Gauck beschwört Kolumbianer
10. Mai 2013 Bundespräsident Joachim Gauck hat während seines Besuchs in Kolumbien das Land aufgerufen, die politische und juristische Aufarbeitung des jahrzehntelangen Konflikts zwischen Armee, Paramilitärs und Guerillas voranzutreiben. "Es ist wichtig für die Angehörigen, Aufklärung zu erhalten über die Umstände von Misshandlung, gewaltsamer Entführung und Ermordung", sagte Gauck in einer Rede an der Universidad de los Andes in Bogotá. Schließlich gebe es "keinen dauerhaften Frieden, wenn die Interessen der Opfer nicht annähernd gewahrt werden". Dazu gehöre "wenigstens symbolische Wiedergutmachung".
Der Bundespräsident riet der kolumbianischen Gesellschaft zugleich, "Täter, wenn sie der Gewalt abgeschworen haben, wieder in die Gesellschaft zu integrieren". Gauck hob zudem hervor, dass Demokratie nur möglich sei, "wenn das Machtmonopol des demokratischen Staates gestärkt wird, wenn der Staat den Rechtsstaat zu seiner Maxime macht".
Konflikt mit FARC seit fast 50 Jahren
Derzeit führt die Regierung in Bogotá Friedensverhandlungen mit den linksgerichteten FARC-Rebellen. Sie hatten sich 1964 im Kampf gegen Großgrundbesitzer gegründet. In dem knapp 50 Jahre dauernden Konflikt wurden Schätzungen zufolge bislang etwa 600.000 Menschen getötet. Nach UN-Angaben wurden zudem vier Millionen Menschen vertrieben. Gewalt geht in Kolumbien auch von der Guerillagruppe Nationale Befreiungsarmee (ELN) sowie von paramilitärischen Gruppen aus.
Gauck war am Mittwoch zu einer neuntägigen Reise nach Kolumbien und Brasilien aufgebrochen. Am Freitag kam er auch mit Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos zusammen. Mit dem Bundespräsidenten reist eine Wirtschafts- und Kulturdelegation.
Wirtschaftliche Fortschritte
Wirtschaftlich geht es Kolumbien immer besser. Das Wachstum liegt bei jährlich vier Prozent. Das Land wurde zuletzt wirtschaftlich aufgewertet und auf die Ebene der aufstrebenden sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) gehoben. Haupteinnahmequellen sind Rohstoffe, vor allem Edelsteine, Öl und Kohle.
Deutschland zeigt mehr und mehr Interesse an dem südamerikanischen Staat. Zuletzt waren Außenminister Guido Westerwelle und Entwicklungsminister Dirk Niebel sowie die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan zu Besuch. Dennoch liegt Kolumbiens Wirtschaft weit hinter dem Nachbarland Brasilien, der zweiten Station von Gaucks insgesamt gut einwöchiger Lateinamerikareise.
sti/nem/kle (kna, epd, dpa)