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Gedämpfte Vorfreude auf Sotschi

Thomas Klein30. Oktober 2013

In 100 Tagen beginnen die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi. Doch die Vorbereitungen auf das gigantische Wintersport-Event werden von Skandalen und immensen Kosten überschattet.

Die Olympischen Winterspiele in Sotschi stehen derzeit in der Kritik. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Grüne Palmen säumen die kilometerlangen, weißen Strände direkt vor den Toren Sotschis im Süden Russlands. Die Küstenstadt am Schwarzen Meer ist eine der beliebtesten Bade- und Kurorte Russlands. Hier leben rund 400.000 Menschen, die ihre Stadt besonders wegen des milden Klimas lieben. Im Sommer erreicht das Thermometer maximal 28 Grad Celsius, im Winter fällt das Quecksilber selten unter die Drei-Grad-Grenze. Dennoch werden hier in 100 Tagen die Olympischen Winterspiele stattfinden.

Schnee aus dem Silo

Trotz des subtropischen Klimas in der Region garantierte Russlands Präsident Wladimir Putin dem Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Thomas Bach "weiße Spiele". Putin und Bach trafen sich erstmals in dieser Woche zur Einweihung des Hauptbahnhofs in der Olympia-Stadt. Sollte es nicht genügend schneien, könnten Zehntausende Kubikmeter Schnee verteilt werden, die Russland seit Monaten als Notreserve in Spezialsilos lagere, sagte Putin. Zudem stünden Hunderte Schneekanonen bereit. Die Rohstoffmacht nehme eine horrende Energieverschwendung in Kauf, um den Winter in die Schwarzmeerregion zu bringen, kritisieren Umweltschützer das Mega-Projekt.

So gut wie alle Wettkampfstätten werden eigens für die Spiele gebaut. Doch die Zeit bis zum Eröffnungsfeuerwerk wird immer knapper. Die Spannung bei den Verantwortlichen ist groß, auch weil Putin den Organisatoren zuletzt Dampf machen musste. Er erinnerte daran, dass der 7. Februar 2014 "unaufschiebbar" sei. Rund 100.000 Arbeiter sind bereits im Einsatz und versuchen die fast 380 Olympia-Objekte fertigzustellen, doch auch das scheint nicht genug zu sein, denn das Arbeitsministerium in Moskau bemüht sich derzeit, Erwerbslose im ganzen Land zu mobilisieren. Rund 7000 Jobs seien zu vergeben, von Problemen will in den offiziellen Stellen dennoch niemand sprechen.

Teuerste Spiele aller Zeiten

Auch über den Dauer-Frust der Tagelöhner, die sich um ihren Verdienst betrogen und teilweise wie Sklaven behandelt fühlen, wird in den Staatsmedien nicht berichtet. Sotschis Einwohner machen derzeit in Internet-Blogs ihrem Ärger Luft: giftige Müllhalden, Baulärm, sowie steiniger Dreck auf den Straßen, der ihre Autos beschädigt. Zudem kritisiert die Opposition Korruptionsskandale und undurchsichtige öffentliche Ausgaben. Kritik, die berechtigt erscheint, denn mit Kosten von rund 37,5 Milliarden Euro gelten die Wettkämpfe in Sotschi als die bisher teuersten Winterspiele der Geschichte. Zum Vergleich: Laut dem Bündnis "NOlympia" kosteten die Winterspiele in Vancouver 2010 rund 5,5 Milliarden und die Wettkämpfe in Turin 2006 3,4 Milliarden Euro.

Ob pünktlich zur Eröffnung alle Wettkampfstätten in Sotschi fertiggestellt werden können, ist noch nicht sicherBild: Rob Hornstra

Putins Wohlfühlgarantie

Auch Sportpolitisch bewegt sich Russland auf dünnem Eis. Putin hatte mit der Unterzeichnung eines Anti-Homosexuellen-Gestzes im Juni international für Empörung gesorgt, sogar Boykott-Forderungen gegen die Spiele waren laut geworden. Danach hatte der Präsident erklärt, das Gesetz sei nicht zur Ausgrenzung von "Menschen mit nicht-traditioneller Orientierung" verabschiedet worden. "Es geht dabei nur um den Schutz Minderjähriger vor öffentlicher Propaganda durch nicht traditionell orientierte Menschen", sagte Putin.

Putin verspricht Schutz für Homosexuelle in Sotschi

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Bei der Einweihung des Bahnhofs in der Olympia-Stadt wies Russlands Machthaber erneut die massive Kritik am Verbot von "Homosexuellen-Propaganda" zurück und gab allen Sportbegeisterten eine "Wohlfühlgarantie". "Wir werden alles tun, damit sich Sportler, Fans und Gäste wohlfühlen - unabhängig von ihrer Herkunft, Rasse oder sexuellen Orientierung", sagte er.

IOC-Präsident Bach hatte stets auf die Einhaltung der Olympischen Charta bestanden: "Wir müssen sichergehen können, dass es keinerlei Diskriminierung geben wird." Zudem schloss Bach eine Einmischung seitens des Olympischen Verbandes aus. Das IOC sei "kein übergeordnetes Parlament", dass anlässlich der Olympischen Spiele "Gesetze über ein Land verhängen" könne.