Gedenken und Mahnung in Deutschland
11. September 2011Zum zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA und kurz nach der Festnahme zweier Terrorverdächtiger in Berlin hat Bundespräsident Christian Wulff jeglichen Terror als "zutiefst inhuman" gegeißelt. "Er widerspricht dem eigentlichen Wesen von Religion und kann sich auf keine berufen", erklärte Wulff am Sonntag (11.09.2011) auf seiner Internetseite.
Am Vormittag nahm der Bundespräsident auf Einladung von US-Botschafter Philip D. Murphy an einem Gedenkgottesdienst für die Opfer in der American Church in Berlin teil. Dabei sagte Wulff: "Das gemeinsame Gebet der Weltreligionen ist ein Signal".
Auf der Veranstaltung, die von christlichen, jüdischen und islamischen Geistlichen gestaltet wurde, fügte das deutsche Staatsoberhaupt hinzu: "Wir werden uns dem Terrorismus nicht beugen, wir stehen auf gegen Terrorismus und werden nicht hinnehmen, dass Menschen heimtückischen Anschlägen zum Opfer fallen."
Die Gottesdienstbesucher, unter ihnen Außenminister Guido Westerwelle (FDP), Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, gedachten mit einer Schweigeminute der Terroropfer.
"Sehr reale Bedrohung"
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte den Terrorismus eine weiterhin "sehr reale Bedrohung" auch für Deutschland. Daher dürfe die Wachsamkeit in Deutschland nicht nachlassen, sagte die Kanzlerin in einem Interview mit dem "Tagesspiegel am Sonntag" weiter.
Dagegen ist Deutschland nach Einschätzung von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gut gegen Terroranschläge gerüstet. Eine absolute Sicherheit könne es aber nicht geben - insbesondere nicht vor Einzeltätern, sagte die FDP-Ministerin der Deutschen Presseagentur.
Erst am Donnerstag waren in Berlin zwei Terrorverdächtige verhaftet worden. Ein 24 Jahre alte Deutscher libanesischer Herkunft und ein 28-Jähriger aus dem Gazastreifen sollen sich gemeinsam Chemikalien für den Bau einer Bombe besorgt haben.
Haftbefehl gegen Terrorverdächtige
Einen Tag nach der Festnahme hatte ein Richter am Freitag Haftbefehl gegen die beiden Männer erlassen. Die beiden Verdächtigen müssen in Untersuchungshaft. Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Seltner, begründete den Schritt mit Fluchtgefahr und einem dringenden Tatverdacht.
Den beiden Männern werde vorgeworfen, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Einen Zusammenhang zwischen den Aktivitäten der Verdächtigen und dem bevorstehenden Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. oder dem zehnten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September in den USA gibt es nach bisherigen Erkenntnissen aber offenbar nicht.
Insgesamt halten sich die Behörden zum Ermittlungsstand bedeckt. Die Fahnder prüften derzeit sichergestelltes Material, hieß es nur. Nach Informationen der "Berliner Morgenpost" hatten die Verdächtigen bei den Vernehmungen die Aussage verweigert.
Kontakte nach Afghanistan?
Nach Medieninformationen hatten die beiden Terrorverdächtigen Kontakt zu terroristischen Gruppen in Afghanistan. Das Magazin "Der Spiegel" berichtet, deutsche Sicherheitsbehörden hätten einen der beiden Männer vor zwei Jahren am Berliner Flughafen an der Ausreise in den Iran gehindert und ihm den Pass entzogen. Die Staatsschützer seien davon ausgegangen, dass er sich bewaffneten Gruppen in Afghanistan anschließen wollte. Er habe zudem gute Kontakte zu zwei Berlinern gehabt, die zu Haftstrafen wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland verurteilt wurden.
Im Fall des zweiten Festgenommenen gibt es laut "Spiegel" Hinweise, wonach er in einem Terrorlager am Hindukusch ausgebildet worden sei und Kontakt mit einem Schleuser im Iran hatte.
Autor: Hartmut Lüning (dpa, dapd, afp, KNA)
Redaktion: Arne Lichtenberg