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Politik

Die syrische Flagge über Daraa

Kommentarbild PROVISORISCH | Rainer Hermann, FAZ & Klett-Cotta
Rainer Hermann
13. Juli 2018

Mit russischer Hilfe hat Assad nun die Stadt zurückerobert, in welcher der Aufstand gegen ihn begann. Jetzt geht der Krieg in Syrien in eine neue Phase, meint Rainer Hermann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Post von Daraa war sieben Jahre in Rebellenhand. Hier begann der Aufstand gegen AssadBild: Getty Images/AFP/M. Abazeed

Das Hissen der syrischen Nationalflagge an diesem Ort hat Symbolkraft: Die Rebellen hatten seit dem Beginn ihres Aufstands gegen das Regime von Präsident Assad im Frühjahr 2011 das Postgebäude des Stadt Daraa besetzt. Hier hatten die Proteste begonnen - erst gegen die willkürliche Verhaftung von Kindern, die regimekritische Graffiti an die Wände geschmiert hatten, dann bald gegen das verhasste Regime. An diesem Donnerstag (12.7.) haben nun Truppen des Regimes, unterstützt durch die russische Luftwaffe, das Zentrum von Daraa zurückerobert und am Postgebäude wieder die Flagge der Republik Syrien gehisst.

Rainer Hermann ist Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: picture-alliance/dpa

Assad erlangt die Kontrolle zurück

Damit ist Assad seinem Ziel, die Kontrolle über Syrien zurückzuerlangen, einen wichtigen Schritt näher gekommen. Noch halten die Rebellen Teile der Stadt Daraa und der gleichnamigen Provinz an der Grenze zu Jordanien. Russische Emissäre verhandeln aber mit ihnen, um ihnen ein sicheres Geleit in Regionen zu verschaffen, welche die Rebellen halten. Davon gibt es aber nicht mehr viele. Im Frühsommer hatten russische Soldaten Rebellen aus Gebieten um Damaskus in die Rebellenprovinz Idlib im Nordwesten Syriens begleitet und in die Kurdenprovinz Afrin, die zuvor die türkische Armee erobert hatte. Dort wurden ihnen Häuser zugewiesen, aus denen die Besatzer die kurdische Bevölkerung Afrins vertrieben hatte.

Begonnen hatte die Schlacht um Daraa am 19. Juni. Sie hat die größte einzelne Fluchtwelle seit dem Beginn des Krieges 2011 ausgelöst: Seither flohen vor den Kämpfen und der anrückenden Armee mehr als 300.000 Menschen. Doch die Welt schaute kaum mehr hin. Die nächste Fluchtwelle lässt sich leicht voraussagen, denn als nächstes werden die Truppen des Regimes und die russischen Flugzeuge Idlib angreifen. Wer dann fliehen muss, hat nur noch einen Fluchtweg: nach Norden in die kurdischen Provinzen und in die Türkei.

Neue Phase des Krieges

Auch nach einer Eroberung von Idlib wird der Krieg in Syrien noch lange nicht zu Ende sein. Denn die Türkei will noch weitere kurdische Provinzen in Nordsyrien besetzen. Eine andere Front entsteht durch den Konflikt zwischen den iranischen Milizen in Syrien und Israel. Denn Israel ist alarmiert, weil sich die iranischen Einheiten bereits auf zehn Kilometer der Waffenstillstandslinie auf dem Golan angenähert haben. Iran baut seine Stützpunkte in Syrien zielstrebig aus. Israel aber ist entschlossen, Iran aus Syrien zu vertreiben und drängt Russland, das zu veranlassen. Das kann und will Russland jedoch nicht leisten. Zwar ist der Krieg zwischen dem Regime und den Rebellen entschieden. Er geht nun aber mit der Konfrontation der externen Akteure in eine neue Phase über.

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