereitschaft vor, weil diese keinen direkten Dialog über den Gaspreis akzeptiere. Moskau betreibe "energetische Erpressung" und unterminiere die wirtschaftliche Entwicklung sowie die sozial-politische Stabilität der Länder, die einen pro-europäischen Kurs eingeschlagen hätten, heißt es in der Erklärung.
Zähe Verhandlungen
Eine Einigung in den weiteren Verhandlungen mit dem russischen Gaslieferanten ist noch nicht in Sicht. Einerseits erklärte der Vertreter des russischen Gasmonopolisten Gazprom, ein Abkommen mit der Republik Moldau könne bald unterzeichnet werden, wenn Chisinau nicht weiter jammere und einen Gaspreis von 160 Dollar (rund 135 Euro) pro 1000 Kubikmeter Gas akzeptierte. Andererseits erklärte der moldauische Präsidentenberater Marc Tcaciuc, die Republik Moldau werde ein solches Angebot nie akzeptieren. Trotzdem hat der Krisenstab in Chisinau den Chef der Gesellschaft Moldova-Gaz nach Moskau geschickt, um weiter zu verhandeln.
Dank für Hilfe aus der Ukraine
Bei der Sitzung des Krisenstabs vom 3. Januar hat Präsident Wladimir Woronin dem ukrainischen Volk gedankt für die "brüderliche Hilfe in dramatischen Momenten" nach dem Lieferstopp russischen Erdgases zu Beginn der Woche. Die Ukraine hatte trotz eigener Engpässe weiterhin Gas an die Republik Moldau weitergeleitet. "Wahrscheinlich ist gerade dies eine europäische Herangehensweise an komplizierte Probleme, deren Lösung heute ohne gegenseitige Unterstützung unmöglich ist", sagte Woronin. Er fügte hinzu, dass die ukrainische Hilfe umso kostbarer gewesen sei, wenn man bedenke, dass auch das Nachbarland in einer extrem schwierigen Lage von dem Wenigen gegeben habe, das es besitze.
Vitalie Calugareanu, Chisinau
DW-RADIO/Rumänisch, 4.1.2006, Fokus Ost-Südost