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Gefahr in der Shisha-Bar

3. Januar 2018

Immer mehr Jugendliche rauchen Shisha. Da sitzt man gemütlich beisammen und pafft harmlosen Wasserdampf. Oder? Von wegen! Wasserpfeifen sind sogar noch gefährlicher als Zigaretten, warnt der Arzt Sven Dreyer.

Hookah Bar Lights Up Nightlife In San Jose
Bild: Getty Images/J.Sullivan

Shishas muten harmlos an. Sie sehen ganz hübsch aus, Menschen sitzen in Bars zusammen, teilen sich eine Wasserpfeife und pusten süß duftenden Dampf in die Luft. Gerade bei Jugendlichen werden Shishas immer beliebter und scheinen eine Alternative zum Zigarettenrauchen zu sein. Einem Bericht der Krankenkasse DAK zufolge hat jeder zweite Zehntklässler in Deutschland schon mal Tabak aus einer Wasserpfeife geraucht, etwa 15 Prozent der 7000 befragten Schüler paffen regelmäßig.

Shisha-Bars sprießen überall wie Pilze aus dem Boden und vervollständigen das Bild einer unbedenklichen Freizeitbeschäftigung. Doch das ist ein Trugschluss. "Shisha zu rauchen ist mindestens genauso gefährlich wie Zigarettenrauchen", warnt Sven Dreyer, Mitglied der Ärztekammer Nordrhein und leitender Druckkammerarzt am Universitätsklinikum in Düsseldorf. Zum Glimmstengel greifen zwar immer weniger Jugendliche. Der Drogen- und Suchtbericht 2017 erwähnt eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, wonach die Raucherquote bei Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren seit 2001 von 27,5 Prozent auf 7,4 Prozent im Jahr 2016 gesunken ist. Stattdessen greifen sie zur Shisha - und das ist kaum besser.

Der Tabak für Shishas ist süß-fruchtig aromatisiert und lockt besonders junge Leute an die PfeifenBild: picture-alliance/dpa/S.Strache

Shishas sind wie Zigaretten, nur schlimmer

Werden die Shishas mit Tabak geraucht, verursachen sie die gleichen Langzeitschäden wie Zigaretten. Auch die Wasserpfeifen verschlechtern die Lungenfunktion und erhöhen das Krebsrisiko. "Eine Shisha mit Tabak hat etwa die zehn- bis zwanzigfache Menge an Nikotin im Vergleich zu einer Zigarette", sagt Dreyer. Wer jeden Tag zur Wasserpfeife greift, könne genauso gut zehn Zigaretten rauchen. Statt Tabak könne man zwar auch sogenannte Aromasteine verwenden, die kein Nikotin enthalten. Viel mehr ist über die Inhaltsstoffe dieser Steine allerdings nicht bekannt. Ob mit oder ohne Nikotin, Dreyer sieht die Wasserpfeifen aus einem ganz anderen Grund besonders kritisch.

"Bei der Shisha besteht zusätzlich die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung. Die führt im mildesten Fall zu Schwindel, Übelkeit und Erbrechen und geht dann über in Bewusstlosigkeit und Krampfanfälle", erklärt Dreyer. Das geruch- und farblose Gas Kohlenmonoxid wird beim Verbrennen der Kohle auf dem Wasserpfeifenkopf freigesetzt. Mit jedem blubbernden Zug durch den Shisha-Schlauch gelangt es direkt in die Lunge des Rauchers und lässt den Kohlenmonoxid-Anteil im Blut schnell in gefährliche Höhen schnellen. Eine Vergiftung und Bewusstlosigkeit sind die Folge.

Therapie mit reinem Sauerstoff

Patienten, deren Ausflug in die Shisha-Bar auf diese Weise endet, landen bei einem Druckkammerarzt wie Dreyer. Der bestimmt zunächst den Kohlenmonoxidgehalt im Blut. "Wir sprechen von Kohlenmonoxid-Hämoglobin, also dem Anteil von rotem Blutfarbstoff, der mit Kohlenmonoxid belastet ist. Bei Nichtrauchern liegt der ungefähr bei einem Prozent. Ein starker Raucher schafft etwa 10 Prozent." Ein Shisha-Raucher habe nicht selten Werte von über 20 Prozent. "Damit ist man sicher vergiftet", sagt Dreyer. Die Patienten müssen reinen Sauerstoff atmen, in schweren Fällen bekommen sie diesen in einer Druckkammer verabreicht.

Kohlenmonoxidmelder in Shisha-Bars?

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Um dort zu landen, ist es allerdings gar nicht notwendig, selbst an der Wasserpfeife zu ziehen. Es reicht völlig, sich in einer Bar, einem hierzulande wetterbedingt meist geschlossenen Raum, aufzuhalten und passiv mitzurauchen. Das Kohlenmonoxid gelangt zwar durch das Rauchen am schnellsten in die Lunge. Da das Gas aber durch das Verglühen der Kohle freigesetzt wird, atmen es nichtrauchende Bar-Besucher ebenfalls ein. Weil auch immer wieder Passivraucher kollabieren, hat die Ärztekammer in Nordrhein-Westfalen erst kürzlich Kohlenmonoxidmelder in Shisha-Bars gefordert.

Dreyer ist jedoch nicht besonders optimistisch. "Die Chance, dass diese Melder kommen, geht gegen null. Es fühlt sich einfach niemand zuständig."

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