Gebremste Euphorie in Detroit
12. Januar 2010Die Talsohle ist durchschritten – das glauben zumindest führende Automobilhersteller aus Deutschland und den USA und setzen auf die wichtigste Messe des Kontinents, die Detroit Autoshow, die am Montag (11.01.2010) ihre Tore für die Presse geöffnet hat. Die Branche erwartet einen wieder anziehenden Markt in den USA und einen anhaltenden Boom in China. In Deutschland und ganz Westeuropa rechnen die Experten aber mit Einbrüchen. Grund ist die Abwrackprämie aus dem vergangenen Jahr, die viele Autokäufer zu vorgezogenen Anschaffungen verleitet hat.
Deutsche geben auf dem US-Markt Gas
Die deutschen Hersteller wollen daher verstärkt auf dem US-Markt punkten und auch dort produzieren. Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, sagte in Detroit: "Je stärker wir hier produzieren, umso eher können wir hier konkurrieren". Mercedes und BMW sind bereits mit Werken in den USA vertreten, VW baut gerade eines.
Der VDA rechnet damit, dass die Gesamtverkäufe in den USA 2010 nach einem drastischen Einbruch im vergangenen Jahr um rund 10 Prozent auf 11,4 Millionen Autos zulegen werden. Wissmann meinte, dass es sogar noch mehr werden könnten. Aus deutschen Autoschmieden könnten dabei 800.000 Wagen kommen. "Mittelfristig streben wir einen Marktanteil von zehn Prozent auf dem US-Markt an", so der VDA-Präsident. Im vergangenen Jahr war der Anteil der Deutschen um 0,6 Prozent auf 7,3 Prozent gestiegen.
Think big war früher
Die Autobauer in den USA orientieren sich bei ihren neuen Produkten an den Europäern und setzen auf Klein- und Kompaktwagen. PS-starke Trucks und sogenannte "Muscle Cars" sind nicht mehr die Stars der wichtigsten Branchenmesse auf dem Kontinent, die drei großen US-Hersteller haben ihre Autos verschlankt.
Ford präsentierte für den US-Markt eine neue Generation des Focus und Fiesta – Ford Europa lässt grüßen! Auch General Motors hat sich bei der neuen "Klein-Limousine" Chevy Cruze offenbar Sprit sparendes Know-how aus dem Opel-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim geholt. Der kleinste unter den drei großen US-Autobauern, Chrysler, der seit vergangenem Jahr von Fiat-Chef Sergio Marchionne geführt wird, musste allerdings eine Anleihe bei den Italienern machen. Chrysler will zunächst eine US-Version des Retro-Kleinwagens Fiat 500 verkaufen.
Autorin: Sabine Faber (dpa, rtr)
Redaktion: Michael Wehling