Franz Beckenbauer war viel mehr als nur ein begnadeter Fußballer beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft. Das war der Tenor der emotionalen Gedenkfeier für den "Kaiser" in der Münchener Arena.
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"Franz brachte den Glanz, ganz locker auf seine persönliche Art", sagte Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern, vor rund 30.000 Menschen bei der Gedenkfeier für Franz Beckenbauer in der Münchener Fußball-Arena. Der "Kaiser", wie Beckenbauer wegen seiner eleganten Spielweise genannt wurde, hatte 18 Jahre lang für den deutschen Rekordmeister gespielt und die Mannschaft als Kapitän zu zahlreichen nationalen und internationalen Titeln geführt. Auch nach seiner aktiven Zeit prägte er den Verein: als Trainer und dann als Vereinspräsident. "Wir hatten das Glück, eine 'Kaiserzeit' zu erleben", sagte Hainer.
Beckenbauer war am 7. Januar im Alter von 78 Jahren an seinem Wohnort in der österreichischen Stadt Salzburg gestorben. Am Freitag vergangener Woche war er im engsten Kreis im Familiengrab auf einem Münchener Friedhof beigesetzt worden.
Steinmeier: Beckenbauer ein "großer Deutscher"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Beckenbauer als "großen Deutschen" und als "beliebtesten Botschafter unseres Landes". Überall auf dem Globus habe man den deutschen Ausnahmefußballer gekannt, sagte Steinmeier: "Auf der ganzen Welt haben die Menschen Franz Beckenbauer verehrt, bewundert, geliebt. Wir nehmen Abschied von einem wunderbaren Fußballer und Menschen."
Beckenbauers Freund und langjähriger Mitspieler Uli Hoeneß würdigte neben den außergewöhnlichen Fähigkeiten des Fußballers Beckenbauer auch dessen menschliche Qualitäten: "Wenn man ein Problem hatte, ging man zum Franz. Das war eine seiner wichtigsten Eigenschaften. Er war auch unendlich großzügig."
Als "Meisterstück" bezeichnete der Ehrenpräsident des FC Bayern, dass Beckenbauer die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland geholt habe. Hoeneß erinnerte an das "Sommermärchen", als die Menschen im ganzen Land Deutschlandfahnen geschwenkt hätten: "Da müssen wir wieder hinkommen, dass wir alle stolz sind auf unser Land. Aber ich möchte ganz deutlich betonen, dass ich die AfD[die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland - Anm. d. Red.] bei diesem Prozess nicht dabei haben will."
Zum Gesang des deutschen Startenors Jonas Kaufmann hatten zuvor elf ehemalige Weggefährten Beckenbauers am Mittelkreis Rosen abgelegt. Zu ihnen gehörten Mitglieder des Weltmeister-Teams von 1974 wie Wolfgang Overath, Günter Netzer und Berti Vogts, Rekordnationalspieler Lothar Matthäus und der langjährige Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz-Rummenigge. Auf dem Mittelkreis lag ein großes Bild des legendären Liberos mit der Nummer 5.
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Viel Prominenz auf den Rängen
An der Gedenkfeier in der Münchener Arena nahmen neben der Familie Beckenbauers auch zahlreiche Wegbegleiter des "Kaisers" sowie Prominente aus Politik und Sport teil. Mit Bundespräsident Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und dem Ministerpräsidenten Markus Söder waren die höchsten Repräsentanten von Staat, Bundesregierung und dem Bundesland Bayern zugegen. Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann, der Weltmeistertrainer von 2014, Joachim Löw, und DFB-Sportdirektor Rudi Völler waren unter den Gästen.
Die aktuelle Mannschaft des FC Bayern um Manuel Neuer, Harry Kane und Thomas Müller unterbrach ihre Vorbereitung auf das Bundesliga-Spiel am Sonntag gegen Werder Bremen, um an der Gedenkfeier teilzunehmen. Für den europäischen Fußballverband UEFA war dessen Präsident Aleksander Ceferin nach München gekommen. Auch Tennislegende und Bayern-Fan Boris Becker gedachte Beckenbauers.
In Bildern: Franz Beckenbauer, der Fußballkaiser
Weltmeister als Spieler, Weltmeister als Teamchef: Für viele ist der einstige Über-Fußballer Franz Beckenbauer eine Kultfigur. Doch wegen der "Sommermärchen-Affäre" hat sein Image als Lichtgestalt auch einige Kratzer.
