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Politik

Tankerkrieg im Mittelmeer

Kommentarbild PROVISORISCH | Rainer Hermann, FAZ & Klett-Cotta
Rainer Hermann
24. August 2019

Die "Adrian Darya 1" sucht bislang vergeblich einen Hafen im Mittelmeer. Damit geht der Nervenkrieg zwischen den USA und dem Iran weiter, meint Rainer Hermann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Bild: Reuters/J. Nazca

45 Tage lag der 330 Meter lange  iranische Öltanker  "Adrian Darya 1" im Hafen von Gibraltar. Seit Anfang der Woche ist  er nun ins östliche Mittelmeer unterwegs und sucht bisher vergeblich einen neuen Hafen. Die Regierung von Gibraltar, das Teil des Vereinigten Königreichs ist, hatte den Tanker, den Iran in den vergangenen Wochen von "Grace 1" auf "Adrian Darya 1" umbenannt hat, am vergangenen Montag mit geladenen 2,1 Millionen Barrel Öl im Wert von 120 Millionen Euro auslaufen lassen.

Zuvor hatte sie eingestanden, nicht richtig gehandelt zu haben, als sie den Tanker am 4. Juli bei der Passage durch die Meerenge festgesetzt hat. Schließlich seien es US-amerikanische, nicht aber europäische Sanktionen, die das Ziel haben, Iran am Export von Erdöl zu hindern. Auch der wissenschaftliche Dienst des Bundestags war zum Ergebnis gekommen, dass Gibraltar gegen das Völkerrecht verstoßen hat, als es sich dem US-amerikanischen Druck gebeugt hatte und den Tanker festsetzte.

Die Regierung von Gibraltar brachte einen weiteren Grund ins Spiel, weshalb sie den Tanker auslaufen ließ. Sie erklärte, die US-Amerikaner könnten wohl argumentieren, die Verkaufserlöse kämen den iranischen Revolutionsgarden zugute. Da aber die EU, anders als die USA, die Revolutionsgarden nicht als Terrororganisation einstuften, müssten die auch nicht sanktioniert werden.

Drakonische Strafen angedroht

Das war ein herber Schlag für Präsident Trump und die Falken um ihn. Schließlich hatte ein amerikanisches Gericht vor dem Auslaufen des Tankers angeordnet, dass dieser zu beschlagnahmen sei. Darüber hat sich Gibraltar hinweggesetzt. Daher erhöhen nun die USA, um glaubwürdig zu bleiben, den Druck auf andere. Washington droht, wer immer den Tanker in einen Hafen einlaufen lasse und das Öl kaufe, werde mit drakonischen Strafen dafür büßen müssen.

Rainer Hermann ist Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Helmut Fricke

Damit weitet Präsident Trump seine Politik des „maximalen Drucks" gegenüber Iran auf Drittstaaten aus. Gegenüber Iran war sie bislang kaum erfolgreich. Der iranischen Wirtschaft geht es zwar schlecht, sie kollabiert aber nicht. Zudem gehen die Iraner nicht gegen ihre Führung auf die Straße. In weiter Ferne ist damit ein Regime change.

Wohin mit dem Öl?

Was die "Adrian Darya 1" angeht, so scheint es durchaus wahrscheinlich, dass der Tanker das geladene Erdöl auf kleinere Schiffe umgeladen könnte. Der Supertanker hat bereits in der Vergangenheit, nicht zuletzt wegen seiner enormen Größe, wiederholt auf dieses Art außerhalb von Häfen seine Ladung "von Schiff zu Schiff" gelöscht.

Doch die eine Frage ist, wer das Erdöl von kleineren Schiffen kaufen würde, eine andere, ob es möglicherweise in eine Pipeline eingespeist wird. Beides würde den Zorn Washingtons auf sich ziehen. Zudem könnten die USA, um ein Exempel zu statuieren, weiter gegen die  "Adrian Darya 1" vorgehen. Der Tankerkrieg spielt sich nun also auf dem Mittelmeer ab.