"Unser Land ist keine Insel"
3. Oktober 2013"Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, wir könnten verschont bleiben von den politischen und ökonomischen, den ökologischen und militärischen Konflikten, wenn wir uns an deren Lösung nicht beteiligen", betonte das deutsche Staatsoberhaupt bei der Veranstaltung in Stuttgart in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel und zahlreicher anderer Spitzenpolitiker von Bund und Ländern.
Er möge sich nicht vorstellen, "dass Deutschland sich groß macht, um andere zu bevormunden", sagte Joachim Gauck weiter und fuhr fort: "Aber ich mag mir genau so wenig vorstellen, dass Deutschland sich klein macht, um Risiken und Solidarität zu umgehen."
"Verlässlicher Partner"
Zu den Stärken Deutschlands gehöre, dass es alle Nachbarländer als Freunde gewonnen habe und in internationalen Allianzen zum verlässlichen Partner geworden sei, erklärte der Bundespräsident. "Deshalb ist es richtig, wenn andere ebenso wie wir selbst fragen: Nimmt Deutschland seine Verantwortung ausreichend wahr gegenüber den Nachbarn im Osten, im Nahen Osten und am südlichen Mittelmeer? Welchen Beitrag leistet Deutschland, um die aufstrebenden Schwellenmächte als Partner der internationalen Ordnung zu gewinnen?"
Mit Blick auf Europa räumte Gauck ein, dass sich das Gesicht des Kontinents gewandelt habe."Ohne Zweifel ist das Europa in der Krise nicht mehr das Europa vor der Krise. Risse sind sichtbar geworden", formulierte der Bundespräsident. Kräfte und Mehrheiten hätten sich verschoben. Nationale Regierungen bestimmten wesentlich die Agenda. Dennoch sei die Einheit nicht in Gefahr. "Ein starkes Band aus Mentalität, Kultur und Geschichte hält Europa zusammen", unterstrich der Präsident.
Der gebürtige Rostocker Gauck erinnerte in seiner Rede an die Überwindung der Ohnmacht in der DDR und den Freiheitswillen der Ostdeutschen: "Der Freiheitswille der Unterdrückten hatte die Unterdrücker entmachtet." Für ihn selbst sei die Wiedervereinigung und der Weg dorthin die "beglückendste Zeit" gewesen, sagte der ehemalige DDR-Bürgerrechtler.
Die zentrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit und ein großes Bürgerfest werden in jedem Jahr von dem Bundesland ausgerichtet, das den Vorsitz im Bundesrat innehat. Dies ist 2013 Baden-Württemberg. Das Bürgerfest in der Landeshauptstadt Stuttgart steht unter dem Motto "Zusammen einzigartig". Zu der zweitätigen Veranstaltung werden rund 400.000 Menschen erwartet.
Nach der friedlichen Revolution in der DDR und der Überwindung der kommunistischen Herrschaft hatte das erste frei gewählte DDR-Parlament am 3.Oktober 1990 den Beitritt des Landes zur Bundesrepublik Deutschland erklärt. Seitdem wird der 3.Oktober als Nationalfeiertag begangen.
wl/se (dpa, epd, afp, rtr)