Er ist der einzige Pharao, der seit seiner Entdeckung 1922 noch im Tal der Könige liegt. Doch der Touristenandrang hat Tutanachamuns Grab massiv geschadet. Zehn Jahre lang hat ein Expertenteam die Stätte restauriert.
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Für die Zukunft konserviert: Tutanchamuns Grab
Vor 100 Jahren entdeckte Howard Carter Tutanchamuns Grab. Bis heute ruht die Mumie des Pharaos noch im Tal der Könige. Wertvolle Grabbeigaben sind demnächst im neuen Großen Ägyptischen Museum nahe Gizeh zu bestaunen.
Bild: Hannes Magerstaedt/Getty Images
Replikate aus Blattgold
Prächtige Särge und Unmengen an Gold fanden sich in Tutanchamuns Grabkammer. Täuschend echt sehen die hier abgebildeten Särge aus, es handelt sich jedoch nur um Kopien der Originale. Um die Grabkammern des Pharaos maßstabsgetreu zu zeigen, wurden über 1000 Objekte nachgebildet.
Bild: Semmel Concerts GmbH
Das Original
Die Originalfundstücke sind im 20. Jahrhundert oft auf Wanderschaft gegangen. Sie wurden unter anderem in den USA, Japan, Russland und dem damaligen West-Deutschland ausgestellt. Heute greift man auf Replikate zurück, um die Originale zu schonen. Wer den echten Sarkophag Tutanchamuns samt Totenmaske sehen möchte, muss nach Kairo reisen und das Ägyptische Museum besuchen.
Bild: Bildarchiv Steffens/akg/picture-alliance
Das Grab im Tal der Könige
Tutanchamuns Mumie wiederum liegt bis heute an dem Ort, wo sie einst von seinen Untertanen gebettet wurde und wo Carter sie entdeckte: im "Tal der Könige" in der Nähe der Stadt Luxor. Bei Restaurierungsarbeiten im Jahr 2019 wurde in der Grabkammer eine neue Plattform installiert, von der die Besucher einen hervorragenden Blick auf den Sarkophag und die Wandmalerereien haben.
Bild: Getty Images/AFP/M. El-Sahed
Ungeschützt ausgestellt
Ganz ohne Sarkophag, nur in Leinen gehüllt, war der mumifizierte Leichnam Tutanchamuns zeitweise zu sehen. Hier liegt er in einem unterirdischen, klimatisierten Raum. Das Ziel der Restaurierungen war auch, Feuchtigkeitsschwankungen und Staub, die durch die Besucherinnen und Besucher hereingetragen werden, in Zukunft besser von der Mumie fernzuhalten.
Bild: Reuters/M.A. El Ghany
Gebettet für die Ewigkeit
Tutanchamuns Mumie ist die einzige der altägyptischen Könige, die sich noch im Tal der Könige befindet. Die wissenschaftliche Bezeichnung für sein Grab lautet KV62, wobei KV für King's Valley (Tal der Könige) steht.
Bild: Reuters/M. Abd El Ghany
Weibliche Gesellschaft
An den Wänden der Grabkammern illustrieren prächtige Malereien das Leben und den Tod Tutanchamuns. Diese Damen leisten dem Kindkönig in seiner Grabkammer seit Jahrtausenden Gesellschaft. Auch die Wandmalereien wurden bei den Restaurierungsarbeiten vor drei Jahren akribisch gereinigt.
Bild: Reuters/M. Abd El Ghany
Den Tiergott an der Seite
Diese Zeichnung erstrahlt seit der Restaurierung ebenfalls in neuem Glanz. Der Pavian, oder auch Hundskopfaffe genannt, war im alten Ägypten ein heiliges Tier. Er galt als sehr intelligent und sollte Schülern als eifriges Vorbild dienen. Ob der junge Pharao auch im Jenseits weiter lernen sollte?
Bild: Reuters/M. Abd El Ghany
Tief unter der Erde
Die alten Ägypter legten die Grabkammern ihrer Pharaonen tief versteckt unter der Erde an, um sie vor Grabräubern zu schützen. Im Falle von Tutanchamun hatten sie damit lange Erfolg. Über 3000 Jahre ruhte er in Frieden. Jetzt laufen Touristenscharen durch die unterirdischen Gänge.
Bild: Getty Images/AFP/M. El-Sahed
Der Entdecker
Es war der Ägyptologe Howard Carter, der die Grabkammer Tutanchamuns am 4. November 1922 im Tal der Könige entdeckte. Doch bevor er sie öffnete, telegrafierte er an seinen Geldgeber Lord Carnarvon: "Habe endlich wunderbare Entdeckung im Tal gemacht. Prächtiges Grab mit intakten Siegeln. Bis zu Ihrer Ankunft wieder zugeschüttet. Gratulation."
Bild: piemags/IMAGO
Zu viele Touristen
Zahi Hawass, früherer Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung und Initiator der Restaurierungsarbeiten, spricht sich dafür aus, das Grab zu schließen und stattdessen eine Kopie für Besucher anzufertigen. "Denn wenn wir hier weiter Massentourismus zulassen", ist er überzeugt, "wird das Grab keine 500 Jahre mehr überstehen."
