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Politik

Übers Klima schon in der Schule reden

Kommentarbild Adnan Arslan PROVISORISCH
Adnan Arslan
31. Oktober 2021

Der Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel liegt in mehr Bildung und Solidarität mit denen, die nur wenig zum Leben haben, meint Adnan Arslan, Mitglied des "Bürgerrats Klima".

Bild: Khalid Farooqi/DW

Ich bin kein Klima-Aktivist und an Demonstrationen habe ich auch noch nie teilgenommen. Mit meinem Diesel-Fahrzeug fahre ich täglich drei Kilometer zur Arbeit. Um ehrlich zu sein: Ich habe die Leute nie verstanden, die für die Umwelt demonstrieren. In meinen Augen bedeutete Klimawandel vor allem hohe Kosten für mich und meine Familie. Von klein an habe ich von meinen Eltern gelernt, dass es das Wichtigste ist, Essen auf dem Tisch zu haben und die Fixkosten bezahlen zu können. Einmal im Jahr in den Urlaub fahren zu können, ist dann noch der Luxus, den man sich gönnen kann. Eine typische Arbeiterfamilie eben.

Durch die Teilnahme am Bürgerrat Klima wurde ich aber hinsichtlich einiger meiner Vorurteile eines Besseren belehrt. Ich hatte dort das Glück, Wissenschaftlern und Professoren zuhören zu dürfen, die mir sehr viele klimarelevante Zusammenhänge verständlich erklärt haben. Ich möchte nicht behaupten, dass man dadurch plötzlich ein ganz anderer Mensch wird, aber es regt zum Nachdenken an.

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

Und wenn man erst einmal erkennt, wie sehr unser Verhalten den Klimawandel beschleunigt oder zum Artensterben beiträgt, will man handeln. Ich habe mir zum Beispiel ein Fahrrad gekauft, konsumiere jetzt nachhaltiger und vermeide unnötigen Müll. Damit ist das Klima zwar noch lange nicht gerettet, aber wenn viele Menschen kleine Schritte machen, kommen wir in kurzer Zeit viel weiter als in den vergangenen zehn Jahren.

Adnan Arslan hat sich inzwischen ein Fahrrad gekauftBild: Privat

Was ich damit vermitteln möchte: Aufklärung ist ein wesentlicher Bestandteil von dem, was wir denken, fühlen und im Endeffekt tun. Wie sagt man so schön: "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht." Es ist nämlich keine Frage, ob wir etwas tun sollten. Es geht um die Frage, wie schnell können wir etwas tun, um Katastrophen in den kommenden Jahren zu vermeiden oder zumindest deutlich zu reduzieren. Ich bin der Meinung, dass wir Mieter dieser Erde sind und wir sollten unseren Nachmietern einen bewohnbaren Planten hinterlassen. Doch dazu brauchen wir weit mehr als nur "Schönheitsreparaturen".

Wenn man sich mit Menschen in Deutschland über das Klima unterhält, ist oft das erste was kommt, dass Elektroautos zu teuer sind und dass es nicht genug Ladestationen gibt. Aber Klimaschutz ist viel mehr als das. Wir müssen nicht nur die Infrastruktur transformieren, sondern auch unser Denken. Alle müssen sich beim Thema Klimaschutz angesprochen fühlen. Ich verstehe die Sorge der Menschen, die sich wegen der steigenden Preise Sorgen machen. Die größte Aufgabe wird darin liegen, die soziale Gerechtigkeit und den Klimaschutz unter einen Hut zu bringen.

Jetzt müssen Taten folgen

Es kann nämlich nicht sein, dass vor allem Familien noch mehr unter finanziellen Druck geraten. Viele haben angesichts steigender Lebenshaltungskosten ohnehin schon Schwierigkeiten das Schiff über Wasser zu halten. Auch sollten Kinder nicht das ausbaden, was Erwachsene in den vergangenen Jahren verpennt haben. Es muss versucht werden, die Kinder und Jugendlichen auf die Zukunft vorzubereiten. Beispielsweise sollte ein Schulfach "Umwelt" schon ab der Grundschule eingeführt werden. Die für unseren Planeten so wichtige Aufklärung kann am besten an den Schulen stattfinden.

Mein Wunsch für die Zukunft wäre, dass die deutsche Politik den Großteil der Empfehlungen des Bürgerrats schnellstmöglich umsetzt - zum Beispiel das verbindliche Vorziehen des Kohleausstiegs bis spätestens 2030. Dass Deutschland international und auch bei der COP 26 eine führende Rolle beim Klimaschutz übernimmt. Dass sich die Nationen zusammenschließen und internationale Lösungen gefunden werden, um die größte Aufgabe unserer Zeit zu meistern. Dass alle Menschen dieser Welt das Angebot der Aufklärung erhalten. Dass sich Nationen nicht mehr davor drücken können, Maßnahmen umzusetzen. Jetzt müssen Taten folgen.

Adnan Arslan, 32, ist Fertigungssteuerer und lebt mit seiner Familie in Velbert bei Düsseldorf. Er war einer von 160 in Deutschland lebenden Menschen, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden, um an der Bürgerversammlung zum Klimawandel in Deutschland teilzunehmen. Nach insgesamt zwölf Treffen legte die Gruppe der Regierung 84 Empfehlungen für bessere Klimaschutzmaßnahmen vor.

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