Bild: Werek/dpa/picture alliance
Ein einzigartiger Spieler
Franz Anton Beckenbauer erblickt am 11. September 1945 in München das Licht der Welt. Von 1965 bis 1983 legt er eine beispiellose Spielerkarriere hin. Beckenbauers Spielweise polarisiert. In seinem zwar eleganten, manchmal jedoch auch überheblich wirkenden Spiel ist Abrackern nicht vorgesehen. Warum auch? Seine vorausdenkende Spielweise, seine präzisen und genialen Pässe machen ihn weltberühmt.
Bild: Karl Schnörrer/dpa/picture-alliance
Sportliche Gipfel
Im Vereinsfußball wird Beckenbauer mit dem FC Bayern München je viermal Deutscher Meister und Pokalsieger, zudem einmal Meister mit dem Hamburger SV. Drei US-Titel folgen mit Cosmos New York. Außerdem holt er vier europäische Titel und einmal den Weltpokal. Seine größten Erfolge: Als Kapitän führt er die Nationalelf 1972 zum EM- und 1974 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland zum WM-Titel.
Bild: AP
Nebenspielplätze
Früh schon entdecken Werbemanager und Musikverleger weitere Potentiale des Fußballers: Von der Fertigsuppe über die eigene Schallplatte bis hin zu Mobilfunknetzen - für vieles gibt Beckenbauer über Jahrzehnte seinen Namen her. Ein Markenzeichen ist sein bayerischer Akzent mit rollendem R. Der Beckenbauer-Werbeslogan "Ja, is' denn heut' scho' Weihnachten?" wird Anfang der 2000er Jahre Allgemeingut.
Kaiserkrone und Kaiser-Klone
Wenn's läuft, dann läuft's - könnte eine der tiefen Beckenbauerschen Lebensweisheiten lauten. Denn selbst als Spielfigur im Nationaldress gibt es den Libero ab 1977. Zu diesem Zeitpunkt wird er von Fans und Medien schon lange "Kaiser" genannt. Wegen seiner Spielintelligenz, seiner Persönlichkeit, seiner Erfolge. Endgültig auf dem Fußball-Olymp landet er 1990 ...
Bild: Werek/dpa/picture alliance
WM-Triumph in Rom
Als Teamchef bei der WM in Italien führt Beckenbauer die DFB-Elf zum dritten Weltmeistertitel. Im Finale gelingt gegen Argentinien die 1:0-Revanche für das verlorene Endspiel bei der WM 1986 in Mexiko. Der "Kaiser" ist nach dem Brasilianer Mario Zagallo der zweite Fußballer, der als Spieler und Trainer Weltmeister wird.
Bild: STAFF/AFP/Getty Images
Vereinstrainer und Sportfunktionär
Nach dem WM-Triumph widmet sich Franz Beckenbauer wieder dem Vereinsfußball. Zunächst als Trainer bei Olympique Marseille. Ab 1991 übernimmt er dann Verantwortung in der Führungsetage seines Heimatvereins Bayern München. Zweimal wird er Interimscoach und dabei Deutscher Meister und UEFA-Pokal-Sieger. Von 1994 bis 2009 steht er als Präsident an der Spitze des Vereins, danach wird er Ehrenpräsident.
Bild: Guenther Schiffmann/Bongarts/Getty Images
WM nach Deutschland geholt
Als Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bunds (1998 bis 2010) holt Beckenbauer die Fußball-WM 2006 nach Deutschland und wird dafür zunächst gefeiert. Neun Jahre nach dem "Sommermärchen" gerät er in einen Schmiergeldskandal: Der "Kaiser" hat eine ominöse Millionenzahlung abgezeichnet, die bei einem korrupten FIFA-Funktionär in Katar landete. Mainzer Karnevalisten schufen dazu einen Umzugswagen.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Arnold
Kaiserschmarrn und Ehrung
Im Ruhestand widmet sich Beckenbauer vor allem seinem Golf-Handicap. Für Schlagzeilen sorgt er nur noch ab und an - etwa, wenn er Berichte über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen auf WM-Baustellen in Katar mit den Worten abbügelt: "Ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen." In die "Hall of Fame" des deutschen Fußballs wird er natürlich trotzdem gleich bei Gründung 2018 aufgenommen.
Bild: AFP/I. Fassbender
Streikender Körper
Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Skandal um die WM 2006 werden 2021 eingestellt - auch unter Verweis auf seinen Gesundheitszustand. "Mein Körper hat richtig angefangen zu streiken", gesteht der "Kaiser" 2020: zwei Herzoperationen, künstliches Hüftgelenk, Augeninfarkt. Angst vor dem Tod habe er nicht, sagte Beckenbauer mit 75 Jahren: "Ich weiß, dass es passieren wird."