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Gazas Kinder leiden unter den Kriegen

Diana Hodali10. August 2015

Erstmals seit 53 Jahren ist in Gaza die Rate der Kindersterblichkeit gestiegen. UNRWA würde gerne dagegen angehen, nur geht der Organisation die Finanzierung aus, sagt Ghada al-Jadba von UNRWA.

Israels Angriffe auf Gaza (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Deutsche Welle: Aus einer aktuellen Studie des UN-Flüchtlingshilfswerks für Palästinenser - UNRWA - geht hevor, dass die Rate der Todesfälle von Kindern unter einem Jahr von 20,2 pro 1000 Geburten im Jahr 2008 auf 22,4 Todesfälle 2013 gestiegen ist. Was sind die Gründe für die wachsende Kindersterblichkeit?

Ghada al-Jadba: UNRWA hat diese Studie bereits 2013 durchgeführt. Und wir waren sehr überrascht über dieses Ergebnis. Die höchste Sterblichkeitsrate liegt bei Babies, die bis zu einem Monat alt sind. Die meisten Tode gehen auf Frühgeburten und angeborenen Fehlbildungen zurück. Die Studie geht allerdings nicht den zugrunde liegenden Ursachen nach. Aber wenn man sich die Situation im Gazastreifen anschaut, dann spielt die Blockade des Gazastreifens eine Rolle.

Wie beeinflusst die Blockade des Gazastreifens denn die Kindersterblichkeit?

Es geht hier um die politische und soziale Situation. Hier in Gaza herrscht eine wachsende Armut und die sozialen Hilfeleistungen werden immer weiter gekürzt. Das hat Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Immer wieder eskaliert hier in Gaza die Lage. Es gab drei Kriege seit 2008. Natürlich sind die Kinder die Leidtragenden, sie sind die verletzlichste Gruppe. Das basiert zwar nur auf Annahmen, aber die gesundheitliche Situation in Gaza wird natürlich durch viele Faktoren beeinflusst. Die Menschen hier sind nicht nur geografisch isoliert, sondern es herrscht auch eine psychische Isolation. Wenn die Frauen unter der sozial schweren Situation leiden, dann hat das natürlich auch Auswirkungen auf die Schwangerschaft und die Kinder. Es besteht immer eine Beziehung zwischen der politischen Lage und der Fruchtbarkeit. Und die politische Lage in Gaza ist seit Jahren instabil.

Sie erwähnten eben die verschiedenen Gaza-Kriege. Die Studie wurde vor dem Gaza-Krieg 2014 durchgeführt. Im Krieg 2008-2009 nutzte Israel Phosphorbomben im Kampf gegen die Hamas. Hat der Einsatz chemischer Stoffe Auswirkungen auf die Geburtenrate gehabt?

Ich kann das weder bestätigen, noch kann ich sagen, dass kein Zusammenhang besteht. Wir haben das nicht untersucht, aber viele Kinder leiden unter angeborenen Fehlbildungen. Es kann sein, dass da ein Zusammenhang besteht, aber das ist erst mal eine Vermutung.

Die Studie entstand vor dem Gaza-Krieg von 2014 - doch auch er wird Folgen habenBild: Getty Images

Wie sieht denn die medizinische Infrastruktur aus?

Sie muss eindeutig verbessert werden. Die Infrastruktur leidet unter einer finanziellen Kürzung. Es gibt viel zu wenige Ärzte und Krankenhäuser und die Ärzte, die in Gaza praktizieren, können sich nie fortbilden, weil sie nicht reisen dürfen. Und aufgrund der vielen Kriege, der politischen Lage allgemein und der sozialen Bedingungen sind die Menschen in Gaza auch häufiger krank und brauchen medizinische Hilfe.

Der Bericht erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem die UNRWA vor großen Finanzierungsproblemen steht. Es fehlt jetzt schon Geld, um die regulären Dienstleistungen zu gewähren. Wie kann man angesichts einer so schwierigen finanziellen Lage die Kindersterblichkeit bekämpfen?

Das ist ein Desaster, das hier in Gaza noch auf uns zukommen könnte. UNRWA finanziert die medizinische Grundversorgung von 70 Prozent der Gaza-Population, weil sie den Anteil an Flüchtlingen in dem Landstreifen ausmachen. Wenn wir kein Geld mehr haben, dann wissen sie nicht mehr wie sie sich behandeln lassen sollen. Wir bemühen uns, eine vernünftige medizinische Versorgung zu bieten. Wir bemühen uns wirklich, noch effizienter zu arbeiten. Aber wenn das Geld ausbleibt, dann leiden noch mehr Menschen und besonders die Kinder darunter.

Dr. Ghada al-Jadba arbeitet im Gazastreifen für das UN-Flüchtlingshilfswerks für Palästinenser UNRWA. Sie kümmert sich um die medizinische Versorgung der Menschen im Gazastreifen.

Das Gespräch führte Diana Hodali

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