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Politik

Milliardenhilfe für Tschadsee-Region zugesagt

3. September 2018

Die Teilnehmer der Tschadsee-Geberkonferenz haben eine Milliardenhilfe für die von Konflikten bedrohten Länder in Zentralafrika zugesagt. Gastgeber Außenminister Maas warnte vor einem Rückfall der Region in die Gewalt.

Tschadsee-Konferenz im Auswärtigen Amt
Bild: picture alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Am ersten Tag der Berliner Tschadsee-Konferenz sind Hilfszusagen von mehr als zwei Milliarden Dollar für die Stabilisierung und Entwicklung der Region zusammengekommen. Die Teilnehmer kündigten an, in den kommenden Jahren insgesamt 2,17 Milliarden Dollar (rund 1,87 Milliarden Euro) für die Tschadsee-Region zur Verfügung zu stellen, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amts mitteilte. Entwicklungsbanken sagten demnach zusätzlich 467 Millionen Dollar in günstigen Krediten zu. "Die Konferenz zeigt, was möglich ist, wenn wir zusammenarbeiten", erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas.

Bis 2020 werde Deutschland weitere 100 Millionen Euro für humanitäre Hilfe geben, so Maas bei der Eröffnung der internationalen Geberkonferenz. Zudem versprach er bis zum kommenden Jahr zusätzliche 40 Millionen Euro für die Stabilisierung der Region. Deutschland hatte bereits Anfang 2017 bei einer Geberkonferenz 100 Millionen Euro für humanitäre Hilfe zugesagt. Dieses Geld sei bereits vollständig in Projekte geflossen, sagte Maas. Aktuell würden etwa 220 Millionen Euro in entwicklungspolitischen Programmen umgesetzt. In diesem Bereich seien auch neue Vorhaben geplant.

Maas warnt vor Rückschritten

Nach wie vor gebe es aber Menschen in der afrikanischen Region, die unter dem Konflikt um die Terrorgruppe Boko Haram litten, erklärte der Minister. Zwar bestehe Hoffnung, weil die Anrainerstaaten Nigeria, Niger, Tschad und Kamerun gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft die Terroristen zurückdrängen konnten. Doch die erzielten Fortschritte seien nicht unumkehrbar, warnte Maas. "Gerade in der letzten Zeit häufen sich die Anschläge auf Sicherheitskräfte, auf Märkte, Moscheen und Kirchen." Ohne Sicherheit und Stabilität sei humanitäre Hilfe schwierig.

Bundesaußenminister Heiko Maas als Redner auf der Konferenz im Auswärtigen AmtBild: picture alliance/dpa/B. von Jutrczenka

In der Region spiele sich seit Jahren nicht nur "eines der größten humanitären Dramen unserer Zeit" ab, so Maas. "Die Region ist auch zum Tummelplatz für Gruppen wie Boko Haram und ISIS geworden, die auch für unsere Sicherheit in Europa eine Bedrohung sind. Wir können uns nicht erlauben, wegzuschauen, wenn die Nachbarn unserer Nachbarn destabilisiert werden."

Die Bundesregierung hatte zu der Konferenz eingeladen, an der Vertreter der Anrainerstaaten und Hilfsorganisationen teilnehmen. Sie widmet sich unter anderem Fragen der Stabilisierung und der Entwicklungszusammenarbeit in der Region. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes sind in der Region mehr als zehn Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

2,4 Millionen Vertriebene

Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, nannte die dortige Flüchtlingskrise ebenfalls eine "der schwersten auf dem afrikanischen Kontinent". "Ich bin sehr besorgt über die humanitäre Lage in der Region des Tschadsees", sagte Stylianides den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Mehr als 2,4 Millionen Menschen sind nach Angaben der EU-Kommission in der Region aufgrund von Terrorismus, Armut und Klimawandel vertrieben, die Hälfte von ihnen sind Kinder.

Flüchtlinge im Tschadsee-Gebiet: "Eines der größten humanitären Dramen unserer Zeit"Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Harnik

Laut einem bisher unveröffentlichten Bericht der Kinderhilfsorganisation Plan International gab am Tschadsee jedes fünfte befragte Mädchen zwischen zehn und 19 Jahren an, im vergangenen Monat geschlagen worden zu sein. Nahezu alle jungen Frauen berichten demnach, keinerlei Einfluss auf ihr Leben zu haben. "Angst vor Überfällen und Entführungen durch Aufständische, sexueller und physischer Gewalt in den Straßen, aber auch im häuslichen Umfeld bestimmen ihren Alltag", schreibt Plan International.

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Hinzu komme die Angst, keinen Zugang zu Bildung an Schulen zu bekommen. Viele Mädchen würden die Schule abbrechen, weil sie "verheiratet, schwanger oder vergewaltigt werden", heißt es im Report "Heranwachsende Mädchen in der Krise: Stimmen aus der Tschadsee-Region". Die Kinderhilfsorganisation hat für den Bericht mehrere Hundert junge Mädchen in Nigeria, Niger und Kamerun befragt.

sam/kle/jj (dpa, rtr, kna)

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