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Deutschland soll sich Flüchtlingen öffnen

20. Juni 2015

Erstmals begeht Deutschland einen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung, der an den Weltflüchtlingstag der UN anknüpft. Bundespräsident Gauck sieht für die Gesellschaft auch Chancen durch Flüchtlinge.

Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung: Bundespräsident Joachim Gauck und die aus Somalia stammende Asma Abubaker Ali (Foto: picture-alliance/dpa/R. Jensen)
Bundespräsident Joachim Gauck und die aus Somalia stammende Asma Abubaker AliBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Nach dem Zweiten Weltkrieg sei es einem "armen und zerstörten" Deutschland gelungen, Millionen Flüchtlinge zu integrieren. "Warum sollte ein wirtschaftlich erfolgreiches und politisch stabiles Deutschland nicht fähig sein, in gegenwärtigen Herausforderungen die Chancen von morgen zu erkennen?", gab Bundespräsident Joachim Gauck beim Festakt im deutschen Historischen Museum in Berlin zu bedenken.

Emotionale Debatten

Im vorigen Jahr hatte die Bundesregierung beschlossen, den 20. Juni zum nationalen Gedenktag für Vertriebene zu machen, gekoppelt an den Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen. Der Umgang mit der Erinnerung an die Vertreibung aus ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten in Osteuropa hatte lange für emotionale Debatten gesorgt. Der Bund der Vertriebenen forderte jahrelang einen eigenen Gedenktag. Er vertritt die Interessen von 14 Millionen im Zweiten Weltkrieg vertriebenen Menschen und ihren Nachkommen.

Nie dagewesene Herausforderungen

Er wünsche sich, so Gauck weiter, dass die Erinnerung an die geflüchteten und vertriebenen Menschen von damals zu mehr Verständnis und Mitgefühl für die Opfer von heute führten. Deutschland und Europa stünden vor Herausforderungen neuer Dimension angesichts von rund 60 Millionen Flüchtlingen weltweit.

Flüchtlingspolitik sei längst nicht nur Innenpolitik, sondern auch Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik. Es sei die moralische Pflicht aller Staaten Europas, Flüchtlinge vor dem Tod im Mittelmeer zu retten und ihnen eine sichere Zuflucht zu gewähren.

Erinnerung an "vergessene Krisen"

Anlässlich des Weltflüchtlingstags forderte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer, mehr Aufmerksamkeit für so genannte vergessene Krisen etwa in Afghanistan, Somalia, den Sudan, den Südsudan, die Demokratische Republik Kongo und Myanmar. Auch dort seien "Menschen gezwungen, aufgrund von bewaffneten Auseinandersetzungen, gravierenden Menschenrechtsverletzungen oder Folgen des Klimawandels ihre Heimat zu verlassen und den größten Teil ihrer Habe aufzugeben".

Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte, er hoffe auf Ausdauer und Beständigkeit von Politik und Bürgern bei der Hilfe für Flüchtlinge. Es werde keine einfachen und schnellen Lösungen geben für die weltweit 60 Millionen Menschen - darunter zur Hälfte Kinder, sagte der CDU-Politiker. Bei allen Beschlüssen müssten Regierungen auch die Fähigkeit und Bereitschaft der eigenen Bevölkerung für die Aufnahme von Flüchtlingen erhalten. Er warnte ferner: "Was sich absolut verbietet, ist, das Schicksal der Opfer von Flucht und Vertreibung politisch zu instrumentalisieren."

Wurde nach Kriegsende aus dem Sudetenland vertrieben: Edith Kiesewetter-GieseBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Flüchtling aus Somalia, Vertriebene aus dem Sudetenland

Zwei Frauen zweier Generationen, Asma Abubaker Ali aus Somalia, und Edith Kiesewetter-Giese, Vertriebene aus dem Sudetenland, schilderten grausame Erlebnisse während ihrer Flucht. Asma Abubaker Ali bezeichnete die Ankunft in Deutschland im Sommer 2012 als einen der glücklichsten Tage in ihrem Leben. Kiesewetter-Giese sagte, erfahrenes Unrecht könne man vielleicht verzeihen, aber nie vergessen. An diesem Gedenktag würden Flüchtlinge und Vertriebene in Deutschland ein kleines Stückchen Würde wiederbekommen.

Mehr als 400 Millionen Euro hat das Auswärtige Amt im vergangenen Jahr für humanitäre Hilfe im Ausland bereitgestellt, so Strässer. Ein großer Teil davon komme Menschen auf der Flucht zugute. Nach Angaben von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller stellte Deutschland in den vergangenen 18 Monaten allein rund 650 Millionen Euro für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak zur Verfügung. Die Hilfen seien in 150 Soforthilfeprojekte geflossen, vor allem nach Jordanien und in den Libanon.

DW-Spezial: Flucht nach Europa

sti/uh/SC (dpa,afp)

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