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Die Schlacht um Aleppo

Kommentarbild PROVISORISCH | Rainer Hermann, FAZ & Klett-Cotta
Rainer Hermann
7. August 2016

Aleppo ist für seine Bewohner in diesen Tagen die Hölle auf Erden. Die Grausamkeit der Kämpfe sagt alles über die Zukunft derer, die Syrien jetzt verlassen, meint Rainer Hermann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Aleppo - einst eine blühende Metropole - Anfang August 2016Bild: Reuters/A. Ismail

Mit der Schlacht von Aleppo ist der Krieg in Syrien mit Wucht wieder in das Bewusstsein der internationalen Öffentlichkeit zurückgekehrt. Während das syrische Regime den Belagerungsring um die eingekesselte Stadt enger zieht, wollen die Rebellen Aleppo wieder mit ihrem Gebiet verbinden. Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel: Das Regime will ein Rumpf-Syrien mit den vier großen Städten sichern, wozu neben Damaskus und Aleppo auch Homs und Hama zählen. Die Rebellen hingegen würden nach dem Fall von Aleppo keine große Stadt mehr kontrollieren. Sie würden nur noch über ländliche Gebiete im Norden und Süden Syriens herrschen mit Idlib als größter Stadt. Die anderen Gebiete Syriens teilen sich die Kurden und der sogenannte "Islamische Staat".

Rainer Hermann ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Aleppo hat für beide Kriegsparteien, für das Regime und die Rebellen, eine hohe symbolische Bedeutung. Das erklärt die heftigen Gefechte, die sie sich liefern. Die Tragödie lässt sich bereits daran ermessen, dass über Opferzahlen gar nicht mehr berichtet wird. Katastrophal ist die Lage jedoch vor allem für die Einwohner Aleppos. Die Vereinten Nationen schätzen, dass 300.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten sind. Aleppo steht damit für die größte Belagerung seit dem Beginn des Kriegs im Jahr 2011. Die Grundnahrungsmittel sind aufgebraucht, und doch lehnen es das syrische Regime und sein Verbündeter Russland ab, dass ein von den Vereinten Nationen kontrollierter Korridor die Eingeschlossenen mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt.

Russland macht sich eines weiteren Kriegsverbrechens schuldig. Denn seine Kampfflugzeuge und Hubschrauber bombardieren jeden Tag bis zu vierzig Mal den Osten der Stadt, der von Rebellen gehalten wird. Niemand wäre überrascht, wenn sich diese Menschen, sollte es einmal Korridore aus ihrer zerstörten Stadt nach draußen geben, als Flüchtlinge auf den Weg nach Europa machen würden. Zumal russische Flugzeuge in diesen Tagen auch Flüchtlingslager in Nordsyrien beschießen. Mit der Entscheidungsschlacht um Aleppo ist klar: Für die meisten Syrer wird es kein Zurück mehr in ihre Heimat geben.

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