Gedenken an Tsunami-Opfer
9. Januar 2005Zwei Wochen nach der Flutkatastrophe zeigte sich Bundesaußenminister Joschka Fischer in Thailand erschüttert über das Ausmaß der Zerstörung. "Ich habe schreckliches Leid gesehen, aber auch beeindruckende Solidarität", sagte Fischer nach einem Besuch in der Region von Khao Lak und der Urlauberinsel Phuket, wo viele deutsche Urlauber starben.
Der Minister besuchte auch einen zur Leichenhalle umgewandelten buddhistischen Tempel, in dem Beamte des Bundeskriminalamtes, die zusammen mit Spezialisten aus anderen Ländern versuchen, entstellte Leichen zu identifizieren. Ausdrücklich dankte der Minister Thailand für die Hilfe, die das Land deutschen und anderen ausländischen Opfern der Katastrophe geleistet hat.
Den Angehörigen der deutschen Flutopfer sicherte Fischer jede mögliche Unterstützung zu. Nach jüngsten Angaben sind immer noch mehr als 700 Deutsche in der Katastrophenregion vermisst. Rund 7000 Urlauber wurden inzwischen nach Deutschland zurückgebracht. Nach dem Besuch eines Gottesdienstes in Phuket reiste der Minister nach Jakarta weiter. Indonesien ist die zweite Station seiner Reise durch die Katastrophenregion.
"Die Menschheit rückt enger zusammen"
Im Berliner Dom fand ein ökumenischer Gedenk-Gottesdienst für die Opfer der Flut-Katastrophe statt. Daran nahmen die Spitzen von Staat und Gesellschaft teil. Auch Angehörige von Opfern waren anwesend. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, würdigte vor allem die Leistung der Helfer. Angesichts der Katastrophe rücke die Menschheit enger zusammen, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann.
Beim Aufbau eines Tsunami-Frühwarnsystems" will Deutschland eine führende Rolle übernehmen will. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn beauftragte das Potsdamer Geoforschungszentrum (GFZ), ein Konzept für ein Frühwarnsystem im Indischen Ozean zu entwickeln. Bundeskanzler Gerhard Schröder will sich am Donnerstag (13.1.) in Potsdam darüber informieren. Ein Seebeben vor Sumatra hatte die tödlichen Flutwellen im Indischen Ozean ausgelöst. Viele der Opfer starben, weil es keine Warnung gab.
Spannungen auf Sri Lanka
Unterdessen kam es auf Sri Lanka, wo Fischer am Montag hinreisen wollte, zu neuen Spannungen zwischen Regierung und Rebellen. Medienberichten zufolge hatte die Regierung Sri Lankas aus Sicherheitsgründen UN-Generalsekretär Kofi Annan verwehrt, die von Rebellen kontrollierten Katastrophengebiete im Norden zu besuchen. Die "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) drohten Berichten zufolge mit ernsten Konsequenzen wegen dieses Vorgehens.
Fast 160.000 Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen bei der Flutkatastrophe ums Leben gekommen. Als vermisst gelten knapp 18.000 Menschen, 1,1 Millionen Menschen sind obdach- oder heimatlos, teilte das UN-Amt für die Koordination humanitärer Hilfe (OCHA) in Genf mit. Dort findet am Dienstag (11.1.) eine internationale Geberkonferenz statt. (wga)