Bild: Getty Images/AFP/M. El-Sahed
Ein neuer Palast für Tutanchamun
2002 wurde der Grundstein für das größte archäologische Museum der Welt legt. Eigentlich sollte es schon längst fertig sein, doch die Arbeiten verzögerten sich. So kann die geplante Eröffnung samt großer Feierlichkeiten am 4. November - dem Tag, als Tutanchamus Grab entdeckt wurde - nicht stattfinden. In Zukunft sollen hier alle Grabbeigaben des Pharaos gezeigt werden - nur seine Mumie nicht.
Bild: Balkis Press/ABACA/picture alliance
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Fast 100 Jahre ist es her, dass der britische Archäologe Howard Carter die letzte Ruhestätte des Kindkönigs Tutanchamun im Tal der Könige in West-Theben entdeckte. Man schrieb den 4. November 1922. Der Sensationsfund sprach sich schnell herum, denn das Grab war seit der Antike unberührt geblieben und versprach eine riesige Fülle an Schätzen und wertvollen Artefakten. Das berühmteste der rund 5000 gefundenen Objekte ist bis heute die blau-goldene Totenmaske des Pharaos, die man im Ägyptischen Museum in Kairo bewundern kann.
Medienhype um den Pharao
Zehn Jahre lang katalogisierten Carter und seine Helfer damals akribisch jede Grabbeigabe. Und sie konnten sich vor Presse und Schaulustigen kaum retten, die den Zugang zum Grab blockierten. Der "Fund des Jahrhunderts" löste eine weltweite "Ägyptomanie" aus. Als dann noch Carters Auftraggeber Lord Carnavon angeblich am Fluch des Pharaos starb, mit dem dieser sein Grab gegen Eindringlinge schützte, schürte das die Medienhysterie noch weiter an.
Kindkönig der 18. Dynastie
KV62, so lautet die wissenschaftliche Bezeichnung für das Grab von Tutanchamun (wobei KV für King's Valley steht), ist bis heute ein Touristenmagnet. Die wichtigsten Fundstücke befinden sich im Ägyptischen Museum in Kairo sowie in Luxor, doch der Sarkophag mit dem mumifizierten Leichnam des Pharaos ruht weiterhin in der Grabkammer. An deren Wänden illustrieren prächtige Malereien Leben und Tod Tutanchamuns.
Der Sohn von Pharao Echnaton hieß zunächst Tutanchaton - etwa: "lebendes Abbild des Aton"-, denn bei seiner Geburt wurde noch der Gott Aton verehrt. Als die Priesterschaft später den Gott Amun anbetete, änderte er seinen Namen in Tutanchamun. Der Kindkönig der 18. Dynastie des Neuen Reichs war neun Jahre alt, als er den Thron bestieg. Er starb 1323 v. Chr. im Alter von gerade mal 19 Jahren.
Keine Ruhe für Tutanchamun
Nachdem er über 3000 Jahre unentdeckt und unversehrt blieb, setzte ihm der Touristenrandrang nach seiner Entdeckung sichtlich zu. Denn im Laufe der Jahre forderte die Kombination aus Staub, Feuchtigkeitsschwankungen und dem stetig anwachsenden Andrang Tausender Touristen, die in die winzige Kammer kamen, ihren Tribut. "Hunderte von Besuchern jährlich, nachdem man Jahrtausende lang weggesperrt war - können Sie sich die Auswirkungen vorstellen?", so Neville Agnew, Chef des US-amerikanischen Getty Conservation Instituts.
Zwar schützt ein Plexiglas-Deckel den Sarkophag gegen Witterungseinflüsse und vor Zersetzung, trotzdem war dringend Handlungsbedarf nötig. Und so machte sich 2009 ein 25-köpfiges Restauratorenteam an die Arbeit, um die bereits entstandene Schäden an der Grabanlage zu beheben und Maßnahmen zu treffen, um zukünftig weitere Schäden zu vermeiden. Agnew und sein Team hatten zunächst die Mauern der Grabkammer inspiziert, die unter einer dicken Staubschicht lagen. "Wir mussten den Zustand der Malereien analysieren, um feststellen zu können, ob sie in Gefahr sind", erklärt Restauratorin Lori Wong.
Bei ihrer Arbeit entdeckten die Forscher auch dunkle Flecken auf den Malereien. Nach verschiedenen chemischen Analysen stellte sich allerdings heraus, dass es sich um uralte mikrobiologische Wucherungen handelt, die jedoch keine Bedrohung bedeuteten. Mittlerweile sind die Arbeiten zur Restaurierung und Konservierung abgeschlossen: Die alten Wandmalereien erstrahlen in neuem Glanz; neue Absperrungen, ein ausgeklügeltes Lüftungssystem und eine neue Besucherplattform wurden installiert.
"Wir müssen an die Zukunft denken"
Zahi Hawass, früherer Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung, stieß das Restaurationsprojekt vor zehn Jahren an. Er fordert, die Besucherzahlen am Grab massiv zu beschränken. "Wenn wir hier weiter Massentourismus zulassen, wird das Grab keine 500 Jahre mehr überstehen", warnt er und schlägt vor, in der Nähe des echten Grabes eine identische Kopie zu bauen. "Wir müssen an die Zukunft denken", betont Hawass. "Sonst wird es irgendwann kein Tal der Könige mehr geben."