Gedenken an die Zerstörung Dresdens
13. Februar 2021Wegen der Corona-Pandemie fand nur ein reduziertes Programm statt. Den Auftakt bildeten kleine Gedenkveranstaltungen auf Friedhöfen, auf denen Opfer der alliierten Luftangriffe auf Dresden zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 bestattet sind. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge wurden bei den Angriffen amerikanischer und britischer Bomber etwa 25.000 Menschen getötet.
Am Morgen legte Landtagspräsident Matthias Rößler als Schirmherr des Volksbunds Kriegsgräberfürsorge auf dem Nordfriedhof einen Kranz nieder. Dort sind 450 Feuerwehrleute, Polizisten und Soldaten gemeinsam bestattet, die bei den alliierten Luftangriffen oder während der Aufräumarbeiten danach ums Leben kamen.
Zudem gab es mehrere Kunstaktionen im öffentlichen Raum. Die Stiftung Frauenkirche Dresden bot ein virtuelles Friedensgebet an. Am Mittag fand eine Andacht in der Frauenkirche statt. Dabei forderten die Pfarrerin der Dresdner Frauenkirche, Angelika Behnke, und der Zeitzeuge Günther Ulbricht zum Einsatz für den Frieden auf.
"Mehr Zivilcourage ist nötig"
Ulbricht rief in einem Online-Gebet zu Zivilcourage auf. Die junge Generation nehme den Zustand des Friedens als Selbstverständlichkeit. "Das ist ein Irrtum", sagte Ulbricht, der als Neunjähriger die Luftangriffe auf Dresden miterlebt hat. Frieden sei kein Geschenk, sondern eine Lebensaufgabe. Ulbricht berichtete zudem bei einer Andacht über sein persönliches Schicksal. An der Veranstaltung, bei der auch das Versöhnungsgebet von Coventry gesprochen wurde, nahmen rund 40 Menschen teil. Das englische Coventry ist Partnerstadt von Dresden und war 1940 bei einem deutschen Luftangriff schwer zerstört worden.
Auch der wichtigste Baustein des Gedenkens, die traditionelle Menschenkette um die Altstadt, fand coronabedingt erstmals nur virtuell statt. Dafür wurden Fotos von Dresdnerinnern und Dresdnern auf markante Gebäude wie die Frauenkirche und die Synagoge projiziert. Im vergangenen Jahr hatten sich rund 11.000 Menschen an der Menschenkette als Zeichen des Friedens und der Versöhnung beteiligt.
Dresden erinnert alljährlich um den 13. Februar herum an die Zerstörung der Stadt 1945 und an die Millionen Opfer der NS-Diktatur. Seit Jahren missbrauchen Rechtsextreme den Gedenktag für ihre Zwecke.
Auch dieses Jahr versammelten sich Rechtsradikale zu Protesten. Mehrere hundert Menschen demonstrierten dagegen. Die Polizei trennte beide Gruppen strikt voneinander. Laut Polizei war die Lage in der Stadt dennoch "ruhig und entspannt".
"Auch Dresdner haben nur mit den Schultern gezuckt"
Oberbürgermeister Dirk Hilbert warnte vor Verfälschungen in Vergangenheit und auch der Gegenwart. "Lassen wir Umdeutungen keinen Raum", sagte der FDP-Politiker an der Erinnerungsstätte für die Toten der Luftangriffe. Hilbert erinnerte daran, dass auch Dresdner 1933 bis 1945 "nur mit den Schultern gezuckt" hätten, als jüdische Geschäfte boykottiert, beschmiert und schließlich enteignet wurden und die Besitzer samt Familie verschwanden. Die Stadt sei mit ihren Rüstungsbetrieben und Verkehrsanlagen Teil der Maschinerie gewesen, "die von deutschem Boden aus einen mörderischen Krieg anzettelte". Genau dieser Krieg
habe schließlich auch in Dresden gewütet, sagte er und mahnte: "Nie wieder dürfen uns unsere Mitmenschen gleichgültig sein!"
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erklärte am Abend bei einer kleinen Gedenkfeier auf dem Altmarkt, Deutschland habe sich seiner Nazi-Vergangenheit gestellt. "Wir haben schonungslos aufgearbeitet und Konsequenzen
gezogen aus dem, was in der Zeit des Nationalsozialismus an Verbrechen begangen wurde und welche Schuld wir Deutschen daran haben", sagte der CDU-Politiker weiter.
as/se (epd, dpa)