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Politik

Trumps Kabinett der Superreichen

Oliver Kuehn Frankfurter Allgemeine Zeiten Kommentarbild app
Oliver Kühn
6. Dezember 2016

Sieht so der Bruch mit den bisherigen Eliten aus? Die Wähler von Donald Trump dürften angesichts der Auswahl der künftigen Minister zweifeln, meint Oliver Kühn von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Donald Trump mit Betsy DeVos, die Bildungsministerin in seinem Kabinett werden sollBild: Picture-Alliance/AP Photo/C. Kaster

Wohl noch nie in der Geschichte der Vereinigten Staaten waren so viele Reiche in einem Kabinett versammelt. Donald Trump selbst, der künftige amerikanische Präsident, ist mit seinem - von Forbes geschätzten - Vermögen von rund 3,7 Milliarden Dollar nicht einmal der Wohlhabendste in der Regierung, die ab dem 20. Januar 2017 die Geschicke des Landes lenken soll.

Bildungsministerin soll Betsy DeVos werden, deren Familie 5,1 Milliarden Dollar schwer ist, Wirtschaftsminister Wilbur Ross kommt auf ein Vermögen von 2,9 Milliarden Dollar, dessen Stellvertreter Todd Ricketts ist ebenfalls Milliardär. Und auch die Familie der künftigen Verkehrsministerin Elaine Chao verfügt über Milliarden Dollar. Sollte tatsächlich Harold Hamm Energieminister werden, würden noch einmal 15 Milliarden Dollar dazu kommen. Steve Mnuchin, Goldman-Sachs-Banker und von Trump als Finanzminister auserkoren, wirkt mit gerade einmal 40 Millionen Dollar Vermögen dagegen fast arm.

Verlust der Glaubwürdigkeit

Reichtum ist nicht verwerflich - erst recht nicht im amerikanischen politischen System, wo schon der Wahlkampf um einen Senatssitz mehrere Millionen Dollar kostet. Doch mit diesen Nominierungen hat Trump ein großes Problem: seine Glaubwürdigkeit. Monatelang hat er seiner Anhängerschaft im Wahlkampf versprochen, er werde - sollte er gewählt werden - den Sumpf in Washington trocken legen. Dieses populistische Versprechen brachte ihm die Mehrheit der Stimmen der weißen, weniger begüterten Bevölkerungsschichten. Selbst für einige Demokraten war er mit diesem Versprechen attraktiv: Lag er doch damit auf Linie mit Bernie Sanders - und der bezeichnete sich immerhin selbst als Sozialist.

Oliver Kühn ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: F.A.Z./Frank Röth

Doch gerade für diese Wählerschicht dürften Trumps Kabinettskandidaten wenig verständlich sein - gehören sie doch alle der Oberschicht der Ostküste an, deren Vorherrschaft Trump zu beenden versprach. So nimmt es nicht Wunder, dass besonders die Demokraten auf Trump einhämmern, ihn an seine Wahlversprechen erinnern und schon jetzt, da er noch nicht einmal das Amt übernommen hat, "Wortbruch" schreien. Trump und seine Sprachrohre versuchen sich damit zu verteidigen, dass es sich fast ausschließlich um Leute handelt, die politische Außenseiter sind und somit den besseren Blick hätten, was in der Hauptstadt verändert werden müsse. Außerdem seien sie wegen ihres Reichtums nicht käuflich und hätten mit dem Erwerb dieser Vermögen schon bewiesen, dass sie "Gewinner" seien.

Verständnis für die Bedürfnisse der Mittelschicht?

Ob dieses Kabinett der Milliardäre und Millionäre aber versteht, wie es dem Mittelschicht-Amerikaner geht und was er für Lebenserleichterungen erwartet, darf jedoch bezweifelt werden. Zwar wurde schon eine Reduzierung der Einkommenssteuer angekündigt, die dem arbeitenden Durchschnitt zugutekommen soll. Doch profitieren die Reichen davon selbstverständlich auch in hohem Maße. Sollte sich in kommenden vier Jahren also eine Politik durchsetzen, die Vermögende entlastet, ohne dass es der Mittel- und Unterschicht besser geht, würde das Reservoir der Enttäuschten und Wütenden, mit deren Gefühlen Trump im Wahlkampf so virtuos gespielt hat, noch größer. Außerdem wäre das ein Sieg des Kapitalismus über die Demokratie.

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