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Politik

EU und WHO stehen für globale Solidarität

Tedros Adhanom Ghebreyesus | Jutta Urpilainen
17. Mai 2020

Da die Pandemie die Armen härter trifft, ist Europas Hilfe so wichtig für die Welt. Außerdem gilt es, uns auf künftige Krisen vorzubereiten, meinen WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus und EU-Kommissarin Jutta Urpilainen.

Brasilien | Coronavirus
Bild: Getty Images/AFP/S. Avila

Die gravierendste Gesundheitskrise unserer Zeit ist eine harte Prüfung für Europa. Vier der sechs weltweit derzeit am schwersten von der COVID-19-Pandemie betroffenen Länder liegen hier. Europa kämpft darum, COVID-19 bei sich unter Kontrolle zu bringen. Gleichzeitig spielt es eine führende Rolle beim Aufbau globaler Solidarität. Als Einzelne halten wird zwar Abstand voneinander, als Akteure auf der Weltbühne müssen wir jedoch näher zusammenrücken und geschlossen handeln.

Die Europäische Union und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzen sich gemeinsam für die Unterstützung gefährdeter Länder und Bevölkerungsgruppen in der ganzen Welt ein. Der Schulterschluss der Weltgemeinschaft ist besonders wichtig, da die Krankheit unterschiedslos alle treffen kann. Solange nur einige von uns betroffen sind, ist keiner von uns sicher.

Die Schwächsten leiden am stärksten

Zur Unterstützung der globalen Reaktion auf COVID-19 haben die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten kürzlich das Maßnahmenpaket "Team Europa" vorgelegt, dessen Volumen inzwischen auf mehr als 23 Milliarden Euro angewachsen ist. Ein Teil dieser Maßnahmen wird selbstverständlich gemeinsam mit den Vereinten Nationen durchgeführt.

WHO-Direktor Tedros Adhanom GhebreyesusBild: Getty Images/AFP

Wie bei so vielen Krisen leiden die schwächsten Bevölkerungsgruppen am stärksten unter dieser Pandemie; ihnen muss unser Hauptaugenmerk gelten. Die EU unterstützt den strategischen Reaktionsplan der WHO und stellt dafür neue Mittel in Höhe von 30 Millionen Euro. Damit soll die Notfallvorsorge und -reaktion in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen oder in Ländern, die von humanitären Krisen betroffen sind, zu gestärkt werden. 

Darüber hinaus haben die EU-Kommission, die WHO und Partner aus aller Welt gemeinsam die Initiative "Access to COVID-19 Tools Accelerator" ins Leben gerufen, um die Entwicklung, Herstellung und gerechte Verteilung von Impfstoffen, Diagnostika und Therapeutika für die Bekämpfung von COVID-19 zu beschleunigen. Denn alle Menschen müssen gleichberechtigten Zugang zu diesen lebensrettenden Produkten haben.

Europa gibt Milliarden

Aufbauend auf diesem historischen Engagement organisierte die Europäische Kommission am 4. Mai eine Geberveranstaltung, bei der mehr als 40 Länder zusammenkamen und rund 7,4 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung im Bereich Impfstoffe, Diagnostika und Therapie zusagten.

Aber unsere Partnerschaft reicht weit über die derzeitige Krise hinaus.

Die Pandemie nützt Lücken und Ungleichheiten in den Gesundheitssystemen aus. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, in diese Systeme zu investieren, um Krankheitsausbrüche zu verhindern, aufzudecken und darauf zu reagieren.

Leistungsfähige Gesundheitssysteme sind das wirksamste Mittel nicht nur gegen Pandemien, sondern auch gegen die vielfältigen Gesundheitsbedrohungen, denen Menschen auf der ganzen Welt jeden Tag ausgesetzt sind.

Förderung einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung

Nach den derzeitigen Trends werden bis 2030 jedoch mehr als fünf Milliarden Menschen keinen Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten haben. Selbst wenn solche verfügbar sind, kann ihre Nutzung für Millionen von Menschen den finanziellen Ruin bedeuten.

EU-Kommissarin Jutta UrpilainenBild: Getty Images/AFP/J. Thys

Diese Defizite beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit von Einzelpersonen, Familien und Gesellschaften; sie untergraben auch die globale Sicherheit und das weltweite Wirtschaftswachstum.

Aus diesem Grund hat die EU Geld für die Partnerschaft mit der WHO zur Förderung einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung bereitgestellt, um den Ausbau der Gesundheitssysteme in 115 Ländern in Afrika, im karibischen Raum, im Pazifischen Ozean, in Osteuropa sowie in Zentral- und Südostasien zu unterstützen. 

Mehr in Vorsorge als in Behandlung investieren

Weltweit werden jährlich rund 7,5 Billionen US-Dollar für Gesundheit ausgegeben; das sind fast 10 Prozent des weltweiten Sozialprodukts.

Doch zu viele Länder geben einen zu großen Teil ihres Gesundheitshaushalts für die Behandlung von Krankheiten in Kliniken aus - wo die Kosten höher sind und die Ergebnisse oft schlechter ausfallen , anstatt die Gesundheitsförderung und Vorsorge auf der primären Ebene zu unterstützen.

Auf die nächste Pandemie vorbereiten

Die COVID-19-Pandemie wird mit der Zeit abebben, es darf aber keine Rückkehr zum "Business as Usual" geben. Während wir an der Überwindung dieser Pandemie arbeiten, müssen wir uns auch auf die nächste vorbereiten. Jetzt bietet sich die Gelegenheit, resiliente Gesundheitssysteme in der ganzen Welt zu schaffen.

Investitionen zur Stärkung der Infrastruktur und des Personals im Gesundheitswesen sind das einzige Mittel, um künftige globale Gesundheitskrisen zu verhindern. Die Geschichte wird uns nicht nur daran messen, ob wir diese Pandemie überwinden, sondern auch daran, welche Lehren wir daraus ziehen und welche Maßnahmen wir danach ergreifen.

Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus ist Mai 2017 Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation. Zwischen 2005 und 2012 war er Gesundheitsheitsminister Äthiopiens, von 2012 bis 2016 Außenminister.

Jutta Urpilainen ist seit November 2019 EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften. Von 2011 bis 2014 war sie Finanzministerin Finnlands.