Gefährliche PFAS-Chemikalien in Periodenprodukten
24. Juli 2025
Der Name klingt fast poetisch: Ewigkeitschemikalien. Doch dahinter verbergen sich per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), die ihre Bezeichnung daher haben, dass sie sich praktisch nie zersetzen, also ewig in der Umwelt erhalten bleiben. Für den Menschen hat das ernste Konsequenzen. Einige PFAS sind krebserregend, andere wirken sich aufs Immunsystem aus oder verringern die Wirkung von Impfungen.
"PFAS können auf die Fruchtbarkeit wirken, auf die Spermaqualität oder auch auf die Entwicklung des Kindes im Mutterleib", sagte Toxikologin Marike Kolossa-Gehring der Tagesschau. Auch mit Schilddrüsenerkrankungen und hohem Blutdruck werden Ewigkeitschemikalien in Verbindung gebracht.
Jetzt hat ein Forschungsteam in den USA festgestellt, dass diese Chemikalien in wiederverwendbaren Periodenprodukten enthalten sind. Fast ein Drittel der getesteten Periodenunterwäsche, Menstruationstassen und wiederverwendbaren Binden wurden unter Zuhilfenahme der toxischen Chemikalien hergestellt.
Das Team um Alyssa Wicks und Graham F. Peaslee an der renommierten University of Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana testete 59 wiederverwendbare Periodenprodukte aus Nordamerika, Südamerika und Europa. In einigen Produkten stellten die Forschenden niedrige Werte fest, bei denen es sich wahrscheinlich um Verpackungsrückstände handelte. Aber in einigen Produkten waren die Werte so hoch, dass PFAS bei der Herstellung zum Einsatz gekommen sein müssen - und das, obwohl es genauso gut ohne die toxischen Chemikalien ginge.
"Wir haben PFAS in einigen, aber nicht in allen Produkten nachgewiesen", sagte Peaslee, Physiker und emeritierter Professor an der Notre Dame University, der DW. "Es ist also gar nicht nötig [für die Herstellung der Produkte]. Die Produkte, die keine PFAS enthalten, verkaufen sich auch gut."
Ewigkeitschemikalien sind überall
Die Chemikalien können auf zwei Arten beim Menschen Schaden anrichten. Der direkte Weg ist die Absorption über die Haut bei der Nutzerin der Periodenunterwäsche oder Menstruationstasse. "Die Haut absorbiert zwischen einem Prozent und 50 Prozent der im Produkt enthaltenen Ewigkeitschemikalien", sagt Peaslee. "Selbst wenn nur ein oder zwei Prozent absorbiert werden, ist das schon schlecht."
Der indirekte Weg gefährdet nicht nur die Nutzerin selbst, sondern uns alle. Wenn die Produkte entsorgt werden, geraten die Ewigkeitschemikalien in den Wasserkreislauf, wo sie, gemäß ihrem Namen, nicht zerfallen. Menschen nehmen PFAS über das Trinkwasser auf, oder über Nahrungsmittel, die mit kontaminiertem Grundwasser bewässert wurden.
"Diese Produkte werden als ökologisch vermarktet, weil sie weniger Müll produzieren als 'Single-Use-Produkte' wie Binden oder Tampons", sagt Peaslee. "Aber diese Chemikalien sind besonders gefährlich, weil sie wirklich überall sind und sich nicht auflösen."
Das Bewusstsein für die Gefahren von PFAS erhöhen
PFAS sind in der Tat weit verbreitet. Die Stoffe sind wasser- und schmutzabweisend, druck- und hitzebeständig. Das macht sie beispielsweise attraktiv für Kleidungs- oder Verpackungshersteller. Ewigkeitschemikalien finden sich unter anderem in wasserabweisenden Jacken oder Schuhen, in Zelten und in Essensverpackungen. In Kosmetik werden PFAS eingesetzt, um die Konsistenz des Produktes zu beeinflussen oder zum Beispiel als Färbemittel.
Mit der Studie wollen Wicks, Peaslee und ihr Team das Bewusstsein für die Gefahr durch PFAS in Periodenprodukten erhöhen, sowohl bei den Firmen, als auch bei Konsumentinnen. Markennamen nennen sie in ihrem veröffentlichten Bericht nicht. "Wir wollten nicht verklagt werden", sagt Peaslee. In den USA könne das leicht mal passieren.
Der Forscher sagt, dass es sich für die Produzenten lohnen würde, auf PFAS zu verzichten, da die Materialien teuer sind. Er denkt aber, dass eine Abkehr von PFAS vor allem von Konsumentinnen und Konsumenten ausgehen wird.
"Konsumenten haben eine enorme Macht", sagt Peaslee. "Sie sollten explizit danach [Produkte ohne PFAS] fragen. Wenn es die Nachfrage gibt, werden mehr Firmen darauf achten, Produkte ohne PFAS herzustellen und die auch als solche zu bewerben. Und sie würden dabei nicht lügen - die wollen schließlich auch nicht verklagt werden."