Das VIA 57 West in Manhattan hat den mit 50.000 Euro dotierten internationalen Architekturpreis gewonnen. Zwei Wolkenkratzer aus Singapur und drei aus New York hatten es in die Runde der letzten Fünf geschafft.
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Internationaler Hochhauspreis 2016 - das Finale
Ökologische und soziale Aspekte werden bei städtischen Bauvorhaben immer wichtiger. Die Architekten suchen deshalb nach Ideen, um ein stressfreies Leben in den überfüllten Megacities zu ermöglichen. Die Finalisten 2016.
Bild: Boeri Studio/K. Bucher
Gewinner 2016: VIA 57 West, New York
108 Meter hoch, 34 Stockwerke - für Manhattan sind diese Eckdaten untypisch für ein Bürohochhaus. Der "Skyscraper" des dänischen Architekten Bjarke Ingles erinnert an eine ägyptische Pyramide und kombiniert die typischen New Yorker Blocks mit traditionellen europäischen Wohnblocks. Das und 700 Wohnungen um einen grünen Innenhof machen den VIA 57 West am Hudson River zum charmanten Sieger 2016.
Bild: Bjarke Ingels Group, Nic Lehoux
Finalist: Four World Trade Center, New York
Bis ins Finale hatte es der Entwurf des Japaners Fumihiko Maki geschafft. Er ähnelt einer sehr reduzierten Skulptur. Neben dem 7 World Trade Center ist das Bürohaus der zweite Turm, der nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf Ground Zero errichtet wurde. Wechselt man beim Betrachten seinen Standpunkt, vermittelt die verspiegelte Fassade den Eindruck, als würde der Turm verschwinden.
Bild: Maki & Associates, TECTONIC
Finalist: Sky Habitat, Singapur
Auch in Singapur entschied man sich für einen Entwurf, der an eine Skulptur erinnert. Allerding ist der Zwillingsturm des kanadisch-israelischen Architekten und Städteplaners Moshe Safdie ein reines Wohnhaus. Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums beschreibt das Gebäude mit Balkonen, Dachgärten und Pools als "ein neues, faszinierendes Konzept der vertikalen Stadt."
Bild: Safdie Architects, Edward Hendricks
Finalist: 432 Park Avenue, New York
Das Hochhaus des US-amerikanischen Architekten Rafael Viñoly ist seit 2014 der zweithöchste Wolkenkratzer in Manhattan und das dritthöchste Bauwerk in den USA. Darüberhinaus darf es sich auch noch als das höchste Wohnhaus der Welt bezeichnen. Mit einer Höhe von 426 Metern bietet es auf 88 Etagen Platz für 105 Wohnungen. Unter zehn Millionen US-Dollar wird wohl keine von ihnen zu haben sein.
Bild: Viñoly, DBOX
Finalist: SkyVille@Dawson, Singapur
Die Architekten von WOHA wollen Wohnarchitektur unter den ökologischen und sozialen Bedingungen von Megacities in Südostasien besser gestalten. Das SkyVille@Dawson ist ein herausragendes Beispiel für einen neuartigen sozialen Wohnungsbau: 960 Wohnungen gruppieren sich in kleine Dörfer mit Gemeinschaftsflächen. Stress und Anonymität sollen so vermieden werden.
Bild: WOHA Architects, Patrick Bingham-Hall
Gewinner 2014
Vor zwei Jahren ging der Preis nach Mailand. Dort steht eines der grünsten Hochhäuser. Auf den Balkonen des Bosco Verticale wachsen rund 900 Bäume; an den Fassaden ranken sich Stauden und Sträucher. Das Projekt des italienischen Architekten Stefano Boeri besteht aus zwei Türmen mit 18 und 24 Stockwerken. Auch 2016 galt die Devise: Architektur soll schön sein und das Wohnen menschlicher machen.
Bild: Boeri Studio/K. Bucher
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Beim VIA 57 West in Manhattan überzeugte die Jury vor allem das Konzept. Der dänische Architekt Bjarke Ingels hat in seinem geometrisch ungewöhnlichen Haus einen "europäischen" Innenhof mit vielfältiger Bepflanzung angelegt, außerdem sind zwanzig Prozent der Wohnungen für Einkommensschwache vorgesehen. Der 42-Jährige betreibt große Büros in Kopenhagen und New York und gilt als einer der weltweit gefragtesten Architekten. In Frankfurt plant er derzeit ebenfalls im Bankenviertel einen 180 Meter hohen Turm mit Mischnutzung.
Mit dem Internationalen Hochhauspreis holte sich Ingels einen der wichtigsten Architekturpreise weltweit. Bewertet werden zukunftsweisende Gestaltung und Funktionalität, innovative Bautechnik, städtebauliche Einbindung und Wirtschaftlichkeit. Teilnahmeberechtigt sind nur Architekten und Bauherrn, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind. Außerdem müssen diese in den letzten 24 Monaten fertiggestellt worden sein. Vergeben wird der Preis seit 2004 von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank.
Europäer ohne Chancen
30 Bauwerke aus 14 Ländern gingen ins Rennen um den renommierten Architekturpreis, darunter auch die neue Europäische Zentralbank in Frankfurt. Eine Fachjury hatte Mitte Oktober die fünf Bewerber bekanntgegeben, die es in die Finalrunde 2016 geschafft hatten. Die Entscheidung fiel auf das Four World Trade Center, das 432 Park Avenue und das VIA 57 West in New York. Auch zwei Wolkenkratzer in Singapur waren dabei: sas SkyHabitat und das SkyVille@Dawson.
Jury-Mitglied Ole Scheeren sagte im Vorfeld der Preisverkündung: "In Singapur lässt sich beobachten, wie Klimaveränderungen in den Entwurf neuer Hochhäuser einbezogen werden, in New York setzten die Finalisten auf die eine oder andere Art ein Zeichen der Macht."
Der 7. Internationale Hochhauspreis 2016 wurde am 2.111. 2016 in der Frankfurter Paulskirche verliehen.