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Politik

Wenn der Berg eine Maus gebiert

Kommentarbild PROVISORISCH | Rainer Hermann, FAZ & Klett-Cotta
Rainer Hermann
1. Juni 2019

Auf Initiative Saudi-Arabiens haben sich Arabische Liga und Golfkooperationsrat zum Umgang mit dem Iran getroffen. Doch das Ergebnis von Mekka ist bescheiden, meint Rainer Hermann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Bild: Imago Images/ZUMA Press/T. Ganaim

Der Dringlichkeitsgipfel, zu dem der saudische König Salman die Monarchen des Golfkooperationsrats (GCC) und anschließend die Staatschefs der Arabischen Liga nach Mekka geladen hatte, zeigt das Dilemma, vor dem die Herrscher der arabischen Welt stehen: Sie wollen gegenüber Iran entschlossen und geeint auftreten, sie wollen aber auch keinen Krieg provozieren.

Die "außergewöhnliche Herausforderung", von der König Salman sprach, besteht für die arabische Welt darin, Iran zurückzudrängen, ohne dabei zugleich die Katastrophe eines Waffengangs heraufzubeschwören - ohne also Öl ins Feuer des zwischen Iran und den USA eskalierenden Konflikts zu gießen. In Mekka verabschiedeten die Staatschefs zwar ein scharf formuliertes Kommuniqué, von Säbelrasseln war jedoch keine Spur mehr.

Mit wenigen Nadelstichen eine Lebensader getroffen

Denn in den vergangenen Wochen mussten die GCC-Staaten erkennen, wie verwundbar sie bei einer kriegerischen Auseinandersetzung wären. Iran und seine Hilfstruppen hatten mit einigen wenigen gezielten Nadelstichen den arabischen Ölexporteuren Staaten vorgeführt, wie leicht es für sie ist, die Lebensader dieser Staaten zu treffen.

Rainer Hermann ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Helmut Fricke

Das Unbehagen der Araber liegt auf der Hand. Denn der schiitische Iran nutzt eine beispiellose Schwächephase der sunnitisch-arabischen Welt, um seine Einflusssphäre bis ans Mittelmeer und in den Jemen auszuweiten. Auch das Gipfeltreffen am heiligsten Ort des Islams hat jedoch keine Antwort auf die Frage gebracht, wie Iran, das seinem Verfassungsauftrag zur Export der Revolution nachkommt, zurückgedrängt werden könnte.

Denn die arabischen Golfstaaten fürchten einen Krieg, zudem sind sie gelähmt. So ist der GCC gespalten, seit Saudi-Arabien gegen Katar ein Embargo verhängt hat und es auch durchsetzt. Daran ändert nichts, dass König Salman dieses Mal Katar nach Mekka eingeladen hat. Auch teilen nicht alle arabischen Staaten die Sorgen der Golfmonarchien. Für Ägypten sind nicht Iran und dessen Proxies die größte Bedrohung, sondern die Nil-Anrainer im Süden und deren Staudammprojekte. Wie für die Golfstaaten das Öl die Lebensader ist, ist es für Ägypten das Wasser.

Jetzt schlägt die Stunde der Vermittler

Der GCC und die Arabische Liga sind nicht dafür bekannt, eine Politik zu formulieren und die dann konsequent durchzusetzen. Das Ergebnis von Mekka ist daher bescheiden. Es wird am Verhalten Irans nichts ändern und nichts am amerikanisch-iranischen Konflikt. Jedoch schlägt die Stunde der Vermittler. Für Washington sondieren der Irak und die Schweiz, die Amerikas Interessen in Teheran vertritt, die Möglichkeit von Gesprächen mit Iran. Bei den Golfmonarchien verfügen Katar und Oman über gute Beziehungen mit Iran.

Saudi-Arabien hat mit der Einberufung des Dringlichkeitsgipfels zwar seine Führungsrolle in der arabischen Welt unterstrichen. Im Konflikt mit der Islamischen Republik hat das Königreich, trotz amerikanischer Unterstützung, aber nicht viel gewonnen.

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