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Osterurlaub auf dem Prüfstand

22. März 2021

Die Osterferien stehen vor der Tür und viele Deutsche bangen um ihren langersehnten Urlaub. Für Hotels und Gastgewerbe geht es aber um viel mehr als zwei erholsame Wochen.

Deutschland Kampen auf Sylt | Strandbesuch in Corona-Zeiten
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Endlich wieder Sonne, Strand und Wärme. Deutsche dürfen seit Mitte März nach Mallorca reisen ohne bei der Rückkehr in Quarantäne zu müssen oder einen negativen Test vorzulegen. Wegen niedriger Inzidenzzahlen ist Mallorca zurzeit kein Risikogebiet mehr. Aber auch wenn sie dürfen, sollten die Deutschen in den Osterferien lieber daheim bleiben, dazu hat Finanzminister Olaf Scholz aufgerufen. Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat Fluggesellschaften kritisiert, die in der gegenwärtigen Pandemie-Lage Mallorca-Reisen anbieten.

Die vermehrten Flugbuchungen nach Mallorca haben im deutschen Hotel und Gaststättengewerbe für schlechte Stimmung gesorgt. Ob hier wieder Gäste beherbergt werden dürfen, steht noch in den Sternen. Heute trifft sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten, um auch darüber zu beraten.

Es sieht so aus, als gebe es eine grundsätzliche Verlängerung des Lockdowns bis weit nach Ostern. Ein Beschlussentwurf aus dem Kanzleramt für die Bund-Länder-Runde an diesem Montag nennt als Datum dafür den 18. April. Zudem müsse die Anfang März beschlossene Notbremsregelung "konsequent umgesetzt werden", heißt es darin.

Auf Mallorca könnten sich die Pools über Ostern wieder füllenBild: Clara Margais/dpa/picture alliance

Umsatzeinbrüche im Gastgewerbe dramatisch

Der Druck in der Gastgewerbebranche ist groß. Von März 2020 bis Januar 2021 sank der Umsatz im Gastgewerbe um fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Die Zahl der Beschäftigten ging in diesem Zeitraum um über 19 Prozent zurück. Vor der Corona-Krise konnte sich das Gastgewerbe noch über fast 100 Milliarden Euro Umsatz freuen.

Besonders hoch waren die Einbrüche in den Lockdown-Monaten April 2020 und Dezember 2020 mit minus 75 Prozent beziehungsweise minus 71 Prozent. In dieser Zeit waren die Gaststätten bis auf Abhol- und Lieferangebote geschlossen, Hotels durften allenfalls Geschäftsreisende beherbergen.

Selbst als in den Sommermonaten letzten Jahres weitreichend gelockert wurde, brachte das für die Branche keine vollständige Erholung: Im August etwa, dem für das Gastgewerbe umsatzstärksten Monat des vergangenen Jahres, setzte die Branche rund 20 Prozent weniger um als im August 2019.

Mit solchen Einbrüchen müssen viele, der meist kleineren Unternehmen schwer zu kämpfen. Rund drei Viertel der über 230.000 Unternehmen haben weniger als zehn Beschäftigte. 

Schon im April 2020 hatten in Berlin Gastronomen auf ihre schwierige Lage hingewiesen. Es wurde seitdem nicht besserBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Stimmen aus der Wirtschaft

So gab es schon vor Beginn der Beratungen von Bund und Ländern viele Stimmen, die eine andere Corona-Politik forderten. Bisher spielt die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner bei politischen Entscheidungen eine große Rolle. Das sei nicht richtig, heißt es vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft. Die "einseitige Fixierung auf den Inzidenzwert" habe sich als falsch erwiesen, weil er das Infektionsgeschehen nur unvollständig abbilde.

"Wir brauchen eine Abkehr vom Inzidenzwert hin zu einem Risikowert, der unterschiedliche Faktoren erfasst", schreibt Bundesgeschäftsführer Markus Jerger in einem Brief an Kanzlerin Angela Merkel. Dazu gehörten neben der Zahl der Infektionen auch der Belegungsgrad bei den Intensivbetten und der Anteil schwerer Krankheitsverläufe. Außerdem müssten Schnelltests mehr genutzt werden, um Öffnungen im Einzelhandel, in der Gastronomie und von Hotels zulassen zu können.

Wenn der Wind einem um die Nase weht, haben es Viren nicht leichtBild: picture-alliance/dpa/S. Schuldt

Oder doch noch Urlaub in Deutschland?

Ein neuer Lockdown ist nötig, das muss aber nicht "gar kein Urlaub" heißen, meint der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil. Ähnlich wie schon einige andere Ministerpräsidenten befürwortet er das Konzept eines "kontaktarmen Urlaubs" im eigenen Bundesland. So soll der Urlaub in Ferienwohnungen oder -häusern, Appartements oder Wohnmobilen möglich sein, sofern diese über eigene sanitäre Anlagen verfügen und Urlauber sich dort auch mit Essen versorgen können. "Wenn wir uns beschränken auf Urlaubsformen, die rein auf Selbstversorgung beruhen und die nur in der Nähe stattfinden (...), dann haben wir das Risiko entscheidend reduziert."

Glücklich wären damit diejenigen, die eh schon in der Nähe von Meer oder Bergen wohnen. Die anderen müssen sich damit trösten, dass auch in Spanien schlechte Stimmung herrscht. Denn, während erste Deutschen nach Mallorca aufbrechen, ist dieses Urlaubsvergnügen auf der Insel Spaniern vom Festland untersagt.

iw/nm (dpa, rtrs, afp)

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