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Politik

Kims Spiel(e)

Sturm Peter Kommentarbild App PROVISORISCH
Peter Sturm
25. Januar 2018

Eigentlich richtet ja Südkorea die Olympischen Spiele aus. Aber Nordkoreas Diktator hat es geschafft, dass eigentlich nur über "seine" Delegation geredet wird. Dahinter steckt politisches Kalkül, meint Peter Sturm.

Nordkoreanische Eishockeyspielerinnen treffen im südkoreanischen Eishockey-Traingszentrum einBild: picture-alliance/Pool Kyodo News/S. Kyung-Seok

Man muss kein Zyniker sein, um den "olympischen Geist" für eine Erfindung geschäftstüchtiger Sportfunktionäre zu halten. Und es ist auch keine neue Erfahrung, dass der angeblich so herrlich unpolitische Sport hemmungslos für politische Zwecke ge- und missbraucht wird. Das neueste Kapitel dieser unendlichen Geschichte verfasst gerade Nordkoreas Führer Kim Jong Un. In seinem Kampf ums politische und vielleicht auch physische Überleben greift er seit Jahresbeginn auf subtilere Mittel als Atombomben und Langstreckenraketen zurück.

Peter Sturm ist Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

In der Neujahrsansprache gekapert

Südkorea darf in wenigen Tagen schon zum zweiten Mal Olympische Spiele ausrichten. So etwas bringt viel internationales Prestige. Kim Jong Un hat es mit einigen Sätzen seiner Neujahrsansprache geschafft, diese Spiele zu kapern. Alle Welt schaut auf die nordkoreanische Delegation, die sich auf den Weg nach Süden machen wird. Sportlich werden sie nicht viel bewegen. Die Eishockey-Frauen werden das südkoreanische Team womöglich sogar um seine Chancen bringen. Denn Mannschaften, die nach politischen Vorgaben zusammengestellt werden, sind sportlich wenig wert. Deutschland hat in dieser Hinsicht bei der Fußball-WM 1938 nach dem "Anschluss" Österreichs schlechte Erfahrungen mit einer "großdeutschen" Mannschaft gemacht.

Hat schon die Vereinbarung über eine gemeinsame Eishockey-Mannschaft für viel Unmut in Südkorea gesorgt, so wird der neueste Vorschlag aus Nordkorea auch auf wenig Gegenliebe stoßen. Alle Koreaner sollten sich - unter Ausschluss der Außenwelt - um Wiedervereinigung des Landes kümmern, so Pjöngjang am Donnerstag. Das sollte man nicht wörtlich nehmen. Kim Jong Un weiß auch, dass sein Regime den Systemwettbewerb mit dem prosperierenden Süden nicht gewinnen kann. Und nicht einmal die freundlichste Regierung des Südens wird so naiv sein, den Diktator im Norden ohne Gegenleistung wirtschaftlich aufzupäppeln.

Überlebenskalkül eines Spielers

Deshalb zielt Kims Vorstoß vor allem auf etwas, was in der Tat beide Koreas verbindet: Das Gefühl, als kleine Nation von den Großen herumgeschubst zu werden. Wenn Nordkorea es schafft, die Stimmung im Süden durch seine Propagandashow deutlich stärker zu "nationalisieren", dann hat Kim Jong Un nicht nur die Olympischen Spiele gekapert. Dann hat er Südkorea auch von seinen wichtigsten Verbündeten entfernt. Und das passt dann perfekt ins Überlebenskalkül des Spielers in Pjöngjang.

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