Gefahr aus dem All
11. Dezember 2010DW-WORLD.DE: Herr Koschny, der Asteroid Apophis soll der Erde 2029 und 2036 gefährlich nahe kommen. Macht Ihnen das Sorgen?
Detlef Koschny: Nein wir machen uns keine Sorgen, weil die Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag sehr klein ist. Aber wir nehmen das Thema ernst genug, dass wir ein Projekt ins Leben gerufen haben, bei dem wir uns mit der Beobachtung und der eventuellen Abwehr von Asteroiden beschäftigen.
Mit welchen Konsequenzen könnte man rechnen, wenn ein Asteroid auf unserem Planeten einschlagen würde?
Ein gutes Beispiel ist, was 1908 in Sibirien passiert ist. Damals ist ein Objekt mit 40 Metern Größe, das ist ungefähr ein Zehntel der Größe von Apophis, in einer Höhe von 15 Kilometern über der Erde explodiert. Gott sei Dank in Sibirien, im Tunguska-Gebiet, wo sehr wenige Menschen leben. Dieser Asteroid zerstörte eine Waldfläche in der Größe einer Stadt wie London oder Berlin. Wenn ein solches Objekt über einer größeren Stadt herunterkommen würde, dann würde diese dem Erdboden gleich gemacht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Asteroid auf die Erde trifft, ist aber abhängig von seiner Größe. Der Einschlag eines Kilometer-großen Objekts, wie es die Dinosaurier ausgelöscht hat, kommt statistisch gesehen alle 65 Millionen Jahre vor, also wirklich selten.
Bei der ESA werden Asteroiden beobachtet und katalogisiert. Suchen Astronomen dort Tag und Nacht mit ihren Teleskopen den Himmel ab?
Ja, im Prinzip ist das so. Wir bauen gerade ein Beobachtungsnetz aus mehreren Teleskopen auf, die nachts den gesamten Himmel absuchen. Das läuft weitgehend automatisch. Wenn der Computer ein Objekt findet, müssen die Astronomen vor Ort noch mal genauer hinschauen.
Wie gehen Sie vor, wenn ein gefährlicher Asteroid entdeckt wird? Wird dann internationaler Alarm ausgelöst?
Im Film greift Bruce Willis einfach zum roten Telefon und ruft den amerikanischen Präsidenten an. In der Realität ist das natürlich nicht so. Denn es wäre ein internationales Problem. Wenn ein Asteroid einschlagen würde, wäre die ganze Erde betroffen. Denn man kann vorher nicht sagen, in welchem Land er herunterkommt. Eine Möglichkeit wäre, dass man die Maßnahmen über den Sicherheitsrat der UN koordiniert.
Wie genau könnte man sich überhaupt gegen einen Asteroiden-Einschlag schützen?
Wenn wir einen gefährlichen Asteroiden entdecken, dann schlägt er nicht morgen ein, das kann noch zehn bis 15 Jahre dauern. Da bleibt Zeit genug, um eine Raummission zu planen, die zum Asteroiden fliegt und ihn abwehrt. Dabei müsste man eine größere Masse auf dem Asteroiden einschlagen lassen, so dass er minimal aus seiner Bahn gelenkt würde. Die zehn Jahre, die er noch zu fliegen hätte, würden ausreichen, damit er die Erde verfehlt.
Dann können wir ja jetzt etwas beruhigter in den Nachthimmel schauen…
Das sollten Sie auch. Sie brauchen sicher keine Angst haben, dass Ihnen morgen ein Stein vom Himmel auf den Kopf fällt. Wichtiger ist, zu schauen, ob ein Auto kommt, wenn Sie über die Straße gehen.
Das Gespräch führte Jan Bruck
Redaktion: Judith Hartl