1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Franco: Aus dem Mausoleum ins Familiengrab

24. Oktober 2019

44 Jahre nach dem Tod des spanischen Diktators ist sein Leichnam aus dem Tal der Gefallenen in ein bloßes Friedhofsgrab gebracht worden. Ob damit der Franco-Kult im Valle de los Caidos endet, muss sich erst zeigen.

Familienmitglieder tragen den Sarg Francos im Valle de los Caidos zu einem Leichenwagen (Foto: Reuters/TVE Pool)
Familienmitglieder tragen den Sarg Francos im Valle de los Caidos zu einem LeichenwagenBild: Reuters/TVE Pool

Mehr als vier Jahrzehnte nach dem Tod des früheren spanischen Diktators Francisco Franco sind die sterblichen Überreste umgebettet worden. Francos Grab in seinem Mausoleum im Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) nordwestlich von Madrid wurde im Beisein seiner Familie geöffnet. Anschließend trugen Familienmitglieder den Sarg aus der Grabstätte. Danach wurde der Leichnam per Hubschrauber zum staatlichen Friedhof von Pardo gebracht und dort bestattet. Auf dem Friedhof in Mingorrubio 20 Kilometer nördlich der spanischen Hauptstadt ist bereits Francos Frau Carmen Polo beerdigt. Hunderte Anhänger des Gewaltherrschers protestierten gegen die Umbettung.  

Spaniens Diktator Francisco Franco wurde nach seinem Tod am 20. November 1975 in einem offenen Sarg aufgebahrt Bild: Getty Images/Keystone

Über die letzte Ruhestätte für den früheren Diktator (1892 bis 1975) war in Spanien lange gestritten worden. Die Umbettung war von der sozialistischen Regierung beschlossen worden, weil die gewaltige Grabstätte, die Franco zu Lebzeiten im Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) hatte errichten lassen, nicht nur eine Touristenattraktion, sondern auch ein Pilgerort für Rechtsextreme war. Im vergangenen Monate hatte das Oberste Gericht des Landes eine Berufung von Francos Angehörigen gegen die Exhumierung zurückgewiesen.

Um ein Medienspektakel und Massenproteste zu vermeiden, hatte die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez strengste Sicherheitsvorkehrungen angeordnet. Am Friedhof El Pardo-Mingorrubio hatten sich dennoch mehrere Hundert Anhänger des "Caudillo", des "Führers", versammelt. Immer wieder riefen sie "Viva Franco", einige hoben den rechten Arm zum faschistischen Gruß und stimmten Hymnen aus Kriegszeiten an. Auf Spruchbändern war etwa "Lasst Franco in Frieden" zu lesen.
 

Spanien bis heute gespalten

Der Umgang mit der Franco-Diktatur spaltet das Land bis heute. Spaniens Regierungschef Sánchez setzte sich seit seinem Amtsantritt im Juni 2018 dafür ein, den Leichnam umzubetten. Franco dürfe nicht länger "verherrlicht" werden, argumentierte Sánchez. Die Umbettung sei "ein großer Sieg der Würde, der Erinnerung, der Gerechtigkeit, der Wiedergutmachung und damit der spanischen Demokratie", sagte der Ministerpräsident am Mittwoch. Die "Verherrlichung eines Diktators in einem öffentlichen Raum" sei nicht nur eine "moralische Beleidigung", sondern auch "eine Anomalie in einer europäischen Demokratie" gewesen, betonte Sánchez. Dies habe nun ein Ende.

Auch ein Enkel des Diktators - sein Name ist ebenfalls Francisco Franco - nahm an der Umbettung teil Bild: Reuters/N. Frandino

Franco war als Sieger aus dem Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 zwischen seinen rechten Putschisten und den Anhängern der republikanischen Regierung hervorgegangen; er regierte Spanien bis zu seinem Tod am 20. November 1975 mit harter Hand. Vor allem in den Anfangsjahren der Diktatur wurden Hunderttausende verhaftet und nach Schätzungen mindestens 25.000 bis 30.000 Menschen hingerichtet. Eine echte Aufarbeitung der Schreckenstaten gab es nie. Nach Francos Tod leitete König Juan Carlos den Übergang zur Demokratie mit ersten freien Wahlen 1977 ein.

sti/ww (afp, ap, dpa, rtr)