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Politik

Kurden zwischen Hammer und Amboss

Kommentarbild PROVISORISCH | Rainer Hermann, FAZ & Klett-Cotta
Rainer Hermann
13. Januar 2019

Der Rückzug der Amerikaner aus Syrien hat schwerwiegende Folgen für die Kurden, meint Rainer Hermann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Soldaten der kurdischen YPG waren die größte Stütze im Kampf gegen den ISBild: Getty Images/AFP/D. Souleiman

Die syrischen Kurden stehen vor entscheidenden Monaten. Würde der amerikanische Präsident Trump seine Ankündigung in die Tat umsetzen, die amerikanischen Soldaten aus Syrien abzuziehen, fänden sie sich zwischen dem türkischen Hammer und dem Amboss des syrischen Regimes wieder. Ankara und Damaskus verfolgen ähnliche Ziele: eine kurdische Autonomie verhindern. Dabei geht die Türkei weiter. Sie will die Herrschaft der kurdischen PYD und ihrer Volksverteidigungseinheiten YPG endgültig beenden, da sie deren Verbindung zur PKK fürchtet. Hingegen würde das syrische Regime möglicherweise eine kurdische Selbstverwaltung auf kleiner Flamme zulassen.

Türkische Lippenbekenntnisse

Beides ist nicht in amerikanischem Interesse. Denn die Türkei hat es, trotz ihrer Lippenbekenntnisse, mit dem Kampf gegen islamistische Dschihadisten bisher nicht sehr ernst gemeint. Sonst hätte die Terrormiliz Haiat Tahrir al-Scham, die Al Kaida zugerechnet wird, in den vergangenen Tagen nicht weite Teile der Provinz Idlib, für welche die Türkei eine Verantwortung übernommen hat, erobern können. Ohne die kurdischen Bodentruppen hätte jedoch der Siegeszug des sogenannten "Islamischen Staats" nicht gestoppt werden können, und der IS ist weiterhin nicht besiegt. In Syrien und im Irak warten seine Kämpfer nur auf eine Rückkehr.

Rainer Hermann ist Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Helmut Fricke

Es wäre auch nicht in amerikanischem Interesse, würden die Kurden zur Verteidigung gegen die Türkei das syrische Regime zu Hilfe rufen. Dann hätte Washington aktiv einen Beitrag dazu geleistet, dass das Regime, das gegenüber der Zeit vor 2011 noch brutaler geworden ist, die Kontrolle über nahezu das gesamte Syrien zurückbekommt.

Trumps Berater haben das erkannt. Deshalb hat der Nationale Sicherheitsberater John Bolton als Bedingung für einen amerikanischen Abzug türkische Sicherheitsgarantien für die syrischen Kurden gefordert. Sollte Trump an dem Abzug der Bodentruppen festhalten, könnten die USA die syrischen Kurden dennoch schützen, so wie sie auch 1991 die irakischen Kurden vor Saddam Hussein geschützt hatten, was schließlich zu deren Autonomie führte.

Mögliche politische Profite Russlands

Noch hat Washington die Abzugspläne nicht konkretisiert - es gibt keinen Zeitplan und keine Angaben darüber, wie Boltons Schutzzusicherung für die Kurden verwirklicht werden kann. Sollte es die nicht geben, würden sich die Kurden mutmaßlich dem kleineren Übel beugen: einem Bündnis mit Damaskus. Eine Unbekannte ist dabei Russland, das nur einen von zwei möglichen politischen Gewinnen einstreichen kann: Entweder gegenüber der arabischen Welt ein Zugewinn an Glaubwürdigkeit, weil es die territoriale Integrität Syriens schützt. Oder ein Punktgewinn gegenüber der Türkei mit dem Ziel, Ankara enger an sich zu binden und den Graben zwischen Ankara und Washington zu vertiefen. Der Krieg in Syrien wird nicht einfacher.

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