1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Gefährliche Rückkehr nach Mossul

12. Juli 2017

Mossul ist vom IS befreit - doch für die Bewohner der irakischen Metropole ist der Schrecken damit noch lange nicht vorbei. Gefährliche Sprengkörper bleiben eine tödliche Falle, vor allem Kinder sind gefährdet.

Irak Kampf um Mossul gegen den IS
Bild: Getty Images/A. Al-Rubaye

Es war die "Hölle auf Erden", sagt der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Ra'ad al-Hussein. Der selbsternannte "Islamische Staat" (IS) habe während seiner Herrschaft in Mossul schwere Kriegsverbrechen begangen. Zehntausende Menschen seien vertrieben und als Schutzschilde missbraucht worden. Seit 2014 hatte die Terrormiliz die irakische Metropole in ihrer Gewalt. Nach monatelangen Kämpfen hat die irakische Armee die Stadt nun zurück erobert, seit Montag gilt sie als vom "Islamischen Staat" befreit - auch wenn sich noch einzelne Kämpfer in der Stadt aufhalten sollen.

Die Schlacht um Mossul hat eine zerstörte Stadt hinterlassen: Über Monate wurden Häuser und Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt, Selbstmordattentäter sprengten sich in die Luft, Scharfschützen lieferten sich an den Straßenecken Gefechte. Rund eine Million Menschen konnten aus der irakischen Stadt fliehen.

Sprengkörper lauern in der Stadt

Mit dem Sieg über den IS steigt nun die Zahl der Menschen, die wieder zurück in ihre Heimatstadt wollen. Etwa 200.000 konnten nach Angaben der Hilfsorganisation "Handicap International" wieder in ihre Häuser zurückkehren, in den kommenden Wochen werden noch viel mehr Menschen erwartet. 

Doch die Lebensgefahr für sie ist noch nicht vorüber, warnt die Hilfsorganisation. Denn zahlreiche Sprengkörper und explosive Kriegsreste könnten die Zivilbevölkerung noch Jahre und Jahrzehnte gefährden. Ein falscher Schritt kann so das Leben kosten - oder zumindest zu schwerwiegenden Behinderungen führen. Besonders die Zeit kurz nach Kriegsende, wenn noch wenige Räumungsarbeiten stattgefunden haben, sei gefährlich. Die Hilfsorganisation will deshalb die Zivilbevölkerung und die Hilfskräfte für den Umgang mit Blindgängern sensibilisieren.

Auch für die österreichische Hilfsorganisation "Gemeinsam gegen Landminen" ist die Schulung der Menschen wichtig. "Man muss vor allem Kinder und Jugendliche warnen: Sie sollen Minen auf keinen Fall selbst mit einem Steinwurf entschärfen - das ist lebensgefährlich", sagt Geschäftsführerin Iwona Tscheinig der DW: "Am besten markiert man die Stelle und meldet sie dem Militär." Gerade in Vierteln, in denen die Zerstörung besonders groß sei, dort, wo viele Tote gefunden wurden, sei die Gefahr von explosiven Kriegsresten hoch. Wie lange es dauern wird, bis eine Stadt wie Mossul von Sprengkörpern weitestgehend befreit sei, sagt Tescheinig, sei noch nicht abschätzbar. Die Arbeit habe schon begonnen.

Gefährliche Landminen: Besonders spielende Kinder sind gefährdet Bild: picture-alliance/AP Photo/A.Niedringhaus

Tödliches Kriegserbe

Schon seit Jahrzehnten ist der Irak von Landminen durchsetzt. Nach Angaben des Vereins "Demira. Deutsche Minenräumer" liegen in dem Land etwa 20 Millionen Landminen und zwischen 2,6 und 6 Millionen Blindgänger - eine direkte Folge des Iran-Irakkriegs und der Golfkriege. Damit gehört der Irak zu den am stärksten belasteten Ländern weltweit.

Iraker in Bagdad feiern den Sieg über den IS in Mossul Bild: picture-alliance/dpa/AP/K. Kadim

Hinzu kommt, dass man nicht genau weiß, wo sich die Landminen befinden. Eine Räumung wird damit noch einmal deutlich erschwert - mit schrecklichen Folgen: Laut "Demira" wurden bereits tausende Menschen im Irak durch Munitionsreste getötet oder verletzt. Die genaue Anzahl der Opfer ist nicht bekannt, da keine Statistiken über die Unfälle geführt werden. Häufig sind Zivilisten die Opfer, darunter auch viele Kinder.

Mossul wird also, trotz der Rückeroberung durch die irakische Armee, wohl über Jahre lebensbedrohlich für seine Einwohner bleiben. Im Irak wird jedenfalls eine Woche lang die Befreiung gefeiert, wenn auch vielleicht nicht immer ganz freiwillig: Die Feiern wurden staatlich angeordnet.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen