Belgier demonstrieren gegen Terror und Hass
17. April 2016Rund 7000 Menschen folgten dem Aufruf der Veranstalter zu einem "Marsch gegen den Terror und gegen den Hass". Ein Bündnis von Bürgerverbänden und religiösen Gemeinschaften hatte dazu aufgerufen. An der Spitze des Gedenkzuges gingen Hinterbliebene der Opfer. Auch Vertreter der Sicherheitsbehörden schlossen sich an, ebenso wie Repräsentanten der Religionsgemeinschaften.
Demonstration für ein friedliches Miteinander
Als Zeichen des Friedens trugen zahlreiche Demonstranten eine Blume bei sich. Im Demonstrationsaufruf hieß es: "Die größte Gefahr, die der Terror mit sich bringt, ist die, dass die Angst, die Militärpräsenz auf den Straßen und das Misstrauen gegen andere zur Normalität werden. (...) Wir werden das nicht zulassen." Der sozialistische Abgeordnete Hassan Bousetta, einer der Mitorganisatoren, sagte: "Wenn schutzlose Zivilisten feige umgebracht werden, dann müssen sich alle Bürger erheben und ihre Abscheu zum Ausdruck bringen."
Die größte Gruppe von Demonstranten startete vom Nordbahnhof, eine kleinere Abteilung setzte sich im Brüsseler Stadtteil Molenbeek in Bewegung, der als Hochburg der Islamistenszene gilt. Demonstranten aus Molenbeek riefen Parolen gegen die Dschihadistenorganisation "Islamischer Staat" (IS): "IS hau ab, Brüssel gehört Dir nicht!" Ziel der Demonstranten war das Zentrum der Hauptstadt.
Belgiens Ministerpräsident Charles Michel wollte Hinterbliebene der Opfer und Organisatoren des Marsches am Abend zu einem Gespräch empfangen. Die Demonstration sollte ursprünglich bereits am Sonntag nach den Anschlägen vom 22. März mit 32 Todesopfern und Hunderten Verletzten stattfinden. Aus Sicherheitsgründen wurde sie jedoch verschoben.
Belgiens Innenminister polarisiert
Der Gedenkmarsch stand auch unter dem Eindruck umstrittener Äußerungen des belgischen Innenministers Jan Jambon. Der Minister bezeichnete die Politik der Integration von Ausländern in seinem Land in einem Interview mit der Tageszeitung "De Standaard" vom Samstag als gescheitert. Als Beleg dafür führte er an, dass "ein erheblicher Anteil der muslimischen Gemeinschaft anlässlich der Anschläge getanzt" habe. Die Terroristen seien "nur ein Pickel", sagte der flämische Nationalist. "Darunter befindet sich ein Krebsgeschwür, dem viel schwerer beizukommen ist."
qu/kle (afp, dpa, APE)